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Aufgedirndlt

Aufgedirndlt

Titel: Aufgedirndlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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Schmarren«, kommentierte Kastner nach einer kurzen Pause.
    »Überhaupts nicht!«, brauste der Inspektionschef auf. »Die Antje tät’ in einer Korsage eine gute Figur machen, wenn sie mit einem Hellen aus meinem Keller käm’.«
    »Das mein’ ich ja gar nicht«, erwiderte der Untergebene. »… das mit der Antje, ich mein das mit der Korsage: Die sind doch alle verhüllt, die Ehefrauen von den Scheichs. Da geht nix mit Strapsen und so was. Die tragen weite Kleider, die ausschauen wie Zelte, und’s Gesicht haben’s auch vermummt. Das wirkt sich von der Optik her praktisch aus wie ein Kopfverband.«
    »Ja aber doch bloß, wenn’s rausgehen. Kein Mensch verbietet dem Scheich seiner Frau, zu Hause im Palast – oder halt in meinem Fall bei mir daheim – in luftigerer Kleidung umeinander zum laufen. Wenn der Scheich will, dass die ihm mit Strapsen ein Bier aus dem Keller bringt, dann macht die das.«
    Kastner schüttelte erneut den Kopf. »Kein Bier. Ein Bier bringt die dir ganz sicher nicht. Weil der Araber keinen Alkohol mag. Höchstens eine Wasserpfeife mit Opium drin.«
    »Stimmt«, meinte Nonnenmacher.
    »Und einen Wurstsalat macht dir die Helga auch nicht, wenn’st du ein Scheich bist, weil in der Lyoner Schweinefleisch drin ist. Und der Moslem isst kein Schweinefleisch. Das verbietet ihm der Koran.« Kastner beugte sich vor: »Ich glaub’ ganz ehrlich, Kurt: Das wär’ für dich kein Spaß, wenn’st jetzt du ein Scheich wärst.« Nonnenmacher zuckte unwillig mit den Schultern und steckte das letzte riesige Stück seiner dritten Leberkässemmel in den Mund. Währenddessen zählte Kastner auf: »Fünfmal am Tag beten, das erste Mal schon in aller Herrgottsfrühe, kein Bier, die Frauen alle eingepackt wie ein dachloser Rohbau, wenn’s schneit – und dann die Anzahl der Weibersleut, Kurt, die ist ja letztlich auch ein Problem.«
    »Wieso jetzt das?«, wollte der Inspektionsleiter noch wissen, doch da Anne Loop mit ihrem Kaffee zurück war, wechselten die beiden Männer stillschweigend das Thema.
     
    —
     
    Etwa zur selben Zeit stand ein junger Mann, Anfang zwanzig, ausgelatschte Turnschuhe, zerrissene Hose, auf dem Rücken ein alter grüner Wanderrucksack, vor einem im Fachwerkstil erbauten Gutshof in Sachsen. Der Besucher schien Zeit zu haben, denn er blinzelte in die Sonne und beobachtete die vier mädchenhaften Frauen, die sich in Gummistiefeln und kurzen Hosen mit Schaufeln, Harken und Eimern in dem großen Gemüsebeet zu schaffen machten, das sich zwischen dem Haupthaus und den beiden Nebengebäuden, vermutlich Scheunen, erstreckte. Die jungen Frauen schenkten dem Gast keinerlei Beachtung, wobei nicht ganz klar war, ob dies aus Desinteresse geschah oder weil sie ihn über ihrer Arbeit noch gar nicht wahrgenommen hatten. Hinter dem Haus war Traktorengeräusch zu hören, und während der junge Mann so dastand, kamen einige Gänse zu ihm hergewackelt, zupften an seinen Schnürsenkeln und zwickten ihn in die Schuhspitzen. »He ihr!«, rief der Fremde aus und versuchte die Gänse mit zaghaften Fußtritten zu verscheuchen. Diese ließen aber nur kurz von ihm ab, um sich dann gleich wieder heftig schnatternd auf seine Sneakers zu stürzen. Eines der Mädchen war jetzt auf den Besucher aufmerksam geworden und richtete sich aus seiner gebückten Haltung auf. Ohne zu grüßen, sagte sie: »Sind Wachgänse. Was willst’n?«
    »Ich wollte nur was fragen«, antwortete der junge Kerl, konnte sich seiner Gesprächspartnerin aber nicht vollständig zuwenden, weil die Gänse mittlerweile auch an seinen Hosenbeinen herumzupften.
    »Und das wäre?«, fragte die Dunkelblonde, nicht unfreundlich, aber auch nicht gerade begeistert.
    »Kannst du erst mal deine Wachgänse zurückpfeifen?«, bat der Besucher, angesichts der Kombination aus animalischem Interesse und menschlichem Desinteresse offensichtlich leicht eingeschüchtert.
    Mit genervtem Gesichtsausdruck verließ das Mädchen mit dem frechen Kinn seinen Arbeitsplatz im Beet und bewegte sich auf den jungen Mann zu. Der registrierte auf den ersten Blick ihren schönen Körper. Das Haar fiel ihr in leichten Wellen bis hinunter über die vollen Brüste, die sich trotz des festen Garns deutlich unter dem Hemd abzeichneten. Die Gänse waren mittlerweile dabei, an dem Stoffteil seiner Jeans zu zupfen, der das Gesäß bedeckte. Die junge Frau machte »Gsch, Elfriede, fort mit euch«, woraufhin die Gänse ein paar Meter Abstand nahmen, den Eindringling aber kritisch im

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