Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)
werde ich dich ins
Jenseits befördern, sowie alle, die daran beteiligt waren, ist
das klar? Du allerdings wirst der Letzte sein.“
„Oh das ehrt mich Willet, durchaus. Vielleicht lässt sich das
ja irgendwann arrangieren, nur du und ich.“
Sein Lächeln war das Letzte, was Willet sah, dann öffnete er
die Tür und sprang.
In der Falle
Letztes Tageslicht fiel durch das Fenster. Zu einem Knäuel
zusammen gekauert saß Vell auf ihrem Schlaflager und
weinte. Es war mehr ein Wimmern. Und ab und an ein
verzweifeltes Schreien. Kahle Steinwände schmückten das
Verließ. Außer einem dumpfen Echo gab es nichts, das ihr
antwortete. Das einzig Vertraute, war ihr Gesicht. In einem
kleinen verschmierten Spiegel.
Schon seit Stunden fragte sie sich, wo sie war und ob sie hier
jemand finden würde. Das Fenster war zu hoch und sie
zählte bereits unzählige Schrammen, weil sie versucht hatte
hoch zu klettern.
Außerdem hatte sie furchtbaren Hunger. Aber er war nicht
stark genug, um ihr den Schmerz zu nehmen.
Doch mit einem Mal war ihr, als würde sie etwas hören.
Schritte, draußen vor der Tür.
„ Hilfe!“ , rief sie, „ ich bin hier!“
Sie lief hin und schlug mit den Fäusten dagegen.
„ bitte! holt mich hier raus!“
Die Schritte kamen näher.
Auf einmal hörte sie das Klimpern von Schlüsseln. Und nach
mehreren Umdrehungen begann die Tür sich zu öffnen. Sie
traute ihren Augen kaum. Aber dort stand Hanora. Und
hinter ihr noch zwei große Soldaten.
„ Ihr? “
„ Jemand anderen erwartet?“, fragte die Dame.
„ Du kleines Miststück ! Ich werde dir zeigen, was es heißt,
mich an der Nase herum zu führen!“
Sie trat ein und packte Vell bei den Haaren
„Was? Lasst mich los!“
Aber Hanora schleifte sie zurück ins Verließ.
„ Was wollt ihr? Ich bin doch zurückgekommen!“
„Als was?“, keifte Hanora, „ als kleine Hure? Nach allem, was
ich für dich getan habe! Nach allem, was ich für dich auf Spiel
setze! Ich werde dir eine Lektion erteilen! Eine, die du nie
mehr vergisst!“
„ Nein bitte!“ , flehte Vell. Aber sie wurde von den Wachen
gepackt und aufs Feldbett gedrückt.
Die Männer
hielten
sie
fest.
Und Hanora
nahm
ihren
Spazierstock und schlug auf sie ein.
Vell brüllte.
Doch
der
Schmerz nahm
ihr die Sinne.
Erbarmungslos drosch Hanora auf sie ein.
Bis sie nur noch ein wimmerndes Etwas war.
Die Dame keuchte . „Reicht dir das?“, fragte sie, „ ich hoffe du
weißt nun wie es schmeckt, mich zu hintergehen?“ Sie zog ihre weißen Handschuhe aus und wischte sich den
Schweiß von der Stirn. „Du hättest eine großartige Zukunft
haben können! Aber sieh dich jetzt an! Du bist nichts! Nur
eine erbärmliche Dirne.“
Verächtlich ließ sie das zitternde Bündel liegen und nahm
ihren Mantel und Stock. „ Wir gehen“, befahl sie, „ ich habe
noch Karten für die Oper.“
Bei Anbruch
der
Nacht
verließ Adamus sein
Haus. Es
dämmerte und er folgte seinem Hund durch die Straßen.
Tänzelnd tapste sein Freund vor ihm her und war ihm in der
Dunkelheit Nase und Ohr. Es war eine laue Sommernacht,
in der man Träumen nachhing, oder Pläne schmiedete.
Doch
die Ereignisse
der
letzten
Tage bereiteten
ihm
Kopfzerbrechen.
Etwas lag in der Luft, etwas, das er nicht wirklich greifen
konnte.
Am Tor des Klosters wurde sein Hund unruhig und fing
aufgeregt an zu bellen.
„ Was hast du Hefaistos ? Ist irgendetwas?“
Als Adamus an das Tor stieß, bemerkte er, dass es offen
stand. Der Hund zwängte sich hindurch und lief ihm voraus
in die Finsternis. „ Warte! Wir sind nicht alleine!“
Aber Hefaistos rannte weiter, in die alte Kapelle hinein.
„ Freund und Helfer“, zweifelte Adamus und folgte ihm nach.
In der steinernen Eingangshalle war es düster.
Die Tür zum Andachtsraum war nur angelehnt und fahles
Mondlicht fiel auf die leeren Sitzreihen. Eine kleine Kerze
erhellte
den schlichten
Holzaltar.
Dort stand auch
sein
Hund und wedelte mit dem Schwanz.
„ Was suchst du hier?“, rief Adamus, „ es gibt nichts mehr, was
wir einander zu sagen hätten.“
„Das sehe ich anders“, entgegnete Willet, „sagt mir, wo sie
ist! Oder ich schwöre bei Gott, ich prügle es aus euch heraus!“
„Du armseliger Thor! Du selbst hast sie in diese Lage
gebracht! Und nun glaubst du, sie wäre mir gleichgültig?“
„Genau das!“, fauchte Willet, „ es sei denn, ihr sagt mir, wo ich
die Tunte finde!“
„Er ist des Königs erster Mann. Er arbeitet im Palast und ich
nehme an, dass man auch Velura dorthin
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