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Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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normaler Proband von vielen im Labor. Ich sollte ihm in die Augen sehen. Ein Test – wie immer. Man schloss mich an die Apparaturen an, doch dann sollte ich ihn mit beiden Augen ansehen, nicht wie sonst, mit nur einem. Ich hatte gleich ein sehr ungutes Gefühl, ich hatte Angst, ihm zu schaden. Weißt du, sonst bekam ich nie mit, was mit den Probanden nach dem Blickkontakt geschah. Ich konnte es mir nur denken, weil sich offensichtlich noch keine Besserung eingestellt hatte. Schließlich hatten sie mich noch nicht entlassen und untersuchten meine Augen und mich nach wie vor einmal die Woche.«
    »Was ist denn genau passiert?«
    View berichtete ihm detailliert, was vor neun Tagen geschehen war. War es wirklich erst so kurze Zeit her? Es kam ihr vor wie ein halbes Leben.
    »Und dieser Proband hieß William?«
    »Ja. Das erfuhr ich ein paar Tage später, als Zac und ich auf einem Parkplatz haltmachten. Die Inhaber der Geschäfte dort haben sich zusammengetan, um armen Leuten etwas zu trinken und zu essen zu geben. William war blind und hielt sich auch dort auf. Andere sprachen abfällig über ihn, weil er wohl von irgendwoher zurückgekommen war und nur noch dummes Zeug redete. Sie meinten, er predige irgendwas. Über die Sintflut und die Zeichen, die Symbole, die die Menschheit doch erkennen müsse. Er verkündete, alles hinge mit dem zusammen, was momentan auf der Welt geschehe. Eine alte Prophezeiung oder so was erfülle sich jetzt. Wir würden wieder lernen müssen, zu sehen.«
    Steven schwieg erneut. View liebte eigentlich die Ruhe, aber bei ihm war ihr wohler, wenn er sprach. Schwieg er, hatte sie stets das Gefühl, er wäre ihr Lichtjahre im Wissen voraus und meistens nahm er das Gespräch nach längerem Grübeln mit unangenehmen Fragen wieder auf. Außerdem musste sie nun auch wieder daran denken, was mit William und Babs geschehen war. Sie schluckte schwer. Je länger Steven nichts sagte, desto quälender lasteten Unsicherheit und nagende Schuldgefühle auf ihr. »Steven?«
    »Ja. Sorry, ich muss das erst mal verdauen und sortieren. Ich denke, ich verstehe so langsam, aber eines passt nun wirklich gar nicht mehr ins Bild.«
    »Das wäre?«, fragte sie, nur um endlich ihre schweren Gedanken abzuschütteln.
    »Du bist keinesfalls blind.«
    Oh, das hatte sie nun natürlich nicht mehr in ihrer Erzählung bedacht.
    »View?«
    Was sollte sie denn nun sagen?
    »Ich vermute, du kannst mehr sehen als alle anderen, wenn du ihnen in die Augen blickst. Stimmt’s?«
    »Jetzt darfst du gucken, meine Kleine. Los, öffne die Augen.«
    Ich blinzelte. Eine riesige Torte erschien vor meinem Gesicht. Mit genau sieben Kerzen. Rot, orange, gelb, grün, blau, indigo und violett. Ich hatte sie rasch gezählt. Ein Regenbogenkuchen. Ein besonderer Tag, alle Farben passten drauf. Ich sah Grandma an. Sie strahlte und nickte.
    Ich holte ganz tief Atem und pustete. Alle sieben Flammen gingen aus und ich hüpfte einige Male vor Begeisterung in die Luft. »Geschafft! Geschafft!«
    »Toll hast du das gemacht! Und genau zur richtigen Zeit. Sieh auf die Uhr. Genau jetzt vor sieben Jahren bist du geboren. Ein winziges Ding warst du. Rosarot, mit riesigen schwarzen Augen.«
    Grandma sah mich an. Glücklich. Ihre Wangen waren rot, ihre dunklen Augen leuchteten und ich lächelte sie an, versank in der Liebe ihres Blicks, tauchte tiefer und tiefer ein in ihre Gedanken.
    Gefühle und unbekannte Bilder überfluteten mich. Ich erkannte Grandpa, den ich von alten Fotos her kannte. Ich sah Oma als Mädchen, empfand Glück und Trauer, andere Gefühle, die ich nicht kannte – alles immer schneller, immer mehr, es zog mich fort, raste, wirbelte, nahm mich ein …
    View zuckte zusammen, als sie wieder im Wald am flackernden Feuer anlangte. Steven hatte tatsächlich recht. Es war ihr nur nie bewusst. Mit sieben war sie zum ersten Mal in Grandmas Kopf eingetaucht, ohne es zu wollen. Aber sie hatte sie nicht erblinden lassen. Übelkeit kam in ihr hoch. Man hatte ihr im Labor das Wissen genommen. Stets hatte man sie nur an ihre Krankheit erinnert, daran, dass sie andere erblinden ließ. Sie schüttelte den Kopf. Das tat sie doch auch. Sie hatte definitiv Mr. Night und William erblinden lassen. Das wusste sie doch, es waren unumstößliche Tatsachen, verdammt! Aber …
    »View?
    »Ähm, was?«
    »Du siehst mehr als nur in die Augen, oder?«, wiederholte er sanft seine Frage.
    »Es ist viel schlimmer«, wisperte sie.
    Steven setzte sich neben sie auf den zum

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