Himmlische Verfuehrung
Kapitel 1
Der Wecker klingelte. Es war Montagmorgen sieben Uhr. Ich stöhnte auf, als ich mich zu meinem Nachtisch reckte, um den Wecker auszustellen. Das Wochenende war so schnell vergangen. Es war wie immer. Die Woche zog sich und am Wochenende, wenn man Zeit hatte, rasten die Stunden nur so dahin. Ich zwang mich zum Aufstehen und ging erst einmal ins Badezimmer um mich zu waschen. Der Blick in den Spiegel verriet mir, dass ich meine schulterlangen braunen Haare zuerst entwirren musste. Ich hatte nicht allzu viel Zeit. Um halb neun begann meine Vorlesung an der Uni. Ich studierte an der Portland State University, im US-Bundesstaat Oregon, Wirtschaftswissenschaften. Da meine Familie und ich in Portland lebten, war ich nicht auf ein Zimmer im Studentenwohnheim angewiesen. Es war sowieso sehr schwer gewesen, ein Zimmer zu bekommen. Die Wartelisten waren voll. Allerdings wollte ich auch nicht mehr bei meinen Eltern wohnen. Es war doch schließlich so, ging man auf ein College oder auf eine Universität, so wollte man auch selbstständig sein und von Zuhause ausziehen. Meine Eltern boten mir das Gästehaus, was auf unserem großen Grundstück stand, an. Da es nie benutzt wurde, nahm ich es. So sparte ich mir die Miete für eine Wohnung. Meine Eltern bezahlten zwar die Studiengebühren, aber das Geld, welches ich zum Leben brauchte, verdiente ich mir selbst, indem ich drei Mal die Woche in einer Boutique arbeitete. Das Gästehaus bestand aus zwei Etagen. Im Erdgeschoss befand sich ein kleiner Flur, von wo es aus ins Wohnzimmer, in die Küche und durch eine Treppe in die obere Etage ging. Oben befanden sich das Schlafzimmer und das Badezimmer. Das Haus war nicht sehr groß, aber es reichte mir vollkommen. Hier wohnte ich schon seit einem Jahr und hatte es mir nach meinen Wünschen eingerichtet.
Nachdem ich mich im Bad fertiggemacht hatte, ging ich ins Schlafzimmer und suchte mir aus dem Kleiderschrank etwas zum Anziehen heraus. Ich zog mir eine kurzärmlige weinrote Bluse und eine dunkelgraue Jeans an. Anschließend band ich meine Haare zu einem Zopf zusammen. Als ich damit fertig war, ging ich die Treppe hinunter in die Küche, wo ich mir einen Müsliriegel und eine Flasche Wasser holte. Ich ging in den Flur, wo meine Tasche stand und verstaute in ihr die Wasserflasche. Den Müsliriegel aß ich währenddessen. Das war mein Frühstück. Ich brauchte morgens nicht viel zum Essen. Ab und zu ließ ich auch das Frühstück ausfallen und aß das Erste am Tag erst am Mittag. Ich nahm meine Tasche und verließ das Haus. Es war ein sehr schöner Augustmorgen. Die Sonne schien, es war sehr warm und es befand sich keine einzige Wolke am Himmel. Wir wohnten am Rande der Stadt. Unser Grundstück war zudem das Letzte in der Straße und an diesem grenzte an der Seite ein Feld. Ich ging den Kiesweg entlang, an dem Haus meiner Eltern vorbei zu meinen Wagen, den ich vor der großen Doppelgarage geparkt hatte, welche an das Feld grenzte. Ich öffnete gerade meine Autotür, als mein Vater aus der Haustür kam und zu seinem Wagen ging, der neben meinen stand. Er trug wie jeden Tag, wenn er zur Arbeit fuhr, einen Anzug. Mein Vater war ein Meter neunzig groß und trug seine blonden kurzen Haare oftmals zurückgegelt, wie es auch an diesem Tag der Fall war. Von seiner Figur her war er nicht ganz so sportlich und hatte einen kleinen Bauchansatz.
„Guten Morgen Jamie. Fährst du zur Uni“, fragte er.
„Morgen Dad. Ja, ich habe heute eine Vorlesung in Finanzwirtschaft, wo wir nächste Woche Mittwoch eine Klausur schreiben und noch zwei weitere Kurse.“
„Das Semester hat doch vor zwei Wochen erst angefangen und da schreibt ihr schon eine Klausur?“ Erstaunt schaute er mich an.
„Ja. Die Professoren legen gleich richtig los. Nach der Uni gehe ich noch arbeiten. Aber zum Essen heute Abend bin ich da“, erwiderte ich.
„Na da hast du aber viel vor. Ach, bevor ich es vergesse. Denk daran, dass dein Wagen diesen Monat zur Inspektion muss und das du schon einmal einen Termin in der Werkstatt ausmachst. Du weißt ja, wie voll die Werkstatt immer ist“, erinnerte er mich. Ja, das wusste ich. Es war die beste Werkstatt in Portland, und wenn es nicht gerade ein Notfall war, konnte man schon mal Wochen warten, bis man einen Termin bekam. Ich nahm mir vor, mittags dort anzurufen und einen Termin zu vereinbaren.
„So jetzt muss ich aber los. Sonst komme ich zu spät zur Arbeit“, sagte mein Vater und stieg in sein Wagen, einen
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