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Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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ruhig, fast gleichgültig:
    »Ihr Prozeß am Pol und was damit zusammenhängt, die Entwendung des Sauerstoffs – wovon übrigens nichts bekannt geworden ist –, die unerlaubte Benutzung des Luftschiffs zur Flucht – darüber können Sie beruhigt sein. Ich sehe dies als eine zusammenhängende einzige Handlung an, die unter die Friedensamnestie fällt. Sie können deswegen nicht verfolgt werden. Ich nehme es auf mich, diese Akten kassieren zu lassen. Aber das andere! Das ist traurig, das ist schwer! Wenn es zur Anzeige kommt, sind Sie verloren.«
    Torm sprang auf.
    »Sie wissen es, so bin ich verloren.«
    Auch Ell erhob sich. Er schritt durch das Zimmer auf und nieder, noch immer mit sich kämpfend. Dann blieb er wieder vor Torm stehen.
    »Wenn es zur Anzeige kommt, sage ich, und wenn Sie bei Ihrem Geständnis stehen bleiben.«
    »Wie kann ich anders.«
    »Denn es ist nichts davon bekannt geworden. Es ist etwas geschehen, was Sie nicht wissen. Das Schiff mit der gesamten Besatzung ist auf der Rückkehr bei Podgoritza durch die Albaner vernichtet worden, ehe irgendeine Nachricht von ihm zu uns gelangt ist. Niemand wurde gerettet, alle Papiere und Aufzeichnungen sind verbrannt oder verschwunden. Niemand kann beweisen, was Sie getan haben, außer Ihnen – und mir!«
    »O ich Tor!« murmelte Torm; bleich und finster blickte er auf Ell.
    »Wollen Sie widerrufen, was Sie mir gesagt haben? Es war vielleicht nur eine poetische Ausschmückung ihres Abenteuers? Sie haben den Wächter nur leicht beiseite gedrängt?«
    »Ich schlug ihn vor die Stirn, ich hörte ihn mit einem Aufschrei dumpf auf die Kante der Treppe schlagen. Hätte ich gewußt, was ich jetzt weiß, ich hätte vielleicht geschwiegen. Lügen werde ich nicht. Und doch – komme, was da kommen will, es ist besser so. Gewißheit konnte ich nicht anders erlangen, als daß ich mit Ihnen sprach. Gewißheit mußte ich erlangen, und die Wahrheit mußte ich sagen, wenn ich überhaupt sprach. Und Sie müssen meine Bestrafung einleiten.«
    »Ich muß es, wenn –«, er unterbrach sich und ging wieder auf und ab. Dann trat er an das Fenster. Torm hörte ihn leise stöhnen. Nun wandte er sich um. Er schritt auf Torm zu. Er sah verändert aus. Aus dem geisterhaft bleichen Gesicht leuchteten seine großen Augen wie von einem überirdischen Feuer. Vor Torm blieb er stehen und faßte seine Hände.
    »Gehen Sie«, sagte er mit Bestimmtheit. »Gehen Sie, mein Freund, ich werde die Anzeige nicht erstatten. Was Sie gesprochen haben, der Kultor hat es nicht gehört – verstehen Sie –«
    Torm schüttelte den Kopf.
    »Sie werden es verstehen, binnen einer Stunde. Wohin gehen Sie? Nach Friedau? Sie haben nichts mehr zu befürchten. Gehen Sie – geben Sie sich zu erkennen – und seien Sie glücklich – gehen Sie –«
    Er drängte Torm zur Tür. Ein Diener nahm ihn in Empfang und zeigte ihm den Weg durch die Gemächer und über die Treppen.
    Sobald Ell allein war, sank er wie gebrochen auf einen Sessel. Er schloß die Augen und preßte die Hände vor die Stirn. Nur wenige Minuten. Dann stand er auf. Er wußte, was er wollte.
    Mit fester Hand setzte er zwei Depeschen auf. Die eine war in martischer Kurzschrift, sie war an den Protektor der Erde gerichtet und trug den Zusatz: Als Lichtdepesche auf den Nu nachzusenden. Die andre ging an Grunthe: Sofort zu bestellen.
    »Besorgen Sie dies eilends«, sagte er zu dem Diener. »Und nun wünsche ich nicht mehr gestört zu sein.«
    Torm fand vor der Tür des Palais bereits einen Wagen halten, und als er herantrat, winkte ihm Isma entgegen. Sie hatte keine Ruhe im Schiff gefunden und wollte ihn hier erwarten. Angstvoll blickte sie ihm entgegen.
    »Alles gut!« rief er und sprang in den Wagen, der sogleich sich in Bewegung setzte.
    »Ich bin frei, wir sind sicher! Nun habe ich dich erst wieder!«
    »Gott sei bedankt«, flüsterte Isma, an seine Schulter gelehnt. »Und was sagte Ell?«
    »Gehen Sie nach Friedau, seien Sie glücklich!«
    »Sonst nichts?«
    »Nichts.«
    Nach ihr hatte er nicht gefragt, für sie hatte er keinen Gruß, keinen Glückwunsch, ihr Name war nicht über seine Lippen gekommen. So klang es schmerzlich durch ihre Seele, während Torm, immer lebhafter werdend, seine Unterredung mit Ell berichtete.
    Am Akazienplatz verließen sie den Wagen. Alsbald senkte sich das Luftschiff auf den menschenleeren Platz und nahm sie auf.
    Gegen ein Uhr nachts ließ sich das Luftschiff wieder auf seinen Ankerplatz im Garten der Sternwarte von

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