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Auferstehung der Toten

Auferstehung der Toten

Titel: Auferstehung der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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herausgeschnitten, vielleicht zehn Leute, oder eine Rentnerin hat ihren Wohnungsschlüssel eingesperrt, solche Dinge, oder von mir aus Küchenbrand, aber da spritzt er einmal hin und aus.
    Jetzt leider. Kommt es immer wieder vor, daß so ein junger Feuerwehrmann, der noch nie einen Brand erlebt hat, auf falsche Gedanken kommt. Daß so ein armer Teufel selber was anzündet, nur damit er löschen kann. Haben wir alles schon gehabt. Weißbach einmal, Brück einmal und Eschenau, weiß ich es, früher einmal.
    Das hat aber jetzt nichts mit unserer Geschichte zu tun, mit den Amerikanern da im Lift. Sondern nur, damit du verstehst, wieso der Lift Lois in dieser Nacht, der 14. September ist das gewesen, wieso der jetzt dermaßen erschrocken ist. Obwohl er schon zehn Jahre Feuerwehrhauptmann gewesen ist, über zehn Jahre, weil die Medaille hat er schon letzten Sommer gekriegt. Aber in Zell hat es schon fast drei Jahre nicht mehr gebrannt gehabt.
    Und jetzt ausgerechnet eine Tankstelle. Zwölf Minuten vor zehn ist die Sirene gegangen, am 14. September, ein Donnerstag ist das gewesen, da hat der Lift Lois schon den Pyjama angehabt.
    Jetzt einfach hinein in den Anorak, und da sitzt er schon in seinem Renault Twingo, nichts an als den Pyjama und den Anorak, aber ist egal, er muß ja sowieso gleich in die Uniform schlüpfen.
    Nach zwei Minuten ist er schon beim Zeughaus unten, sind schon drei, vier andere vor ihm da, jetzt die Tankstelle brennt, und von allen Richtungen rasen die Feuerwehrmänner herbei, nach vier Minuten sind alle da, nach fünf Minuten fährt der erste Löschwagen hinaus.
    Wenn natürlich der Hauptmann nervös ist, dann steckt das die ganze Mannschaft an. Der Fahrer ist der Seidl gewesen, der ist seit 15 Jahren Fahrer bei der Feuerwehr, sonst auch Fahrer, also beruflich, Chauffeur beim Frachter Hasenauer. Fährt der gleich nach der Ausfahrt in die erste Kurve zu schnell hinein. Möchte man glauben, die kennt er wie seine eigene und ist er schon tausendmal mit dem Löschwagen durchgefahren, und immer so schnell, wie es geht, aber dieses Mal zu schnell.
    Nicht daß was passiert ist, gar nichts passiert, muß er reversieren, Servolenkung, gar kein Problem, und verliert er vielleicht zehn Sekunden, die hat er gleich wieder aufgeholt. Nur – die Nervosität ist dagewesen. Kein Wunder, weil eine Tankstelle, das ist natürlich das erste Mal gewesen, für jeden das erste Mal, nicht nur für die Jungen, für jeden, für den Kommandanten auch.
    Und dann das Schulungsvideo. Das ist in Frankreich gewesen, schon – ich weiß nicht, fünfziger oder sechziger Jahre. Das haben die Älteren alle schon ein paarmal gesehen, und die Jungen zumindest einmal, weil gerade diesen Juli, also erst ein paar Monate vorher, hat ihnen der Lift Lois wieder das alte Schulungsvideo vorgespielt. Weil da hat in Cannes eine Tankstelle gebrannt, und da hat man genau gesehen, was die französischen Feuerwehrleute falsch gemacht haben.
    Da haben die Zeller Feuerwehrmänner jetzt natürlich dran denken müssen, wie die in Cannes, die Kollegen quasi, wie die alle miteinander in die Luft gegangen sind. Weil da ist nicht einer davongekommen. Das hat man schön gesehen auf dem Video, darum hat man es immer wieder für Schulungszwecke hergenommen, weil man genau gesehen hat, was die französischen Feuerwehrleute falsch gemacht haben.
    Aber natürlich. Viel brauchst du da nicht falsch machen, bist du schon in der Luft. Und das ist jetzt natürlich während der Anfahrt den Zeller Feuerwehrmännern durch den Kopf gegangen. Wie die Franzosen nur ein paar Meter zu nahe hingegangen sind, und schon – daß du geglaubt hast: Atombombe.
    Und da hast du gleich gemerkt, jeder einzelne von den Zeller Feuerwehrmännern ist nervöser als sonst, nicht nur die Jungen, die Alten genauso. Weil natürlich, muß alles furchtbar schnell gehen, und während der Fahrt müssen sie erst ihre Uniform richten, also zuknöpfen, Stiefel binden, Helm, Handschuhe. Jetzt merkst du es bei den Kleinigkeiten, wenn einer die Masche nicht zusammenbringt oder, sagen wir, falsch zuknöpft, daß er nervös ist.
    Nach drei Minuten ist der Seidl schon beim Möbelhaus oben. Der ist gefahren, daß er die zehn Sekunden schon zweimal herinnen gehabt hat. Mindestens. Weil hinter dem Möbelhaus ist ja schon die Aral-Tankstelle. Und wie er hinter dem Möbelhaus herauskommt, da sind ein paar von den jungen Feuerwehrmännern richtig aufgesprungen. Vorher sind sie noch ganz steif dagesessen, und auf

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