Auge um Auge
wuchtige Tür kamen und den Großen Saal betraten. Wie er angeordnet hatte, war niemand vom Personal im Haus; es gehörte ganz ihnen. Im Kamin brannten Holzscheite, und auf dem Tisch in der Mitte stand ein Eiskübel mit einer Flasche Bollinger und vier Gläsern. Rashid half Kate aus dem Regenmantel und machte sich daran, die Champagnerflasche zu öffnen.
»Wieso vier Gläser?«, fragte sie.
»Für uns, Dillon und Billy Salter.« Er schenkte ein. »Sie kommen, und ich bin ein aufmerksamer Gastgeber, sowohl als Rashid wie als Dauncey.« Er reichte ihr ein Glas und hob das seine. »Auf uns, kleine Schwester, auf George und Michael und auf Dillon.«
Sie trank einen kleinen Schluck. »Du hasst ihn also nicht.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
Er zuckte die Achseln. »Kate, unser Vater war Soldat und hat das Risiko des Soldatenlebens auf sich genommen. Sean Dillon ist Soldat, auch ich bin noch immer einer, George hat in Hazar als Soldat gehandelt und Michael in Wapping. Jedes Mal ist Dillon dasselbe Risiko eingegangen.«
»Glaubst du das wirklich?«
»Natürlich.« Er hob sein Glas. »Auf Sean Dillon und auf Paul Rashid, zwei tapfere Männer!«
»Willst du wirklich tun, was du angekündigt hast, Bruder?«, fragte Kate.
»Mein liebes Mädchen, ich habe alles getan, was möglich war. Ich habe mein Leben aufs Spiel gesetzt und unglaubliche Reichtümer angehäuft, doch wie viel Geld kann man letzten Endes ausgeben?«
»Was ist dann von Bedeutung?«
»Ach, ich vermute, Dillon würde sagen: das Spiel.«
»Und so siehst du es auch?«
Er trank seinen Champagner aus und lachte laut auf. »O ja, Kate, das einzige Spiel, das es wert ist.«
Das Feuer knisterte, sonst war es ganz still. Sie ließ den Blick durch den Großen Saal schweifen. »Alles, was wir als Daunceys je gewesen sind.«
»Und alles, was gestern war.«
»Was wird nun geschehen?«
»Dillon kommt mit Billy Salter.«
»Und was hast du vor?«
»Ihm entgegenzutreten, Kate, was eine wesentlich interessantere Aussicht ist als die, noch eine Milliarde zu scheffeln.«
Eine lange Pause entstand, dann seufzte sie. »Du hast mir keine Antwort gegeben, Paul.«
Neben dem Eiskübel lagen zwei kleine Sender. Er hob einen auf. »Das sind ganz einfache Dinger. Drück den roten Knopf, dann bist du in Kontakt mit mir.«
»Aber wozu?«
Er lächelte. »Das erkläre ich dir schon, aber zuerst musst du ein letztes Glas mit mir trinken.«
»Das gefällt mir nicht. Es ist, als würdest du dich verabschieden.«
»Niemals, mein Liebling. Wir werden immer zusammen sein, immer.«
Dillon und Billy trafen auf Baxter, fuhren im Jaguar zu Dauncey Place und parkten im Hof vor den Ställen. Sie stiegen aus, Baxter klappte den Kofferraum auf, und Dillon zog den Reißverschluss der Waffentasche auf.
Er nahm die beiden Walther-Pistolen heraus, steckte sich die eine hinten in den Gürtel und reichte Billy die andere.
»Reicht das?«, fragte Billy.
»Nein.« Dillon holte zwei Parker-Hales heraus.
»Genau wie in Rama.« Er steckte eine in die linke Tasche seines Mantels.
»Also, wie gehen wir es an?«, erkundigte sich Billy.
»Falls er sich keine Verstärkung geholt hat, ist er mit seiner Schwester allein da drinnen; und Kate können wir wohl vernachlässigen.«
»Woher willst du das wissen?«
»Nur ein Gefühl.«
»Also klopfen wir am Vordereingang?«
»Vielleicht ist schon offen. Schauen wir mal. Du kommst mit, Joe. Und steck deinen Browning ein.«
Die drei stiegen die Stufen des großen, mit Säulen geschmückten Portals empor. Dillon versuchte es erst mit der verschnörkelten Klinke, dann mit dem Ring in einem Löwenmaul. Die Tür öffnete sich ein paar Zentimeter, doch er zog sie wieder zu.
»Eine allzu offensichtliche Einladung. Versuchen wir es an der Terrasse.«
Genau, wie Rashid es vorausgesehen hatte. Sie bewegten sich an der Reihe von Glastüren entlang, hinter denen sich die Bibliothek befand. Eine davon stand offen.
»Ach, er gibt uns eine Chance.«
Drinnen stand zwischen reich verzierten Vorhängen ein Bücherschrank von der Sorte, die meist hinter einer im italienischen Stil des siebzehnten Jahrhunderts bemalten Türe verborgen ist. Er war geöffnet. Kate stand davor.
»Was nun?«, fragte Billy.
»Ich nehme den Vordereingang, du gehst hier rein, aber pass auf, dass du mich nicht versehentlich abschießt.« Dillon sah Baxter an. »Du gehst an die Hinterseite des
Weitere Kostenlose Bücher