Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
Vom Netzwerk:
niemand den Ruck aushalten – immerhin bringen wir das Schiff binnen drei Stunden zum Stehen. Sie sehen also, daß wir auf diese Weise an jeder beliebigen Stelle des Weltraums einfach haltmachen können. Wir heben die Anziehung der Sonne auf und heben die planetarische Tangentialgeschwindigkeit auf, und damit stehen wir still, unverändert in unsrer Lage zu allen Körpern unsres Sonnensystems. Hier können wir warten, so lange wir Lust haben; wir stellen uns zum Beispiel auf die Marsbahn und lassen den Planeten einfach herankommen. Aber das würde immer noch viel zu lange dauern. Wenn wir noch etwas mehr Bomben in passender Richtung anwenden, so können wir uns sofort direkt auf den Planeten oder vielmehr auf den Punkt seiner Bahn hinbewegen, an welchem wir ihn am schnellsten antreffen. Natürlich nehmen wir dabei, so gut es sich machen läßt, die Gravitation mit in Anspruch, selbstverständlich immer, wenn wir uns der Sonne zu nähern haben, also wenn wir vom Mars hierherfahren.«
    Grunthe verharrte noch immer in seinem Schweigen. Er rechnete jetzt aus, welche Geschwindigkeit wohl das Geschoß bekommen müsse, wenn durch den Rückschlag beim Abfeuern das ganze Raumschiff mit einer Geschwindigkeit von einem Kilometer pro Sekunde zurückgeschleudert werden solle. Schon begann das Gespräch der Martier sich anderen Gegenständen zuzuwenden, als er sagte:
    »Ich kann natürlich in Ihre Worte keinen Zweifel setzen. Aber wenn Sie der Masse des Schiffs von einer Million Kilogramm eine Geschwindigkeit von 1000 Metern erteilen, so würde dies ja voraussetzen, daß das Geschoß selbst eine so ungeheure Geschwindigkeit erhielte, wie sie auf keine Weise sich erzeugen läßt.«
    »Warum nicht?« fragte Jo.
    »Und wenn auch«, unterbrach Saltner, »was nützt Ihnen denn das Abschießen? Dadurch kann doch Ihr Schiff nicht bewegt werden?«
    »Das schon«, berichtigte ihn Grunthe, »nur der Schwerpunkt des ganzen Systems kann nicht verrückt werden. Der Schwerpunkt von Geschoß und Schiff behält seine Geschwindigkeit, aber dort befindet sich ja niemand, das Raumschiff entfernt sich von diesem Schwerpunkt infolge des Rückschlags, wie wir hören, um einen Kilometer in der Sekunde, das heißt, es bewegt sich dann nur noch mit einer Geschwindigkeit von 29 Kilometern vorwärts. Gleichzeitig aber muß das Geschoß nach der entgegengesetzten Seite mit einer solchen Geschwindigkeit fliegen, daß das Produkt aus dieser und der Masse des Geschosses gleich ist dem Produkt aus Masse und Geschwindigkeit des Schiffs (in bezug auf den Schwerpunkt), das gibt in unserm Fall die Zahl von tausend Millionen. Es fragt sich nun, welche Masse Ihre Geschosse besitzen –«
    »Hundert Kilogramm«, sagte Jo.
    »Dann würde ja«, sagte Grunthe kopfschüttelnd, »das Geschoß eine Geschwindigkeit von zehn Millionen Meter, das sind zehntausend Kilometer in der Sekunde bekommen – das ist mir undenkbar!«
    »Und dennoch ist es so«, versicherte Jo. »Ja, es ist dies noch gar nicht die Grenze des Erreichbaren. Wir haben berechnet, daß sich die Geschwindigkeit bis über die Lichtgeschwindigkeit hinaus muß steigern lassen –«
    »Sie wollen mich zum besten haben –«
    »Nicht im geringsten.«
    »Durch die Entwicklung von Explosionsgasen?«
    »Wer behauptet das? Das ist natürlich nicht möglich. Aber durch die Explosion des Weltäthers selbst.«
    Grunthe schüttelte nur den Kopf.
    »Ich las in Ihren Büchern«, fuhr Jo fort, »daß Sie Ihre Geschosse durch die Entwicklung der Pulvergase mit Geschwindigkeiten schleudern, welche größer sind als die Geschwindigkeit, mit der sich der Schall in der Luft fortpflanzt. Nun – der Vergleich trifft zwar nicht vollständig zu, aber in der Hauptsache – warum sollen wir nicht durch Entwicklung großer Äthervolumina Geschwindigkeiten erzeugen, die größer sind als diejenige, mit welcher sich das Licht im Äther fortpflanzt? Es kommt nur darauf an, Apparate zu haben, die das leisten.«
    »Und diese haben Sie?«
    »Allerdings. Wir können Ätherspannungen erzeugen, die wir plötzlich entlasten. Der kondensierte Äther heißt ›Repulsit‹. Unsere Geschütze und Geschosse bestehen aus – ja, wie soll ich Ihnen das übersetzen? Übrigens kommt die Sache im Grunde darauf hinaus, große Elektrizitätsmengen unter kolossalen Spannungen zu halten – und die Entdeckung hängt wieder mit derjenigen der Diabarie zusammen.«
    »Das ist uns freilich jetzt nicht möglich, so schnell zu fassen«, sagte Grunthe. »Und Sie

Weitere Kostenlose Bücher