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Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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musste trotz Termins fünf Stunden warten. Zu viele«, sie zeichnete Gänsefüßchen mit den Fingern in die Luft, »schwerwiegende Notfälle.«
    Anja ließ den Blick weiter durch die Menge schweifen, doch das Gespräch zwischen der Fast-Mama und der älteren Dame ließ sich nicht überhören. An Apotheken und vor einigen Supermärkten und Ärztehäusern waren ihr die Menschenmassen bereits aufgefallen. Eher unbewusst, denn sie hatte momentan keinerlei Blick oder den Kopf frei für etwas anderes als die Suche nach Florian. Sie hätte dennoch wohl mal den Fernseher oder das Radio einschalten sollen, doch nach dem Überfall vorgestern fiel es ihr noch schwerer, wieder an den Alltag zu denken. Nur die Gedanken an Flo konnten sie davon abhalten, die Szene im Motelzimmer wie in einer Endlosschleife vor ihrem inneren Auge abzuspielen. Zum Glück saß dieser eklige Kerl erst einmal hinter Gittern.
    »Ich frage mich, wo das hinführen soll«, sagte die Ältere.
    »Unser Pfarrer sagt, es wäre unausweichlich. Die Menschheit müsste büßen, weil wir so schändlich miteinander umgehen.«
    »So ein Schwachsinn.«
    »Bitte?«
    »Na, also hören Sie schon auf mit ihrer Panikmacherei. Oder wollen Sie mir weismachen, Sie glauben an den Weltuntergangsscheiß, den einige predigen?«
    Die Jüngere sah verlegen auf ihren Bauch hinunter. »Nein, natürlich nicht«, murmelte sie. Doch für Anja klang es nicht überzeugend. Was war denn in Vancouver los? Nun interessierte es sie doch.
    »Was hat denn Ihr befreundeter Augenarzt gesagt?«
    Mutti legte die Hände als Stütze auf den unteren Rückenbereich und streckte sich. »In unserer Familie ist alles in Ordnung. Und bei Ihnen?«
    »Auch, auch«, ereiferte sich die Ältere. »Aber an der Schule einer Bekannten gab es einige Fälle von Bindehautentzündung.«
    »Deshalb macht man sich doch nicht gleich ins Hemd«, sagte ein jüngerer Kerl mit Glatze und einem Ring durch die Nase. »’n Kumpel von mir ist echt erblindet. Weg war’s, alles dunkel. Und der war weder besoffen noch bekifft.«
    Mami musterte Glatze abschätzig.
    »War ja klar, dass du mir nicht glaubst.« Der Bursche wollte auf den Boden spucken, überlegte es sich aber anders und schluckte die Spucke. »Wirst schon sehen, wenn’s so weit ist.«
    »Wann ist es denn so weit?«, fragte Anja und überraschte sich selbst damit.
    Glatze, Grauhaar und Mutti wandten sich zu ihr um. Die toughe Ältere antwortete. »Schätzchen, wenn man wüsste, wo und wann eine Epidemie ausbricht oder eine Tsunamiwelle einschlägt, würde man sich dann nicht in Sicherheit bringen? Darum geht es doch. Alle reden vom Weltuntergang und keiner weiß, wann es passieren soll.«
    Beinahe hätte Anja gelacht. Ein leichtes Grinsen konnte sie sich dennoch nicht verkneifen.
    »Wart nur ab, bis bei dir einer erblindet. Dann grinste nicht mehr so doof.«
    Anja schluckte und sah Nasenring ernst an. Er hatte natürlich recht. Sie wusste ja nichts über die Vorkommnisse. »Tut mir leid, ich bin nicht von hier.«
    »Dann musst du vom Mars sein, denn es betrifft die ganze Erde.«
    »Bitte?« Anja kam sich nun endgültig verarscht vor und hielt eine vorbeieilende Polizistin mit einer Geste auf, die einen Jugendlichen in die hinteren Räume abführte. »Bitte, ich bin mit Sergeant Major Raulson verabredet. Sommer mein Name.«
    »Ich sage ihm Bescheid, Miss. Kann etwas dauern.«
    »Danke.« Als sie sich wieder umwandte, hatten sich die drei zusammengestellt und diskutierten angeregt über die Krankheit, die alles Leben auf der Welt auslöschen würde, wenn der Staat oder die Regierung oder sonst wer nicht sofort etwas dagegen unternehmen würde.
    Anja schüttelte den Kopf, nahm sich aber gleichzeitig vor, sich wieder mehr für die Umwelt zu interessieren. So gar nichts über die Probleme der Welt zu wissen, total ahnungslos herumzulaufen, war ihr dann doch ein wenig peinlich. Sie würde heute Abend die Nachrichten sehen und im Internet nachlesen, sobald sie zurück in ihr Hotelzimmer kam.
    Sie hatte es vorgestern Nacht in Begleitung zweier Polizisten bezogen, nachdem sie im Krankenhaus durchgecheckt worden war. In das schäbige Motelzimmer hätte sie kein Wolfsrudel zurückgetrieben. Inzwischen wunderte sie sich über sich selbst. Bereits, als sie aus sicherer Entfernung beobachtet hatte, wie Polizisten den brutalen Kerl in ihrem Motelzimmer in Gewahrsam nahmen, hatte sie den Schock und die Beklemmung einigermaßen abgeschüttelt oder vielmehr so weit in ihr

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