Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)
?“, rief er ihr nach. Doch Vell war
schon losgelaufen. Sie kämpfte sich durch die Reihen und
suchte nach dem einzigen Ausgang. Aber sie kam nicht weit.
Jemand kam ihr nach und griff ihren Arm.
„ Wo willst
du
hin ?“, fragte Tengol, „ er
ist
gerade erst
angekommen .“
„ Bitte nicht! Ich muss dringend hier raus.“
„Nimm dich zusammen“, mahnte er , „wir können jetzt nicht
abbrechen!“
Sein Gesicht war ernst. Ihr Körper zitterte.
Es fiel ihr schwer zu atmen.
„ Du bleibst hier stehen und beruhigst dich“, befahl er , „ich
gehe und hole dir Schaumwein.“
„Warum nicht?“, dachte Vell. Wenn es schon kein Zurück
mehr gab. Dann wollte sie das Ende dieses Abends nicht bei
vollem Bewusstsein erleben.
„ Bin gleich wieder da“, versprach
er . Und da
sie keine
Einwände zeigte, zog er los, um nach einem Diener zu
suchen.
Doch diesmal ließ sich der Nordmann Zeit.
Sie konnte ihn nirgends mehr sehen, als hätte der Saal ihn
verschluckt.
Gesichtern
Das
Gedränge
war
dicht.
Unter
all den
gab es
keines
das passte,
keinen
Kopf
der
darüber hinausragte. Sie dachte an Willet.
Um
ein
Haar
wäre
sie
in
ein
großes Tablett
gelaufen,
stattdessen rammte sie einen Gast. „ Verzeihung “, bat sie,
„ tut mir leid .“
Der feine Herr schenkte ihr ein Lächeln. „ Kann ich helfen?“, fragte er, „ mir scheint, ihr sucht irgendetwas?“
„ Ja ich ähm ..“, stotterte sie...
Seine Robe war golden. So wie sein gekringelter Bart. Sie
blickte in zwei tiefblaue Augen.
Noch immer wartete Vell darauf, dass ihr Herz aussetzte.
Aber es schlug einfach weiter. Schnell und erbarmungslos.
„ Ihr wirkt etwas verloren“, stellte der Markgraf fest, „ wenn
ihr möchtet, kann ich euch ein wenig die Zeit vertreiben."
„Ich weiß nicht , ich wollte gerade…“ .
„ Es wäre mir eine Ehre “, setzte er nach und bot ihr seinen
Arm an.
Aber hatte sie eine Wahl? Sie schluckte.
So, wie es aussah nicht.
„ Vielen Dank“, erwiderte Vell und hakte sich ein.
Der Markgraf war in Wahrheit sehr groß. Dazu etwas älter
als auf dem Porträt. Wo immer er auftauchte, wurde ihm
sofort
Platz gemacht
und ein
jeder Gast
schien
sie
anzustarren.
Es war wie in einem Traum, einem Alptraum. Doch es gab
kein Erwachen.
Bald schon hatten sie einen neuen Saal erreicht. Eine Art
Galerie mit riesigen Fenstern. In der Mitte protzten große
Steinbüsten.
Kaminfeuer.
Und am anderen
Ende brannte ein
helles
„ Wie ist euer Name?“, erkundigte er sich, „ ich glaube nicht,
dass wir uns schon mal begegnet sind.“
„ Ich will nicht unhöflich sein“ , erwiderte Vell, „ aber ihr habt
euch mir noch nicht vorgestellt.“
„ Oh gewiss“, entgegnete er überrascht, „ euer Anblick ließ
mich augenscheinlich alle Höflichkeit vergessen .“
Mit einem angedeuteten Kuss neigte er sein Haupt und
hauchte auf ihren Handrücken.
„ Victor Na Tiliano“, bekundete er, „ Markgraf und Freiherr
von Tarlond.“
„Sehr erfreut“, erinnerte sich Vell an die Spielregeln. Es hatte
soeben erst angefangen.
„ Ich denke,
jetzt seid
ihr
an
der
Reihe.
Wie lautet euer
bezaubernder Name?“
„Tut mir leid“, stammelte Vell, „ aber ich fürchte, ich kann ihn
euch leider nicht sagen.“
„ Was denn, ihr wollt mich beleidigen?“
„ Nun, ihr habt mir euren Namen genannt, in der Hoffnung,
ich würde ihn nicht kennen.“
„ Ach so ist das“, erwiderte der Graf stirnrunzelnd, „nun zu
meiner Schuld muss ich gestehen, dass ich in der Tat einen
gewissen Ruf genieße. Was aber nur daran liegt, dass ich viele
Neider habe. Und sie finden Freude daran, mich unweigerlich
in Verruf zu bringen.“
„Dann leugnet ihr also ein Frauenheld zu sein?“
„Ein Frauenheld?“, fragte er zweifelnd, „ nun, das ist es wohl,
was die Leute glauben wollen nicht wahr? Doch sie sehen
nicht welchen
Preis ich
dafür
bezahle.
Und auch nicht , welcher Mensch ich in Wahrheit bin. All mein Reichtum ist
längst bedeutungslos für mich. Die meisten Frauen wollten
nichts als mein Geld, Und ich bedaure, dass ich das nicht
mehr ändern kann.“
„Bitte entschuldigt“, erwiderte Vell, „ ich wollte euch gewiss
nicht zu nahe treten. “
„Ihr müsst euch nicht entschuldigen “, versicherte er , „ihr seid
noch sehr jung. Wie könnt ihr also ahnen, welche Fallstricke
dieses Leben bereithält. Und was es bedeutet, so alleine und
einsam zu sein."
„Glaubt mir, das weiß ich. Aber es ist völlig sinnlos, sich dafür
zu bedauern. Ihr müsst in die Zukunft sehen und
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