Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)
hangelte sich alleine nach unten.
*
Statt frischer Luft, brachte der Nachmittag neue Hitze nach
Tarlond. Tengol war in die Stadt aufgebrochen und Rolin
saß solange draußen in der Sonne und beobachtete das
Dach.
Währenddessen schmiedete Adamus neue Pläne.
Der
Keller
des
Hauses
beherbergte eine Vielzahl von
Büchern und Vell sollte ihm dabei helfen sie zu sortieren
und abzustauben.
Alles erschien ihr längst schmerzvoll und sinnlos. Sie wollte
weder reden, noch denken. Das Einzige, was ihr half, war
die Ablenkung. Immer, wenn Adamus nicht hinsah, nahm
sie
ein
dickes
Buch
und
betrachtete
die
schaurigen
Abbildungen.
Es erzählte von,
den
alten
Folterund
Verhörmethoden. Als Zeichen der Unterwerfung hatten die
Zech ihren Gefangenen die Augen ausgestochen und die
Neugeborenen unter den Leichen begraben.
„ Was hast du da?“, fragte Adamus neugierig, „ ist irgendetwas
Interessantes dabei?“
„Ich wusste gar nicht, dass Tarlond so lange belagert war.Fast
sieben Jahre lang.“
„Ja, in der Tat“, bestätigte Adamus, „ damals waren die Zech
auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Sie waren die Herrscher
aller Meere und über Aranien.“
„Aber wie konnte Tarlond solange durchhalten?“
„König Theodor, Ethnagards Großvater, wusste sich ihrer
Macht zu erwehren,
indem
er die Naugrimm
um Hilfe
ersuchte. Da der Seeweg verschlossen war, kamen sie über das
Gebirge in die Stadt und halfen, sie mit Nahrung und Medizin
zu versorgen.“
„Die Naugrimm sind unsere Verbündeten gewesen?“
„Sie sind es noch heute“, bestätigte Adamus, „ nur mit ihrer
Hilfe gelang es, so lange Stand zu halten. Doch immer neue
Schiffe kamen aus dem Westen und eine Zeit lang sah es
sogar so aus, als ob dieses Bündnis scheitern würde.“
„Was ist dann passiert?“
„Der große Sturm.
Er
sorgte dafür,
dass das Schiff
des
Hochkönigs unterging, zusammen mit seinen vier Söhnen.
Nachdem sein Tod in Amand bekannt wurde, erhoben sich
schließlich andere Mächte über das Königshaus. Auch seine
Gemahlin wusste, dass es keine Zukunft mehr für sie gab.
Also nahm sie sich
das
Leben
und stürzte sich
von
der
Brüstung eines Turmes.“
„ Aber hätte sie denn nicht fliehen können?“
„Zu aussichtslos“, gab Adamus zu bedenken, „ doch seither
sind über hundert Jahre vergangen und es gibt dort noch
immer Getreue, die auf die Rückkehr eines neuen Hochkönigs
warten.“
„Und auf das Numen“, ergänzte Vell,
worauf
sich
die
Gesichtszüge des Bruders verdunkelten.
„Gott bewahre.
Dieses
Gerücht darf
sich
auf keinen
Fall
verbreiten.“
„Aber was glaubt ihr denn? Glaubt ihr wirklich, dass die Zech
irgendwann wieder kommen?“
„Ich weiß es nicht“, erwiderte Adamus, „ aber ich
muss
gestehen, dass ich mich davor fürchte.“
„Schwachsinn!“, widersprach jemand .
Willet stand in der Tür. Sie hatten ihn nicht mal bemerkt.
„ Wie schön, dass du hier bist“ ,
entgegnete der
Bruder
überrascht, „ wir könnten etwas Hilfe gebrauchen.“ „ Ihr verschwendet eure Zeit . Sie weiß nicht das Geringste
darüber .“
„ Woher auch ?“, fragte der Graubart, „ dieses Wissen ist nicht
populär.“
„Es sind Märchen! Und ihr werdet sie von jetzt an in Frieden
lassen! Habt ihr verstanden?“
Willets suchte Veluras Augen.
„ Halte dich von ihm fern “, befahl er, „ er versucht dich nur zu
benutzen.“
„ Das ist Unsinn“, widersprach Adamus, „ alles was ich wollte,
waren
Antworten.
Abgesehen
davon,
kannst
du
das
unmöglich alleine tragen.“
„ Sagt wer? Ein Mönch? Oder nur ein sehr billiger Spitzel?“
„Du missverstehst mich “, beteuerte der Bruder, „ ich
will
wirklich nur helfen.“
Doch weiter konnte er nicht sprechen. Von der Treppe
hörten sie auf einmal ein Poltern und jemand kam herunter
in den Keller gestürmt.
„ Was verflucht noch mal treibt ihr hier?“, brüllte Rolin, „und
wie kommt das Frettchen vom Dach?“
„ Er wollte nur helfen“, beschwichtigte Adamus, „ ihr habt
doch nichts dagegen, oder?“
Sowohl Willet,
als auch
der
Naugrimm
schienen
jetzt
überrascht.
„ Nur zu“, knurrte Rolin und verschränkte die Arme, „ ich
mag es gern kühl und dunkel.“
*
Als Tengol am Abend aus der Stadt zurückkehrte, fand er
vier vertiefte Personen vor. Still saßen alle um den Kamin
und blätterten in ihren Büchern. Vell wartete darauf, dass er
und Willet sich augenblicklich anfielen, aber er war offenbar
in unerwartet guter Stimmung.
„ Wir treffen Hanora im Morgengrauen “,
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