Auge um Auge
wieder anzieht.
Mein Herz klopft wie wild, während ich meine Socken aus- und die Espandrillos anziehe.
Rennie würdigt mich keines Blickes, sondern packt nur ihre restlichen Sachen zusammen.
»Ren, ich weiß, dass du noch wütend bist wegen der Geschichte mit Kat heute Morgen –« Ich bringe den Satz nicht zu Ende.
Rennie sieht mich an, und ihr Blick ist voller Hass. »Diese Irre geht mir gerade am Arsch vorbei«, sagt sie und geht grußlos aus der Umkleide.
Als ich auf den Parkplatz komme, ist ihr Jeep schon weg. Ich warte auf Ashlin und bitte sie, mich mitzunehmen.
Ash lässt mich direkt vor Alex’ Haus raus. Mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung stelle ich fest, dass Mrs. Linds Wagen nicht in der Einfahrt steht. Ich hatte gehofft, dass sie nicht da ist, für den Fall, dass sie auch sauer auf mich ist.
Ich schnalle mich los und sage: »Danke fürs Mitnehmen, Ashlin.«
»Kein Problem, Lil. Tut mir bloß leid, dass ich dir nicht beim Aufräumen helfen kann. Ich hab Mom versprochen, sie zum Friseur zu begleiten. Als sie ihr das letzte Mal die Haare geschnitten haben, sah sie hinterher aus wie eine alte Frau.«
»Schon gut«, sage ich. Von dem Krach, den Rennie und ich hatten, habe ich ihr nichts erzählt. Das soll zwischen uns bleiben.
Ich springe aus dem Auto und winke Ashlin noch nach. Statt zur Haustür gehe ich gleich in den Garten.
Alex ist dabei, mit einem Netz das Wasser im Pool abzufischen, um einen roten Plastikbecher herauszuholen.
»Hey«, sage ich.
Er sieht überrascht auf. »Wo ist Rennie?«
Normalerweise würde ich mir irgendeine Ausrede für sie einfallen lassen, aber heute zucke ich nur mit den Schultern.
Ich mache mich daran, die Gartenfackeln und die Laternen aus Japanpapier einzusammeln, die wir überall im Garten aufgehängt hatten. Aber ich kann den ganzen Kram unmöglich bis zu mir nach Hause schleppen. Wenn Alex das alles loswerden will, wird er mich wohl fahren müssen. Allerdings scheint er immer noch ziemlich sauer auf mich zu sein. »Hast du meine Cupcakes probiert?«, frage ich ihn.
»Ja.« Alex sitzt auf einem Liegestuhl und macht irgendwas mit seinem Handy.
»Und – wie fandest du sie?«
»Ganz okay.«
»War in deinem ein Weingummifisch? In ein paar hatte ich einen reingesteckt.«
Endlich sieht er mich mal an. »Ich hab drei gegessen – kann schon sein, dass in einem so ein Fisch drin war.«
Gott sei Dank, langsam taut er ein bisschen auf. Ich schenke ihm ein kleines Lächeln. »Cool. Sag mal, ich hab ein bisschen Durst. Könnte ich vielleicht was zu trinken haben?«
Mit einer Kopfbewegung zeigt er zum Gartenhaus. »Du weißt, wo es was gibt.«
Oje – sieht fast so aus, als müsste ich den ganzen Krempel zu Fuß nach Hause schaffen.
Alex wohnt mehr oder weniger im Gartenhaus. Es besteht aus Wohnzimmer, Küche und einem großen Schlafzimmer mit Bad. Eingerichtet ist die Wohnung wie eine Junggesellenbude im James-Bond-Stil: schwarzes Lederecksofa, riesiger Flachbildschirm an der Wand, sogar ein echter Cola-Automat an der Bar. Und er hat einen Vorratsschrank, den seine Mutter regelmäßig auffüllt mit Keksen und Chips und allem, was man sich nur wünschen kann.
Die Tür zu seinem Schlafzimmer steht offen, und ich sehe eine unserer aufblasbaren Plastikpalmen ohne Luft über der Lehne seines Schreibtischstuhls hängen. Normalerweise ist es bei Alex immer aufgeräumt, aber heute sieht es, zumindest für seine Verhältnisse, ziemlich chaotisch aus. Das Bett ist nicht gemacht, und auf dem Boden liegen Klamotten herum.
Ich gehe hinein, um die Palme zu holen, und stocke. Neben dem Bett liegt ein Kleiderhäufchen, und ganz obendrauf ein grünes Tanktop. Ich bücke mich und hebe es auf.
Es gehört meiner Schwester. Sie hat es am Abend der Party getragen, als Teil ihres Fischkostüms. Ich weiß das so genau, weil ich das gleiche habe, nur eine Nummer größer. Auf der Vorderseite ist ein angetrockneter rosa Fleck – Erdbeer-Daiquiri. Ich rieche den Rum.
Ich gehe wieder in den Garten, das Top in der Hand.
Alex macht große Augen, als er es sieht.
»Wie kommst du an Nadias Top?«, frage ich ihn.
»Oh – da hat jemand was verschüttet, und sie hat es abbekommen. Ich habe ihr für den Heimweg ein Hemd von mir gegeben.«
Auf einmal bekomme ich schlecht Luft. »Hat Nadia getrunken?« Ich hatte sie doch gewarnt. Verboten hatte ich es ihr! »Sie hat keine Dummheiten gemacht, oder?«
»Was für Dummheiten denn? Sich von irgendeinem dahergelaufenen Typen
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