Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)
Falista.“
„Na Falista“, wiederholte der König nachdenklich, „ ich
kannte den Syrer , ein sehr angenehmer Mensch. “
„Er war ein Mörder, Majestät. Er wusste, wer das Numen
versteckt hält und war im Besitz eines echten Organum!“
„Ich weiß, was das ist, Gräfin, denn es befindet sich unlängst
in meiner Obhut. Ihr dagegen seid mir noch etwas schuldig
etwas, das man gemeinhin als Loyalität bezeichnet. Also, wo
ist dieses Numen!“
„Ich weiß es nicht, Majestät, aber Willet Northgod weiß es
vermutlich. Er verlangt euch morgen Mittag am Hafen zu
treffen, inkognito und ohne Begleitung.“
„Er verlangt was?“
„ Ich konnte ihn nicht eliminieren, bitte, vergebt mir, Hoheit!“ Ethnagard hielt inne.
„ Der Syrer war sein Mentor, sagt ihr? Was wird er nun von
mir wollen?“
„ Das weiß niemand, Majestät. Aber glaubt mir, er ist zu allem
fähig.“
„ Das wird sich zeigen“, entschied der König, „ ihr aber steht
fortan
unter
meiner
Befehlsgewalt,
Gräfin.
Diese
Angelegenheit liegt nun nicht mehr in eurer Hand.“ „ Aber Majestät, ich…“
„Geht! Und wagt nie wieder, etwas ohne meine Zustimmung
zu unternehmen!“
Hanoras Antlitz war fahl. „ Wie ihr wünscht. “ Sie verneigte
sich und verließ sie den Saal. Auf ihrem Gesicht lag eine
eiskalte Maske.
*
Zum gleichen Zeitpunkt nippte auf der Kathedrale jemand
an seinem Tee. Heiß dampfte er aus der Tasse des Kardinals,
während er den weit entfernten Königspalast beobachtete.
Die Dächer glänzten im Rot des sterbenden Tages. Bald
schon sah er Seraphim an der Brüstung stehen. Er war nicht
alleine gekommen. Jemand folgte ihm. Eine schwarzblaue
Kapuze verbarg das Antlitz des Fremden. Und das dunkle
Kinn offenbarte, dass er aus einem fernen Land kam.
„ Ein Bote der weißen Bruderschaft“, erklärte Seraphim, „ er
kommt direkt aus Olissos.“
Als der Gast näher trat, sah man sein dunkles Antlitz. Es war
gemustert wie die Haut einer Schlange. „ Mein Herr schickt
mich. Der große Kalif von Utulom.“
Er verneigte sich und reichte dem Kardinal eine kleine
Schatulle. Sie war schwarz und schien überaus kostbar zu
sein. Erstaunt nahm sie der Geistliche an sich. Doch er
erstarrte in dem Moment, da er das seltene Schmuckstück
sah. Es waren zwei goldene Drachen, die sich kunstvoll zu
einem Anhänger woben.
„ Ein Organum“, sprach der Kardinal gebannt.
„ Ein Geschenk meines Herrn“, sprach der Fremde, „ er ist ein
Diener des großen Gottes und bittet um die Gunst eurer
Freundschaft.“
„ Euer Herr ist wahrhaft großzügig. Doch wie konntet ihr so
schnell hier sein?“
„Die Geister haben zu mir gesprochen und der Wind. Selbst
der Schatten kennt euren Namen. Denn euer Feind ist auch
unser Feind. Ich bin gekommen, um ihn zurück zu den Toten
zu schicken.“
„Ich weiß, wen ihr meint“, sprach Seraphim, „ er befindet sich
hier in dieser Stadt.“
Die Augen des Gastes funkelten und der Mund entblößte
ein weißes Lächeln. „ Dann haben die Geister meine Gebete
erhört. Denn ich kenne seinen richtigen Namen.“
∞
Der Tag nahm seinen Lauf. Und während das Sonnenlicht
immer
schwächer
wurde,
gewann
Willet
allmählich
an
Kraft. Am späten Nachmittag, fühlte er sich stark genug, um
aufzustehen und beschloss das staubige Haus für eine Weile
zu verlassen. Sie setzten sich in den Innenhof und badeten
im letzten Tageslicht. Vell gefiel es, ihren Kopf auf seine
Willets Beine zu legen und er band ihr solang fiese Knoten
ins Haar.
„ Wie war mein Vater so? War er ein guter Mensch?“ „ Manchmal schon“, fand er, „ an seinen guten Tagen.“
„Wieso nur an den guten?“
„Naja, er war auch zynisch und stur. Eben vollkommen
unbelehrbar.“
„So wie du?“, fragte Vell. Woraufhin er den Knoten ein wenig
fester zog.
„ Aua“, rief sie.
„ Tut mir leid, das war nur ein Versehen.“
Vergebens verbarg er sein Lächeln.
„Ich glaub dir kein Wort. Du bist ein echt mieser Lügner.“
„Meistens funktioniert es. Bei dir muss ich noch üben.“ „ Dann sag mir lieber die Wahrheit. Du hast meinen Vater
doch gemocht, oder?“
„Mehr, als er wusste“, versicherte Willet, „ er war wie ein
Vater oder Bruder für mich.
Aber warum fragst du mich das?“
„Na weil, weil du mir nie gesagt hast, wie er eigentlich
gestorben ist.“
„ Du denkst, ich habe ihn umgebracht?“
„Nein. Ich will nur wissen, wieso es passiert ist.“
„Es war eine Falle“, erzählte er, „ ich
hatte
ihn
damals
gewarnt, aber er
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