Aufgedirndlt
Gebäude untergebracht sei, stehe für den gesamten Sommer allein der Herrscherfamilie aus Arabien zur Verfügung.
»Werden Sie dann die komplette Saison über gar keine anderen Gäste in Ihrem Hotel beherbergen?«, fragte Anne Loop erstaunt nach.
»Doch«, erklärte der Hoteldirektor, allerdings dürfe das Schloss tatsächlich nur von den arabischen Gästen betreten werden.
»Und was ist mit dem Spa-Bereich und den anderen Hotelgebäuden?«, erkundigte sich Anne.
»Das ist eine gute Frage«, antwortete Geigelstein, was Sepp Kastner ein stolzes Lächeln entlockte, war er doch immer noch heimlich in die alleinerziehende Anne Loop verliebt, die, wie er fand, blitzgescheit war und zudem aussah wie Angelina Jolie, wenn nicht sogar besser. »Natürlich werden der Emir und seine Familie auch unser Spa nutzen. Allerdings können wir unsere anderen Gäste nicht völlig aussperren. Da müssen wir eine Lösung finden. Womöglich werden wir mit Herrn Raschid bin Suhail Wochenpläne aufstellen, sodass die zeitliche Nutzung genau geregelt ist. Irgendein Weg wird sich da hoffentlich finden. Für Sie ist aber vor allem wichtig zu wissen, dass keine Personen in die Hotelgebäude hineindürfen, die nicht Gäste oder Mitarbeiter unseres Hauses sind.«
»Das heißt, wir postieren vor jedem Gebäude Wachen?«, wollte Anne wissen.
»Das wäre aus meiner Sicht sinnvoll«, antwortete Geigelstein.
»Das ist ja der reine Wahnsinn«, entfuhr es Nonnenmacher, der bisher nur zugehört hatte. »Da brauchen mir ja mindestens dreißig Einsatzkräfte. Wie stellst’n dir das vor?« Dass er den Hoteldirektor geduzt hatte, war zwar eine Entgleisung, allerdings war das Duzen in den ländlichen Gebieten Oberbayerns weiter verbreitet als in den Metropolen des Landes.
Anne Loop rechnete. »Wir haben vier Gebäude, vermutlich jedes mit mehreren Eingängen.«
»Mir müssen ja nicht alle Eingänge offen lassen«, warf Sepp Kastner ein, dem gefiel, dass nun endlich etwas voranging.
»Genau«, nickte Anne zustimmend. »Gehen wir mal davon aus, dass wir für jedes Gebäude zwei Kollegen einsetzen, dann macht das acht. Bei drei Schichten à acht Stunden brauchen wir pro Tag vierundzwanzig Einsatzkräfte.«
»Unmöglich!«, polterte der Dienststellenleiter. »Völlig unmöglich. Mir haben ja auch noch anderes zum tun als irgendwelche Islamisten zum schützen!«
Der Hoteldirektor Geigelstein quittierte Nonnenmachers Ausbruch mit einem entsetzten Blick. Doch der war jetzt erst richtig in Fahrt gekommen und fügte noch hinzu, dass man so einen Zirkus ja nicht einmal veranstaltet habe, wie der Franz Josef Strauß noch im Tal gewohnt habe. »Und der war immerhin Ministerpräsident von Bayern und nicht bloß von Arabien.«
Ohne auf den Inspektionschef einzugehen, ergänzte der Hoteldirektor, der seinen Blick nun wieder unter Kontrolle hatte, Annes Ausführungen: »Außerdem wäre es sinnvoll, am Anfahrtsweg zwei Polizisten zu postieren und zudem zwei Beamte permanent auf dem Gelände Streife gehen zu lassen.«
»Macht insgesamt sechsunddreißig Personenschützer«, hielt Anne lächelnd fest. »Das wird ein richtiger Großeinsatz, und das den ganzen Sommer über!« Sie freute sich riesig, dass am See endlich einmal etwas los war. Die immer gleichen Internetbetrügereien und Verkehrsunfälle, mit denen sich ihre Dienststelle vor allem herumzuschlagen hatte, hingen ihr schon lange zum Hals heraus. Ohne Rücksicht auf ihren Chef fragte Anne nun kess: »Und bekommen wir jetzt noch eine Führung von Ihnen durch das Hotel, Herr Geigelstein?«
Ohne sich anmerken zu lassen, ob er Nonnenmachers Auftreten als ungebührlich empfand, führte der Hoteldirektor die drei Beamten zunächst in das moderne Gebäude, in dem die Tagungsräume und der Spa-Bereich untergebracht waren. Als Nonnenmacher in dem eleganten Schwimmbad stand, in dem es nach die Sinne verwirrenden Substanzen roch, verstummte sogar er kurz angesichts des majestätischen Ausblicks durch das Panoramafenster über Stadt und See hinweg zum bewaldeten Hirschberg und hinüber zum Ochsenkamp.
»Die Saunas kann ich Ihnen jetzt leider nicht zeigen, weil da gerade Gäste sind«, entschuldigte sich Geigelstein.
»Das ist ja schön hier«, flüsterte Anne Loop.
»Schon«, meinte auch Sepp Kastner. »Es riecht gut – und alles ist so …«, er suchte nach einem Wort, »… modern.«
Nonnenmacher brummte nur, wenngleich nicht ablehnend. Als das Quartett gerade die Behandlungsräume mit den Massageliegen
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