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Aufzeichnungen eines Außenseiters

Aufzeichnungen eines Außenseiters

Titel: Aufzeichnungen eines Außenseiters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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fragte sie. »Zur Zeit gar nichts.«
»Du hast 'ne nette Freundin.«
»Ja, die is O. K.«
»Und was hast du früher gemacht?«
»Alles mögliche. Lauter miese Jobs. Nichts besonderes.« »Ich hab mich mal mit Miriam unterhalten. Sie sagt, du malst und schreibst Gedichte. Du bist ein Künstler.«
»In ganz seltenen Augenblicken bin ich ein Künstler, in der übrigen Zeit bin ich nichts.«
»Ich möchte gern, daß du mal meinen Akt siehst.« »Ich geh nicht gern in diese Klubs.«
»Ich hab 'ne Bühne in meinem Schlafzimmer.«
»Was??«
»Komm, ich zeigs dir.«
Wir gingen rüber in ihr Apartment. Tatsächlich, sie hatte eine Bühne im Schlafzimmer. Sie nahm fast den ganzen Raum ein. Auf der Seite war ein Teil durch einen Vorhang abgetrennt. Sie brachte mir einen Whisky. Dann ging sie auf die Bühne und verschwand hinter dem Vorhang. Ich hockte auf dem Bett und nippte an meinem Drink. Dann hörte ich Musik. »Slaughter on Tenth Avenue.« Dann teilte sich der Vorhang und sie schlängelte sich heraus.
Ich goß den Rest meines Drinks herunter und beschloß, dies en Nachmittag nicht zum Pferderennen zu gehen. Nach und nach fielen die Hüllen. Sie fing an zu stoßen und sich zu winden. Sie hatte mir die Flasche neben das Bett gestellt; ich langte rüber und goß mir einen kräftigen Schuß ein. Inzwischen hatte sie nur noch die dünne Schnur mit dem kleinen Perlenvorhang an. Wenn sie den Unterleib nach vorne stieß, sah man die magische Büchse. Dann war die Platte zu Ende. Sie war wirklich gut.
»Bravo, bravo!« applaudierte ich.
Sie kam herunter und steckte sich eine Zigarette an. »Hat es dir wirklich gefallen?«
»Klar. Jetzt weiß ich, was Gregario meint, wenn er sagt, du hast Klasse.«
»All right, was meint er denn?«
»Erst brauch ich noch 'n Drink.«
»Schön. Ich nehm auch einen.«
»Also, Klasse ist etwas, das sieht man, das fühlt man. Das kann man nicht erklären. Auch bei Männern kann man es sehen. Und bei Tieren. Trapezkünstler, zum Beispiel, wenn sie in die Arena kommen. Sie haben so etwas in ihrem Gang, in ihrer ganzen Haltung. Etwas, das von INNEN heraus durchscheint. Das hast du auch, wenn du tanzt. Dein ganzer Tanz lebt von dem, was du in dir hast.«
»Ja, so empfinde ich es auch. Für mich ist es nicht nur so 'n mechanisches Sex-Gehupfe. Es ist ein Gefühl. Innerlich spreche ich und singe ich, wenn ich tanze.«
»Weiß Gott, das tust du, das hab ich gemerkt.«
»Aber weißt du, ich möchte gern, daß du mich kritisierst. Ich möchte, daß du mir Anregungen gibst. Ich möchte noch besser werden. Deshalb hab ich auch diese Bühne hier, zum Üben. Sprich zu mir, während ich tanze. Du mußt dich nicht genie ren, was zu sagen.«
»O.K. Noch'n paar Drinks und ich schätze, ich werd auftauen.« »Klar. Bedien' dich nur.«
Sie verschwand wieder hinter dem Vorhang. Als sie wieder herauskam, hatte sie ein anderes Kostüm an. Und sie hatte eine neue Platte aufgelegt.
    »When a New York baby says goodnight it's early in the morning
good night sweetheart. . .«
Die Musik war so laut, daß ich geradezu brüllen mußte. Ich kam mir vor wie ein abnormaler, fettarschiger Hollywoodregisseur.
» DU DARFST NICHT LÄCHELN , WENN DU RAUSKOMMST . DAS IST VULGÄR . DENK DRAN , DU BIST EINE LADY . DU LÄSST DICH HERAB , VOR DIESEN MACKERN ZU ERSCHEINEN . WENN GOTT NE MÖSE HATTE , DANN WÄRST DU GOTT . DU MUSST NUR NOCH ETWAS GELÖSTER WERDEN . DU BIST EINE HEILIGE , DU BIST EINSAME KLASSE ! ZEIGS IHNEN !«
Ich goß mir Whisky nach. Ich fand eine Packung Zigaretten auf dem Bett und rauchte eine nach der anderen.
    »JA! GENAU SO! DU MUSST DIR VORSTELLEN, DU BIST GANZ ALLEIN. KEIN PUBLIKUM. UND DU SEHNST DICH NACH LIEBE, NACH DER LIEBE HINTER ALL DEM SEX, HINTER ALL DER QUAL.'«
    Ihr Kostüm begann sich aufzulösen.
    »JETZT SAG ETWAS, GANZ UNVERHOFFT! ZISCH ETWAS INS PUBLI KUM, ÜBER DIE SCHULTER, WÄHREND DU DICH VON DER RAMPE WEGDREHST ! WAS DIR GRAD EINFÄLLT ! SAG IRGENDWAS ! so WAS WIE >POTATOES HURL MIDNIGHT ONIONS    »Potatoes hurl midnight onions!« zischte sie.
    » NEIN ! NEIN ! DU SOLLST SELBER WAS SAGEN !«
»Chippy chippy suck nuts!« zischte sie.
Ich verschluckte beinahe die Eiswürfel. Ich goß mir schnell einen neuen Whisky nach.
    »UND JETZT TEMPO, AUFS GANZE GEHEN! RUNTER MIT DEN FÄHN CHEN.' ZEIG MIR DIE EWIGE MÖSE!«
    Sie tat es. Das ganze Schlafzimmer stand in Flammen. » UND JETZT SCHNELLER ! SCHNELLER ! ALS OB DU DEN VERSTAND VERLOREN HÄTTEST ! ALS OB DU ALLES UM DICH HERUM VER -
    GISST !«
Und sie

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