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Auferstehung der Toten

Auferstehung der Toten

Titel: Auferstehung der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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es vom Rauchenaufhören, praktisch Entzug, weil der hat 40 am Tag geraucht. Oder hat es mit der beruflichen Veränderung zu tun, daß er von den Sorgen Kopfweh kriegt, öfter als früher. Oder, dritte Möglichkeit, ist es das Klima in Zell, das er nicht verträgt, besonders jetzt, diese unnatürliche Hitze im September.
    Jedenfalls. Sein Kopf ist der Grund, wieso der Brenner jetzt in der Zeller Stadtapotheke auftaucht und von der Magisterin Ewalt eine Packung Migradon verlangt.
    «Für wen sind die Tabletten, Herr Brenner?»
    «Für mich.»
    «Sind Sie deshalb schon einmal beim Arzt gewesen?»
    Jetzt der Brenner so schon Kopfweh, daß er nicht weiß, wo hinschauen, kommt ihm auch die junge Magisterin noch umständlich.
    «Jaja», murmelt er und ist schon wieder draußen bei der Tür, bevor sich die Magisterin wichtig machen kann.
    Du mußt wissen, die Frauen haben nicht «Tschechenaugen» gedacht, sondern «Kinderaugen». Und dazu zwei zentimetertiefe Wangenfalten im Vierkantschädel, das hat den meisten natürlich gefallen.
    Er hat es aber jetzt eilig gehabt, daß er in sein Hotelzimmer kommt. Erstens Tablette nehmen, zweitens den Bericht für diese Woche tippen. Weil jede Woche hat er einen Bericht an das Detektivbüro Meierling schicken müssen. Und diese Woche hat er es noch nicht getan. Und er hat das Gefühl gehabt, vorher wird er das Kopfweh nicht los, egal ob Tablette oder nicht. Es ist jetzt drei Uhr gewesen, das Postamt sperrt um halb sechs zu, und der Brenner will, daß sein Bericht noch heute mit der Post weggeht. Also muß er sich beeilen, nur mehr zwei Stunden Zeit für den
ganzen
Bericht.
    Natürlich hat er sich da nicht gefreut, daß er im finsteren Vorhaus vom
Hirschenwirt
ein bekanntes Gesicht sieht. Und daß ihn im selben Moment eine vertraute Stimme anspricht. Beide haben zu einem jungen Mann mit einer giftgrünen Krawatte gehört, auf der immer wieder in verschiedener Größe das Wort «okay» draufgestanden ist.
    «Habe die Ehre, Herr Inspektor!» sagt der junge Mann und deutet ein blödes Salutieren an.
    «Mandl», brummt der Brenner. Er hat gleich gemerkt, wie der Grant über den gelackten Lokalreporter mit dem aristokratischen Getue in ihm hochsteigt.
    «Kaiser haben wir aber keinen mehr, Mandl.»
    «Liftkaiser, Dorfkaiser, Immobilienkaiser!» kontert der Mandl so schnell, daß dabei sein Kopf einen leichten Zucker macht. Dadurch hat sich eine Haarsträhne gelöst, weil mit Gel niedergeklebt, und jetzt ist sie aufgestanden und hat ganz unnatürlich gezittert.
    Früher, wie er noch bei der Kripo war, hat der Brenner ihn manchmal geärgert und statt Mandl «Madl» zu ihm gesagt. Aber jetzt hat er mit dem Reporter von der
Pinzgauer Post
schon lange nichts mehr zu tun gehabt. Und heute überhaupt keine Lust, weil erstens Kopfweh und zweitens den Bericht endlich abschicken.
    Obwohl das mit dem Bericht überhaupt nicht eilig gewesen ist. Ganz im Gegenteil. Der Meierling, also der Chef von dem Detektivbüro (der heißt ja nicht Meierling, sondern Brugger), hat den Brenner schon mehrmals ermahnt, daß er nicht so elendig lange Berichte schreiben soll. Und letzte Woche hat er ihn sogar dazu vergattert, wenn er sich schon nicht kurz fassen kann, soll er gefälligst eine zehnzeilige Zusammenfassung voranstellen.
    «Kein Mensch liest das, was Sie da schreiben!» hat der Brenner sich von ihm unter die Nase reiben lassen müssen. Jetzt mußt du aber dem Brenner seine Devise kennen. Weil seine Devise ist: alles aufschreiben, Wichtiges und Unwichtiges. Und im nachhinein muß man sagen, er hat recht gehabt.
    Aber ausgerechnet jetzt, wo er es schon kommen gespürt hat, daß sich die Sachen langsam zusammenfügen, stellt sich ihm der Mandl in den Weg.
    Jetzt muß man aber ganz ehrlich sagen, daß das nur die halbe Wahrheit ist, wieso der Detektiv Brenner in dem Moment gar so einen Grant gehabt hat. Horch zu. Es war nämlich so. Der Mandl fragt:
    «Sind Sie im Dienst, Herr Inspektor?» Obwohl ja der Brenner schon über ein halbes Jahr nicht mehr bei der Polizei ist. Und der Mandl weiß das ganz genau. Aber der Brenner läßt sich überhaupt nichts anmerken und sagt:
    «Ich bin immer im Dienst, Mandl.»
    «Und wann ist Schnaps?»
    «Schnaps ist erst, wenn ich ihn habe.»
    «Also ein einzelner männlicher Täter.»
    Der Mandl hat wirklich so geredet. Ich muß ehrlich sagen, der war gar nicht so ungut, wie alle immer getan haben. Er war eben noch jung und hat es bei der Zeitung zu was bringen wollen. Der Brenner

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