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Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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unter uns trat und rief: ›Freunde, wollen wir in sechzig Tagen auf dem Mars sein?‹
    Wir sprangen auf und umringten ihn. Alle wollten wir näheres hören. Nun –«
    Jo unterbrach sich und warf einen Blick auf die Uhr.
    »Pik und Spe!« rief er. »ist das schon spät geworden! Nun, ich will schnell ein Ende machen!«
    »O bitte, bitte, es ist noch Zeit.«
    »Kurz und gut! Mitt hatte den kühnen Plan erdacht, in einer rückläufigen Hyperbel mit kurzer Periheldistanz quer über die Erdbahn weg auf den Mars zu stoßen. Er setzte uns das kurz auseinander. Allerdings mußten wir unsre Richtschüsse bis auf einen letzten, zum Landen bestimmten Notvorrat daran wagen. Nur eine Gefahr war dabei, und deshalb wollte Mitt nicht ohne unsere Einwilligung handeln – wir kamen der Sonne in einer Weise nahe, wie es noch kein Raumschiffer gewagt hatte, und es fragte sich, ob wir die Strahlung würden aushalten können.
    Auch der Plan, auf der Erde am Nordpol anzulegen, schien Mitt sehr erwägenswert, und lange wurde hin und her überlegt, was zu tun sei.
    Aber Sie wissen ja, in jedem rechten Raumschifferherzen steckt die Lust, das Ungewohnte zu wagen, wenn es einigermaßen aussichtsvoll ist. Den Gefährten konnten wir in diesem Südpol-Sommer doch nicht mehr helfen, und so wurde beschlossen, die kühne Hyperbelfahrt zu versuchen.
    Nun, Gott war gnädig, wir sind heimgekommen. Aber die zwei Tage, die wir um die Sonnennähe jagten, die möchte ich nicht wieder erleben. Ich habe manches durchgemacht – solche Glut noch nicht. Wir konnten unsre äußere Stellitkugel nur dadurch vor dem Schmelzen bewahren, daß wir sie schnell rotieren ließen; so strahlte sie die auf der einen Seite empfangene Hitze auf der andern wieder aus – weiß nicht, bekomme sogleich einen wahren Merkursdurst, wenn ich daran denke!«
    Damit tat Jo einen tiefen Zug aus seinem Mundstück und erhob sich.
    »Schade, schade, daß Sie morgen schon fortgehen!« sagte La zu Jo. »Von der Sonnennähe müssen Sie uns noch einmal erzählen!«
    »Wenn’s einmal recht kalt ist!«
    »Und All? Hat man nichts mehr von ihm gehört?« fragte Grunthe.
    »Nichts! Auch bei wiederholten Besuchen des Südpols hat man keine Spuren mehr gefunden, keine Aufzeichnungen. Und nun, Gott befohlen! Auf Wiedersehen morgen vormittags!«
    Jo schüttelte den Deutschen die Hände, und alle Martier wiederholten die Begrüßung. Dann zogen sie sich zurück. Nur La und Se blieben noch einige Minuten und redeten ihren Gästen zu, ihre Reise nicht im Winter zu wagen, sondern mit ihnen nach dem Mars zu gehen.
    »Lassen Sie sich durch Jos Erzählung nicht bange machen«, sagte La lächelnd. »Wir nehmen jetzt soviel Richtschüsse mit, daß wir allen Hindernissen schleunigst ausweichen können. Die Gefahr lag ja früher darin, daß man auf der Erdoberfläche landen und von dort abreisen mußte; jetzt aber haben wir auf beiden Planeten Stationen außerhalb der Atmosphäre.«
    »Solche Besorgnisse würden uns nicht abhalten«, sagte Grunthe ernst. »Wir hoffen ja später mit der Hilfe Ihrer Landsleute auf den Mars zu reisen.«
    »Und was hält Sie denn ab, schon jetzt mit uns zu kommen?« fragte Se.
    »Die Pflicht«, erwiderte Grunthe.
    La und Se schwiegen einen Augenblick. Dann sagte Se mit einem Blick auf Saltner:
    »Es gibt auch eine Pflicht gegen die Freunde.«
    »Die Pflicht der Dankbarkeit gegen unsre Retter wird mir stets heilig bleiben«, sagte Grunthe, »aber im Falle des Widerstreits entscheidet die ältere –«
    »Oder die höhere«, fiel La ein, »und das werden wir schon noch untersuchen.«
    »Das wissen Sie ja«, sagte Saltner herzlich, »daß ich nichts lieber täte, als mit Ihnen zu gehen, wohin’s auch immer wäre.«
    »Mit wem denn?« scherzte La. »Wir wohnen leider auf dem Mars dreitausend Kilometer voneinander.«
    »Das ist nicht so schlimm«, erwiderte Saltner. »Sie haben dort gewiß so schnelle Beförderungsmittel, daß man einen Tag hier und einen da sein kann. Und das hat auch seine guten Seiten.«
    »Das ist reizend«, rief Se. »Sie passen ausgezeichnet auf den Mars. Wenn wir Sie nun beim Wort nehmen?«
    Se und La warfen sich einen Blick des Einverständnisses zu. Dann faßten sie jede einen seiner Finger und sagten gleichzeitig:
    »Gebunden.«
    Saltner machte ein etwas verdutztes Gesicht, da er nicht recht wußte, was das bedeuten sollte.
    »Wieso?« fragte er. »Was soll das sein?«
    »Ein Spiel!« rief La, und beide sahen ihn so sonderbar und freundlich an, daß ihm ganz

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