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Aufzeichnungen aus dem Kellerloch: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Aufzeichnungen aus dem Kellerloch: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Aufzeichnungen aus dem Kellerloch: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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völliger Raserei auf den Tisch zu trommeln, in dem deutlichen Bewußtsein, daß es dumm war, derart die Fassung zu verlieren.
    »Du weißt nicht, Lisa, was dieser Henker für mich bedeutet. Er ist mein Henker … Jetzt holt er Gebäck; er …«
    Und plötzlich brach ich in Tränen aus. Das war ein Anfall. Beim Schluchzen fühlte ich mich äußerst unbehaglich; aber ich konnte es nicht mehr unterdrücken.
    Sie erschrak.
    »Was haben Sie nur!« rief sie immer wieder erregt aus, indem sie sich um mich bemühte.
    »Wasser, gib mir Wasser, da!« murmelte ich mit schwacher Stimme, wobei ich mir allerdings durchaus bewußt war, daß ich auch sehr gut ohne Wasser auskommen konnte und nicht mit versagender Stimme zu sprechen brauchte. Aber ich stellte mich an , wie man es nennt, um die Lage zu retten, obwohl der Anfall auch echt war.
    Sie reichte mir Wasser, indem sie mich ratlos ansah. In diesem Augenblick brachte Apollon den Tee. Und plötzlich schien mir, daß dieser gewöhnliche und prosaische Tee nach allem Vorgefallenen furchtbar unanständig und kläglich war, und ich errötete. Lisa betrachtete Apollon sogar ängstlich. Er ging wieder hinaus, ohne uns eines Blickes zu würdigen.
    »Lisa, verachtest du mich?« fragte ich. Ich starrte sie an, zitternd vor Ungeduld zu erfahren, was sie dachte.
    Sie wurde verlegen und wußte nichts zu antworten.
    »Trink den Tee«, sagte ich böse. Ich wütete gegen mich, aber natürlich mußte sie dafür herhalten. Ein schrecklicher Zorn auf sie kochte plötzlich in meinem Herzen; am liebsten hätte ich sie totgeschlagen, glaube ich. Um mich an ihr zu rächen, schwor ich mir in Gedanken, die ganze Zeit über kein Wort mit ihr zu sprechen. “Sie ist doch an allem schuld”, dachte ich.
    Unser Schweigen hielt schon etwa fünf Minuten an. Der Tee stand auf dem Tisch; wir hatten noch nichts getrunken: ich war schon so weit, daß ich absichtlich nicht anfangen wollte, um sie noch mehr in Verlegenheit zu bringen; sie aber konnte sich doch nicht zuerst einschenken. Sie sah mich einige Male traurig und verständnislos an. Ich schwieg unnachgiebig. Natürlich war ich selbst der größte Märtyrer, denn ich war mir der widerlichen Niedertracht meiner boshaften Dummheit vollkommen bewußt, zugleich aber konnte ich mich nicht beherrschen.
    »Ich will … dort … ganz fortgehen«, begann sie schließlich, um das Schweigen irgendwie zu brechen. Die Arme! Gerade davon hätte man in einem ohnehin schon so dummen Augenblick, zu einem ohnehin so dummen Menschen, wie ich es war, nicht anfangen sollen. Sogar mein Herz zog sich zusammen vor Mitleid mit ihrer Unbeholfenheit und überflüssigen Offenheit. Aber etwas Scheußliches erwürgte in mir sofort das ganze Mitleid, ja, es reizte mich noch mehr auf; mag doch die ganze Welt untergehen! Es vergingen weitere fünf Minuten.
    »Habe ich Sie vielleicht gestört?« fragte sie schüchtern, kaum hörbar, und wollte sich erheben.
    Kaum aber sah ich diesen ersten Funken gekränkter Würde, als ich vor Bosheit förmlich zu zittern begann und es sofort mit mir durchging.
    »Wozu bist du eigentlich zu mir gekommen, kannst du es mir bitte sagen?« begann ich keuchend und ohne auf die logische Ordnung in meinen Reden zu achten. Ich wollte alles mit einem Mal aussprechen, in einem Zug; da war es egal, womit ich anfing.
    »Warum bist du gekommen? Kannst du mir das bitte sagen!« rief ich wie von Sinnen. »Ich werde dir sagen, Mütterchen, warum du gekommen bist. Du bist gekommen, weil ich damals zu dir gefühlvoll gesprochen habe. Das paßte dir, und es hat dich wieder nach ›Gefühlen‹ gelüstet. Aber du sollst wissen, wissen, daß ich mich damals über dich lustig gemacht habe, und auch jetzt mache ich mich über dich lustig. Warum zitterst du? Ja, ich machte mich lustig, man hatte mich vorher beim Diner beleidigt. Diese Anderen, die damals kurz vor mir gekommen waren. Ich aber fuhr zu euch, um einen von ihnen, den Offizier, zu verprügeln; das klappte nicht, ich traf ihn nicht mehr; ich mußte aber die Wut an irgend jemandem auslassen, zu meinem Recht kommen, da bist du mir über den Weg gelaufen, und so ließ ich denn meine Wut an dir aus und trieb meinen Spott mit dir. Man hatte mich erniedrigt, so wollte auch ich erniedrigen; man hatte mich wie einen Putzlumpen behandelt, so wollte auch ich meine Macht zeigen … Das war es. Du aber glaubtest, daß ich allein deshalb gekommen sei, um dich zu retten, nicht wahr? Hast du das gedacht? Hast du das

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