Aufregende Begegnung in Texas
dass Sie über hundert gefahren sind?“
Haley nickte und ließ den Kopf hängen.
„Was ist mit Ihnen passiert?“ erkundigte sich der Officer bei Kevin und deutete auf den Verband am Oberschenkel.
„Arbeitsunfall.“
„Er wurde angeschossen“, warf Haley ein. Sie erntete dafür einen vernichtenden Blick von Kevin und fragte verständnislos: „Was ist denn? So war es doch.“
„Haben Sie einen Ausweis dabei?“
Kevin zog seine Brieftasche heraus, schlug sie auf und hielt dem Officer ein offiziell aussehendes Dokument hin.
„US Marshal?“
Kevin nickte. „Es hat mich bei dem Gefängnisaufstand erwischt.“
„Er wurde angeschossen und am Kopf verletzt“, erklärte Haley eifrig. „Deshalb fahre ich ihn nach Hause. Er darf nicht fliegen.“
„Ihre Frau?“
Kevin seufzte schwer. „Nein. Nur eine Freundin.“
„Eine Freundin mit Bleifuß.“ Der Officer reichte Kevin die Brieftasche zurück und wandte sich an Haley.
„Halten Sie sich in Zukunft an die Geschwindigkeitsbegrenzungen.“
Sie blinzelte verständnislos. „Was?“
„Ich lasse es diesmal bei einer Verwarnung bewenden. Aber wenn es noch mal passiert, kriege ich Sie wegen leichtsinnigen Fahrens dran. Ist das klar?“
„Ich… ja, sicher. Ich verstehe. Ich werde mich daran halten.“
„Einen schönen Tag noch.“
Haley saß reglos da, bis der Officer in seinen Wagen gestiegen war und davonfuhr. Dann legte sie den Kopf in den Nacken, hob die Arme gen Himmel und rief „Danke!“ ins Universum. Zu Kevin sage sie: „Ich habe keinen Strafzettel gekriegt.“
„Ich weiß.“
„Ist das nicht erstaunlich?“
„Du hattest Glück. Er hatte Mitleid, weil ich angeschossen wurde.“
„Ich komme nicht ins Gefängnis. Ich muss meinen Dad nicht anrufen oder…“ Sie hielt inne. „… oder sonst wen. Niemand wird es erfahren. Ist das nicht wundervoll?“
„Nein, ist es nicht. Du musst lernen, Konsequenzen zu tragen.“
„Vielleicht gibt es ja gar keine. Vielleicht ist es nur ein Spruch, den besorgte Eltern erfunden haben.“
Kevin stöhnte.
Sie startete den Motor und lenkte das Auto zurück auf den Highway. „Ist heute nicht ein schöner Tag? Haben wir nicht eine herrliche Zeit? Ist das Leben nicht wundervoll?“
Er lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen. „Du machst mir Kopfschmerzen.“
„Du brauchst wen, der dir hilft, lockerer zu werden.“
„Was ich brauche, ist ein Drink.“
7. KAPITEL
Kurz nach vier Uhr an diesem Nachmittag hielten sie bei einem kleinen Aritiquitätengeschäft am Stadtrand von Wichita. Ungeduldig beobachtete Kevin, wie Haley die verschiedensten Schätze bewunderte.
In fast sieben Stunden hatten sie kaum mehr als zweihundert Meilen zurückgelegt. Sie hatte nicht nur den brennenden Wunsch, jedes Museum und jedes abgelegene Denkmal in einem Radius von zwanzig Meilen zu besichtigen; sie hatte außerdem eine Sextanerblase und bestand dennoch darauf, Unmengen von Wasser zu trinken, so dass sie alle zwanzig Meilen einen Boxenstopp einlegen mussten.
Sie hätte ihn zum Wahnsinn treiben müssen. Stattdessen amüsierte und verzauberte sie ihn.
„Kevin, guck mal!“
Er folgte ihrer Stimme und fand sie über einen Eimer mit Pfeilspitzen gebeugt.
Sie hielt zwei in der Hand und kramte nach weiteren. „Sind die nicht cool?“
„Großartig.“ Sie war so glücklich über ihren Fund, dass er es nicht übers Herz brachte, ihr zu sagen, dass Pfeilspitzen nichts Besonderes waren und an jeder Ecke zu kriegen waren. „Wie viele brauchst du denn?“
„Drei. Und sie müssen genau gleich sein. Was ist mit der hier?“
„Zu rund.“
Eifrig kramte sie weiter, bis sie schließlich das passende Teil fand. Als sie sich aufrichtete, schenkte sie ihm ein strahlendes Lächeln und ging weiter an den Regalen entlang. Kevin folgte ihr. Dicke Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben, und es war düster im Laden.
„Das Glas stammt aus der Zeit der Depression“, teilte sie ihm mit, als er zu ihr an eine Vitrine trat. „Meine Mom hat es gesammelt. Mein Dad hat mir immer gesagt, dass ich es mal erbe, wenn ich heirate.“ Sie presste die Lippen zusammen, und ihr Blick wirkte traurig.
Kevin wusste nicht, ob sie ihre Mutter, ihren Vater, ihr altes Leben oder die potenzielle Zukunft vermisste, vor der sie weggelaufen war. „Dir liegt nicht genug daran, um zu heiraten?“
Sie verdrehte die Augen. „Niemand heiratet, um eine Sammlung zu erben.“
„Das hängt davon ab, was es ist. Für den richtigen Preis wäre
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