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Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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Anziehungskraft der Erde nahezu ganz aufgehoben werden konnte. Bei der Luftschiffahrt geschah diese Aufhebung natürlich nicht so vollständig wie bei der Raumschiffahrt, sondern nur soweit, daß das Gewicht des Schiffes samt seinem Inhalt geringer wurde als das Gewicht der von ihm verdrängten Luft. Nach dem archimedischen Gesetz mußte es dann in der Luft in die Höhe steigen, und, je nachdem man seine Schwere vergrößerte oder verkleinerte, konnte man es senken oder heben. Man bedurfte dazu keiner Riesenballons und keiner Ballastmassen. Das Probeschiff der Martier wog mit seinem ganzen Inhalt etwa fünfzig Zentner und besaß eine Luftverdrängung von über hundert Kubikmeter. Es genügte also eine Erniedrigung des Gewichts bis auf fünf Prozent des eigentlichen Betrages, das heißt bis auf 125 Kilogramm, um zu bewirken, daß das Schiff in der Nähe der Erdoberfläche schwebte, denn soviel beträgt hier ungefähr das Gewicht der verdrängten hundert Kubikmeter Luft. Was aber die Martier bisher verhindert hatte, sich mit ihren Raumschiffen in die Atmosphäre zu wagen, war die mangelhafte Widerstandsfähigkeit des Stellits. Es galt somit für die Martier vor allem, einen Stoff zu finden, der sich diabarisch machen ließ und dabei doch die genügende Festigkeit besaß, um eventuell nicht nur den gewaltigen Druck eines Sturmwindes auszuhalten, sondern auch mit großer Geschwindigkeit gegen die Luft anzufliegen. Das war jetzt gelungen. Das neue Luftschiff vermochte einer mit 400 Metern Geschwindigkeit gegen dasselbe bewegten Luftmasse Widerstand zu leisten, ohne eine schädliche Verbiegung seiner Umhüllung zu erleiden. Dieser Stoff führte den Namen Rob.
    Diabarie und Rob fanden nun ihren dritten Verbündeten zur Vollendung der Aerotechnik in einer Modifikation des Repulsit. Man konnte natürlich in der Luft der Erde nicht wie im leeren Raum Repulsitbomben schleudern. Aber man hatte dafür eine Vorrichtung ersonnen, den kondensierten Äther des Repulsits so allmählich zu entspannen, daß man den unmittelbaren Rückstoß zur Fortbewegung benutzen konnte. So bedurfte es keiner Schrauben oder Flügel, die nicht nur viel Raum einnahmen, sondern auch leicht der Havarie ausgesetzt waren; man schoß sich direkt durch Reaktion, wie eine Rakete, durch die Luft. Die beiden großen Flügel und das Steuer, welche das neue Luftschiff trug, konnten unter Umständen gänzlich zusammengeschoben und eingezogen werden; sie dienten nur dazu, um das Gleichgewicht bei plötzlicher Änderung der Richtung zu bewahren und um nicht die großen Vorteile zu verlieren, welche der Segelflug bei günstigem Wind darbietet.
    Ill hatte das Schiff vom Mars mitgebracht und sich jetzt von seiner Tauglichkeit überzeugt. Die Versuche geschahen in der Nacht, das heißt während der Schlafenszeit, weniger, weil man die neuen Erfolge vor den Menschen verbergen wollte, als weil man bei einem etwaigen Mißerfolg keinerlei Zeugen zu haben wünschte. Immerhin beabsichtigte Ill nicht, die Menschen in die Fortschritte einzuweihen, welche die Martier gemacht hatten; da aber noch weitere Übungen angestellt werden sollten und man höchstens noch auf zwei Wochen Tageslicht rechnen konnte, so lag ihm selbst daran, Grunthe, wenn dieser auf seiner Weigerung beharren sollte, möglichst schnell von der Insel zu entfernen. Die Aufklärungsfahrt des Luftschiffs in der Richtung nach Europa hing mit dieser Absicht zusammen. Es stellte sich heraus, daß mit Anwendung des Repulsits Geschwindigkeiten von 200 Metern in ruhiger Luft mit Leichtigkeit erreicht werden konnten. Man bewegte sich dabei in Höhen von ungefähr zehn Kilometern, bei einer Luftverdünnung, welche allerdings von Menschen nur bei künstlicher Sauerstoffatmung ertragen werden konnte, den Martiern aber, wenn sie nur von Zeit zu Zeit etwas Sauerstoffzuschuß erhielten, keine besonderen Beschwerden verursachte. Heftige Luftströmungen konnten hier die Geschwindigkeit des Luftschiffs wohl zeitweise um die Hälfte steigern oder mindern, im Mittel jedoch vermochte man in der Stunde siebenhundert Kilometer zurückzulegen. Auf diese Weise konnte man vom Nordpol nach Berlin in sechs Stunden gelangen.
    Als die Lichtdepesche über das Gelingen dieser Probefahrten nach dem Mars gelangte, bewilligte der Zentralrat die Mittel zum Bau von hundertvierundvierzig Erd-Luftschiffen, welche bis zum nächsten Erd-Nordfrühjahr fertigzustellen seien –
    Es war noch früh am Tage, und Saltner wollte sich eben von seinem Posten,

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