Auf zwei Planeten
Zeitrechnung nach Erdtagen übersetzen –, also in den nächsten vierzehn Tagen ungefähr werden wir fast alle die Erde verlassen haben.«
»Aber davon höre ich das erste Wort.«
»Weil wir überhaupt noch nicht von der Zukunft gesprochen haben –«
»Es ist wahr, die Gegenwart war zu schön und zu reich –«
»Nun, werden Sie nicht melancholisch! Und dann versteht es sich ja doch von selbst, daß wir im Winter nicht hierbleiben, ausgenommen die Wächter.«
»Was für Wächter?«
»Wir erwarten sie mit dem nächsten Fahrzeug vom Nu«, sagte Jo. »Sie sind unsre Ablösung – nur zwölf Mann, die hier überwintern und die Insel bewachen. Im Winter können wir unsre Arbeiten nicht fortsetzen, und die ganze Insel zu heizen, das wäre denn doch zu kostspielig.«
»Und kommen Sie im Sommer zurück?«
»Wir oder andere.«
»Und ich denke, Sie bringen die Polarnacht nicht hier auf der Insel zu, sondern bei uns. Dort, wo wir auf dem Mars wohnen, haben wir dann gerade unsern herrlichen Spätsommer. Und wenn die Sonne hier am Nordpol wieder aufgeht, reisen Sie vom Mars ab und kommen dann im Lauf Ihres Mai hier an. Das ist gerade die rechte Zeit für den Pol – und dann werden Sie, denke ich, Ihre Freunde vom Mars zu Ihren Landsleuten zu führen wissen. Sie brauchen aber nicht jetzt schon mit Jo zu reisen, wir verlassen die Erde erst mit dem letzten Schiff.«
La hatte dies zu Saltner gesagt. Und als sie ihn dabei so freundlich ansah, schien es ihm, als könne es gar nicht anders sein, er müsse mit nach dem Mars gehen. Aber was würde Grunthe dazu sagen?
Allerdings hatten weder Saltner noch Grunthe bisher mit den Martiern über ihre nächste Zukunft gesprochen. Das hatte verschiedene Ursachen in zufälligen Umständen. Der Hauptgrund war jedoch, wohl ohne daß die beiden Deutschen sich darüber klar wurden, daß die Martier bisher es absichtlich vermieden hatten, sich über diese Frage zu äußern. Sie hatten selbst noch keinen Entschluß gefaßt. Auf die erste Lichtdepesche nach dem Mars über die Auffindung der Menschen hatte die Zentralregierung der Marsstaaten geantwortet, daß man zunächst die Fremdlinge beobachten und ausforschen und dann über sie Bericht erstatten solle. Dieser Bericht war vor kurzem abgegangen, die Antwort jedoch noch nicht eingetroffen. Deshalb hatten die Martier jede Hindeutung auf das weitere Schicksal ihrer Gäste vermieden, und sobald Grunthe und Saltner eine Frage in dieser Hinsicht zu stellen oder einen Wunsch zu äußern versuchten, waren sie darüber mit einer ausweichenden Antwort hinweggegangen. Wenn aber die Martier auf irgendeine Frage nicht eingehen wollten, so war es für die Menschen ganz unmöglich, sie dahin zu bringen. Die Leichtigkeit, mit welcher sie die Gedanken lenkten, und die Überlegenheit ihres Willens waren so groß, daß die Menschen ihnen folgen mußten und dabei kaum merkten, daß sie geleitet wurden. Aber Grunthe wie Saltner waren in der Tat noch so erfüllt von den Aufgaben, die ihnen auf der Insel gestellt waren, daß sie die Pläne über die Fortsetzung ihrer Reise selbst in ihren Gesprächen untereinander nur vorübergehend berührt hatten. Sie hatten sich zwar vorgenommen, in den nächsten Tagen einen definitiven Entschluß zu fassen und zu gelegener Zeit mit den Martiern darüber zu reden, bis jetzt war es aber noch nicht dazu gekommen. Grunthe glaubte nämlich, daß sie, falls nur die Erlaubnis der Martier erlangt war, jederzeit die Insel ohne Schwierigkeit würden verlassen können, weil er nach einer allerdings nur vorläufigen Untersuchung sich für überzeugt hielt, daß der Ballon mit verhältnismäßig geringer Mühe sich wieder herstellen ließe. Mit dem größten Teil ihrer Ausrüstung waren auch einige Reservebehälter gerettet worden, die komprimierten Wasserstoff enthielten. Allerdings konnte derselbe zu einer vollständigen Füllung des Ballons nicht ausreichen. Doch hoffte Grunthe, von den Martiern die Mittel zur genügenden Entwicklung des Gases zu erhalten. Er hatte bei seinen Studien auf der Insel gesehen, daß die Martier über so gewaltige Mengen elektrischen Stromes verfügten, daß er dadurch den Wasserstoff leicht aus dem Wasser des Meeres erhalten konnte. Sollte ihm aber hierzu die Beihilfe verweigert werden, so war er entschlossen, den Ballon entsprechend zu verkleinern und mit dem Reservevorrat an Gas und nur dem notwendigsten Gepäck die Heimreise anzutreten. Er hatte in der Bibliothek der Martier die
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