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Auge um Auge

Auge um Auge

Titel: Auge um Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siobhan Vivian , Jenny Han
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tatsächlich rausgegangen. Mit meinem Kaschmirpullover habe ich das gar nicht erst versucht – den habe ich gleich in den Sack für die Trockenreinigung getan und hoffe das Beste.
    »Hier hast du dein Top zurück«, sage ich und halte es Nadia hin.
    Sie wird bleich. »Hm – danke.«
    »Den Fleck habe ich übrigens rausbekommen.« Dabei beobachte ich sie genau. »Alex hat gesagt, jemand hätte dich angerempelt und dabei seinen Drink verschüttet.«
    »Genau.« Nadia weicht meinem Blick aus und nimmt einen großen Löffel Eis.
    »Wo ist denn Alex’ Hemd? Ich hab schon in deinem Zimmer danach geschaut, um es zu waschen und ihm zurückzugeben.«
    Nach einem Zögern sagt sie: »Das ist bei Janelle. Ich wollte doch da übernachten nach der Party, weißt du nicht mehr? Ich hab ihr gesagt, sie soll es heute mit in die Schule bringen, aber sie hat’s vergessen.«
    Mein Handy klingelt. Ashlin. Sie treffen sich heute alle beim Bow Tie, sobald Rennie mit ihrer Arbeit dort fertig ist.
    »Wer war das?«, will Nadia wissen. »Gehst du noch weg?«
    Ich lege mein Handy weg, denn die Sache ist wirklich ernst. »Nadia, du musst es mir jetzt wirklich sagen. Hast du bei Alex getrunken, obwohl ich es dir verboten hatte?«
    »Nein!« Sie hat zwei knallrote Flecken im Gesicht.
    »Dann gib mir dein Ehrenwort. Bei unserem Schwesternbund.«
    Nadia kann mich nicht ansehen. »Lillia, hör auf. Ich hab’s dir doch schon gesagt.«
    Mir bricht das Herz. Sie lügt, deshalb will sie mir nicht ihr Ehrenwort geben. Sie lügt mir mitten ins Gesicht. Einfach so. Ich habe Nadia noch nie angelogen. Nicht ein einziges Mal. Das würde ich auch nie tun. »Ich geb dir noch eine Chance. Du sagst mir jetzt sofort die Wahrheit, Nadia, oder ich erzähle Mommy alles.«
    Nadias Augen weiten sich vor Schreck. »Okay, warte. Ich habe vielleicht einen halben Becher Erdbeer-Daiquiri getrunken. Eigentlich wollte ich ja gar nicht, aber eine von meinen Freundinnen hat ihn mir gegeben, und ich dachte, er sei ohne Alkohol. Ich hab nur ein paar winzige Schlucke getrunken, um ihn nicht wegzukippen. Das ist doch wirklich nicht so schlimm. Du hast als Freshman auch schon getrunken auf Partys.«
    Okay, stimmt. Aber das war am Ende des Freshman-Jahres. Als Rennie und ich anfingen, auf Partys zu gehen, trank sie stets Bier und alles, was es sonst so gab. Die Jungs nannten sie Piccola, weil sie so klein war, aber sie hielt tapfer mit. Im Gegensatz zu mir. Ich hatte solche Angst, Ärger zu bekommen, dass ich mich einen ganzen Abend lang an einem Becher Bier festhalten konnte.
    »Hör auf, dich rauszureden. Du hast mich angelogen! Du hast mir direkt ins Gesicht gelogen, Nadia.« Ich lasse mich auf die Couch sinken. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass sie das getan hat. »Du bist jetzt erst mal gesperrt. Keine Partys, und zu meinen Freunden nehme ich dich auch nicht mehr mit. Du hast dich offensichtlich nicht im Griff. Und sollte ich mitkriegen, dass du mehr getrunken hast, als du sagst, dann bist du fällig.«
    »Es tut mir so leid, wirklich.«
    Dabei geht es mir eigentlich gar nicht ums Trinken. »Ich hätte nie gedacht, dass du mich mal anlügst.«
    Eine dicke Träne rollt ihr über die Wange. »Ich trinke nie wieder was, Lilli! Das musst du mir glauben.«
    »Wie kann ich dir denn noch irgendetwas glauben?« Ich stehe auf. Ich habe so ein Gefühl, als müsste ich auch gleich weinen. Also gehe ich aus dem Wohnzimmer und zu mir nach oben.
    Ich hätte sie auf der Party niemals allein lassen dürfen. Die Schuld liegt genauso bei mir wie bei Nadia. Bei mir vielleicht noch mehr. Ich bin schließlich ihre große Schwester. Ich muss auf sie aufpassen, dafür sorgen, dass ihr nichts passiert!
    ···
    Als wir auf die andere Party kamen, waren schon jede Menge Leute da. Wir kannten aber niemanden, die meisten waren Collegestudenten aus anderen Orten. Es war offensichtlich keine Motto-Party – hier hingen einfach nur jede Menge Leute rum, die zusammen Musik hörten.
    Die beiden Jungs entdeckten uns sofort und kamen auf uns zu. Es hat uns natürlich geschmeichelt, dass sie offenbar auf uns gewartet hatten und uns jetzt so viel Aufmerksamkeit schenkten. Zuerst habe ich ständig auf mein Handy geschaut, um nach der Uhr zu sehen – ich wollte auf keinen Fall länger als eine Stunde bleiben, so wie Rennie es mir versprochen hatte.
    Wir wurden gefragt, was wir trinken wollten, und Rennie orderte für uns beide Wodka mit Cranberry und einem Löffel Zucker – sie wusste, für mich

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