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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Garp daran zupfen konnte, waren Mißmut und Unruhe in ihm, und darum hatte ihn Wadds Spott auch so verdrossen. Der Bart werde seinen Stolz noch beugen, war Wadds Rede über den Jüngling gewesen, dann nämlich, wenn der Bart erst struppig geworden sei und Garp ihn als Zeichen seiner Männerschmach tragen müsse.
    »Als ein Zeichen des Stolzes!« hatte Garp dagegengeschrien. Fort wollte er, dem Norden zu, wo Männer noch Männer seien und mit den Mädchen kämpfen. Nicht bei Frühlingsfesten wolle er sie niederwerfen, die Hochmütigen, sondern im Kampf, und tun wolle er ihnen, wie sie den Männern getan und immerdar tun. Ins Angesicht speien wolle er den Gebietenden und deren Göttin.
    Ganz erstarrt hatte Wadd dagestanden. Noch nie hatte Garp ihn so gesehen. In Erwartung des Blitzes war Wadd erstarrt. Denn niederfahren mußte die Göttin im Blitz, den unermeßlichen Frevel zu strafen. Aber nichts war gekommen, aus keiner Wolke ein Pfeil, und Garp hatte immer noch getrotzt mit Zorn in den graublauen Augen, sichtlich bar jeder Reue, eine Herausforderung des Himmels und der Göttin und allen Lebenden ein Abscheu.
    Niedergeworfen hatte es Wadd. Zu groß sei der Frevel, zu ungeheuer die Beleidigung der Jägerin - und er, er, er, Wadd selbst, sei der Frevler! An Garps rotem Haar, schon bei dessen Geburt von ungewohnter Fülle, an dieser Farbe des zerstörenden Feuers und der Unterwelt hätte er, Wadd, ihn als einen Auswurf erkennen müssen. Aber statt in demütigem Gehorsam zu verharren, habe er dem Knaben Garp die aus-
    gekugelten Gelenke wieder eingerenkt und ihn gelehrt, die Gebietenden heuchlerisch zu betrügen. Unversehrten Leibes sei Garp nun; aber jeder Zugang zur Göttin sei ihm versperrt. Aufgereckt habe er als ein ewig Verdammter seinen Willen gegen die Göttin - trotzig gefährde er das ganze Volk.
    Mädchen nannte sich das Weibliche jeden Alters bei den Amaza, den Brotlosen, weil sie das knechtische Ackern verachteten, oder den Amazo, den brustlosen Mädchen. Frauen mochten sie nicht sein, zu Müttern gehörten Männer; sie aber wollten Männer hassende und beherrschende Mädchen sein, und wenn sie gebaren, legten sie das wahllos Erzeugte den Stuten an. Das Weibliche wuchs auf für ein kühnes Reiterinnenleben und den Krieg - das Männliche, wenn man es am Leben ließ, als Krüppel und für die Knechtschaft. Aus der Steppe waren sie gekommen, der unermeßlichen, nordwärts vom Kaukasus, aus der Steppe, die das Wiehern und den Hufschlag dieser fremden Tiere, der Pferde, zuerst gehört. Furchterregend waren die Rosse wegen des Wahnsinns in ihren Augen, wenn sie jäh sich erhoben und mit den Hufen die Luft schlugen, furchterregend wegen der Ferne, aus der sie kamen, und wegen ihrer blauäugigen blonden Reiterinnen.
    Skythinnen waren diese Reiterinnen, und männerhassend waren ihre Vorfahrinnen geworden, als die eigenen Männer aus der göttingewollten Herrschaft ihrer Weiber sich bei kriegsgefangenen Sklavinnen in der Fremde verlaufen hatten. Kriegsmädchen waren deren Töchter geworden. Mit der Pelta, dem leichten Schild in der Form einer fünftägigen Mondsichel, mit dem kurzen Bronzeschwert und der Weiberwaffe, der Sagaris, der Doppelaxt, hatten sie, als sie aus der skythischen Steppe hervorgebrochen waren, alles vor sich niedergeworfen, das Paradies am Südostufer des Schwarzen Meeres erobert und jüngst noch Kleinasien niedergeritten. Nun herrschten sie - unerbittlich gegen sich selbst und die eigenen Söhne und Brüder - über die unterworfenen Völker nicht unweise im Frieden. Ihre Untertanen wurden reich. Sic aber hatten schöne Waffen, doch außer diesen, dem kurzen Gewand und dem Pferd besaß keine etwas. Alles andere war allen gemeinsam. Sie bauten Städte und wohnten nicht darin.
    Sie errichteten ihrer Göttin das Wunder eines Tempels zu Ephesus -selbst jedoch blieben sie ihren Zelten treu und ihrem unbesiegbaren Hochmut. Nichts konnte sie spalten: die Familie nicht - sie hatten keine; die Liebe nicht - es gab keine; die Kinder nicht - weil keins der Mädchen eins haben durfte. Für alles mußte die süße Gewohnheit des Herrschens entschädigen. Wenn drei Amaza in eine wimmelnde Stadt einritten, gehörte sie ihnen. Ihre Befehle waren das Orakel der Gottheit. Zu Festen des Frühlings trafen sie sich mit Männern benachbarter Stämme an den Grenzen. Dann ruhten die Waffen. Dann vermischten sich bei Trinkgelagen und Tänzen die Amaza mit den Fremden. Wahllos geschah das, und es wurde darauf geachtet, daß

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