Auge um Auge
eine Auseinandersetzung mit den Corelli-Brüdern. Alle drei sind spurlos verschwunden. Dann war da noch Jack Hedley, der den Spitznamen Mad Jack trug. Den hat man in einer Gasse nahe der Brewer Street gefunden. Ich könnte Sie noch an ein paar weitere Namen erinnern.«
»Na schön«, gab Harry zu, »das waren geschäftliche Angelegenheiten. Nur damit habe ich mich befasst. Mit Huren oder Drogen hatte ich nie was im Sinn.«
»Ich weiß, Harry, Sie haben einfach Leute umgebracht, die Ihnen in den Weg gekommen sind. Ich tue dasselbe oder lasse es tun. Es gibt immer einen guten Grund. Das ist mein Job, Harry, es sind geschäftliche Angelegenheiten.«
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Ich habe genug von Rashid. Das muss ich nicht genauer ausführen. Sie wissen, wofür er verantwortlich ist. Seine beiden Brüder sind erledigt, dank Dillon. Auch Bell und seine Spießgesellen sind aus dem Spiel. Damit bleibt nur noch Paul Rashid, und der muss auch verschwinden.«
»Aber trotzdem wollten Sie nicht, dass Dillon zu dieser Beerdigung fährt und die Herausforderung von Rashid annimmt.«
»Dann bin ich ein Lügner, Harry. Ich habe Dillon zwar ein wenig unter Druck gesetzt, aber mir war klar, er würde fahren, und wenn er Rashid auf die richtige Weise beseitigt, ist mir das recht. Wissen Sie, Dillon ist ein bemerkenswerter Mensch – nicht nur wegen seiner vielen Begabungen, seines wachen Verstands und der Tatsache, dass er töten kann, ohne damit ein Problem zu haben.«
»Und was haben Sie ausgelassen?«
»Es ist ihm egal, ob er am Leben bleibt oder nicht.«
»Das ist gut, das ist sehr tröstlich – und mein Neffe schlägt in dieselbe Richtung?«
»Ihr Neffe war, um einen Ausdruck aus der Unterwelt zu gebrauchen, ein echter Halunke. Sein Umgang mit Dillon in den letzten Jahren hat ihm ein Selbstwertgefühl vermittelt. Außerdem ist er ziemlich helle.«
»Na schön, das ist mir jetzt klar, aber was unternehmen wir?«
Ferguson warf eine Blick auf seine Armbanduhr.
»Die Trauerfeier hat um halb zwölf begonnen. Anschließend gibt es im Dauncey Arms ein Büfett, hauptsächlich für die Einheimischen. Da es jetzt halb eins ist, können wir wohl nicht viel tun, außer uns auf Dillon zu verlassen.«
»Und was ist mit Billy?«
»Natürlich auch auf Billy.«
Bernstein kam zurück. »Wollen Sie immer noch fort, Mr. Salter?«
»Es muss sein«, sagte Harry.
»Na gut. Kommen Sie zur Rezeption, dann schreibe ich Ihnen die richtigen Antibiotika auf, aber ich bestehe darauf, dass Sie beide morgen um zehn in meine Praxis in der Harley Street kommen. Da kann ich Ihren Streit dann schlichten.«
Im Dauncey Arms aß man und trank Champagner, während Betty Moody alles unermüdlich im Auge behielt. Dillon und Billy gesellten sich dazu, aßen etwas Salat, Räucherlachs, Kartoffeln. Billy trank, wie üblich, nur Wasser; Dillon probierte den Champagner und verwarf ihn als ziemlich minderwertig.
Eine junge Frau beugte sich über die Theke. »Sind Sie Mr. Dillon?«
»Ganz recht, meine Liebe.«
»Dieser Champagner hier ist für Sie.« Sie hielt die Flasche hoch. »Cristal.«
»Der Beste«, sagte Dillon. »Wer hat mir denn den spendiert?«
»Natürlich der Earl, Sir.«
Während sie die Flasche entkorkte, blickte Dillon sich um. Rashid war nirgendwo zu sehen. Das Mädchen goss ein und bot auch Billy ein Glas an, doch dieser lehnte mit einer Handbewegung ab.
»Der Earl ist offenbar nicht hier.« Dillon leerte das Glas mit einem einzigen Zug.
Das Mädchen sah verwirrt drein. »Das ist merkwürdig, Sir. Gerade hat er noch mit Lady Kate am Kamin gestanden.«
»Hat er noch was anderes gesagt?«
»O ja, er hat gesagt, wenn Sie ihn besuchen, spendiert er Ihnen die andere Hälfte.«
»Na, das ist aber nett von ihm.«
»Noch ein Glas, Sir?«
»Nein, danke. Ich nehme jetzt ein großes Glas Bushmills. Womöglich ist es mein letztes. Kein Wasser.«
Sie reichte es ihm. Betty Moody kam aus der Küche, das Gesicht vom Weinen geschwollen. Dillon hob sein Glas.
»Ein schrecklicher Tag für Sie, Mrs. Moody.«
»Für uns alle.«
» L’chaim«, sagte Dillon und goss den Bushmills hinunter.
» L’chaim? Was bedeutet das?«
»Das ist ein hebräischer Trinkspruch und bedeutet: Aufs Leben!« Er stellte sein Glas ab, wandte sich Billy zu und sagte: »Wir müssen gehen.« Dann führte er ihn hinaus.
Auf Dauncey Place war es still, als Rashid und seine Schwester durch die
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