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Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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zur anderen Seite des Flusses. Kein Wunder, dass er bei dem schlickigen Boden umgekippt ist.«
    Das stimmte. Sie wollte nicht sehen, wie sie aussah. Wahrscheinlich wie ein Sumpfmonster, so oft, wie sie ausgerutscht war. Der getrocknete Matsch juckte sogar in ihrem Gesicht. »Du zuerst.«
    »Lass uns gemeinsam gehen. Der Stamm ist dick genug. Aber dann kann ich dir bei jedem Schritt sagen, wohin du treten musst. Das Mondlicht ist hier hell genug. Komm.«
    Obwohl es sie sonst ärgerte, wenn jemand sie wie eine Blinde behandelte, störte es sie bei Zac überhaupt nicht. Vielleicht, weil sie seine Hilfe gerade wirklich benötigte, oder weil er von allein an sie gedacht hatte. Oder, weil er die richtige Mischung fand, ihr zwar Hilfe anbot, sie aber gleichzeitig zu nichts zwang. Oder, weil es aus seinem Mund natürlich und nicht gestelzt klang. Als hätte er ebenfalls mit einer körperlichen Beeinträchtigung zu kämpfen und könnte ihre in dieser Hinsicht sehr angreifbaren Gefühle nachvollziehen.
    Sie folgte präzise seinen Anweisungen und balancierte über die raue Rinde. Störende Äste und glitschige Moose erschwerten den Gleichgewichtsakt. Zum Ende hin verjüngte sich der Stamm und die Äste verzweigten sich. Zu dünn, um sich daran festzuhalten.
    »Stopp. Der Stamm ist hier abgebrochen. Du musst springen.«
    Ihr Herz sackte in die Hose. Ein Sprung ins düstere Ungewisse. Wenn sie sich den Knöchel verknackste, war sie geliefert. Vielleicht befand sich dort, wohin sie sprang, auch gar kein Ufer, sondern ein Abgrund … Sie schüttelte den Kopf über ihre Gedanken.
    »Es ist nicht weit, View. Anderthalb Meter nur. Der Boden ist genauso schlickig wie auf der anderen Seite. Spring so, dass du nach vorn fällst, und stütz dich mit den Händen ab. Dreckiger können wir eh nicht werden.« Er sprach leise und ruhig, sein unterschwelliges Lächeln in der Stimme war kein Auslachen, sondern ein motivierender Muntermacher. Sie hatte den Kopf zwar nicht geschüttelt, weil sie nicht vorhatte, zu springen, sondern weil sie die fürchterlichen Gedanken hatte loswerden wollen, aber dennoch taten seine Worte mehr als gut.
    »Okay«, flüsterte sie. Es war ihr schon fast peinlich, es war ja nur ein Schritt, nichts anderes als bisher auch. Schließlich wusste sie nie, wohin sie trat.
    »Du stehst genau richtig. Spring einfach, wenn du meinst.«
    View holte tief Luft, ging leicht in die Hocke und warf sich nach vorn in die Finsternis. Schneller als erwartet, landeten ihre Füße auf dem Boden, es platschte und ihre Knie und Handflächen klatschten auf.
    »Alles okay?«, fragte Zac sofort.
    View blieb wie ein Tier auf allen vieren und unterdrückte ein erleichtertes Kichern.
    » Mist, hast du dir wehgetan?« Zac klang ehrlich besorgt, beinahe panisch. Er dachte wohl, sie würde schluchzen.
    »Nein, nein.« Sie grinste und erhob sich vorsichtig. »Nur etwas schmutziger als vorher.« View wischte die Hände an der Hose ab. Es war eh alles verloren, zumindest, was die Kleidung und ihre Sauberkeit betraf. Wäre Zac nicht gewesen, hätte sie sich nicht getraut, zu springen.
    Ganz vielleicht aber auch, führte sie ihre Überlegungen von vor dem Sprung weiter, ärgerte sie sich nicht über Zacs Hilfe, weil sie sich in seiner Nähe einfach wohlfühlte, obwohl sie das anfangs für absolut unmöglich gehalten hatte. Sie hatte das Gefühl, er wusste, wer sie war. Dabei war das unmöglich, denn nicht einmal sie wusste, wer sie wirklich war.
    »Möchtest du dich zum Schlafen hin… ?«
    Ein fürchterliches Kreischen in weiter Ferne ließ sie zusammenzucken. Zac verstummte und lauschte offensichtlich ebenso angestrengt wie sie. Der immer wiederkehrende Laut stellte ihr die Nackenhaare auf und ließ sie erschaudern.
    »Ein Tier. Im Todeskampf«, flüsterte er.
    »Ja«, hauchte sie. Tränen stiegen unwillkürlich in ihr auf. Sie schluckte. Das beinahe menschlich klingende Geschrei erhob sich in unermessliche Höhen. »Es hört sich nicht wie ein Kampf zwischen zwei Tieren an. Wir müssen ihm helfen.« Sie rechnete mit heftigem Widerspruch.
    »Ja, los. Geduckt geradeaus!«
    Sie lief hinterdrein, seinen Einflüsterungen folgend.
    Sie näherten sich dem Tier, das Todesqualen litt, bis die markerschütternden Schreie plötzlich verebbten. View blieb stehen und atmete tief aus, als hätte sie gerade ihren letzten Atemzug getan. Sie wischte sich über das verschwitzte Gesicht.
    »Und nun?« Es hörte sich an wie ein halbes Schluchzen. Vor Grauen, vor

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