Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
es schien, wich erschrocken
zurück und gab Hanson verstört die Hand.
„Angenehm, mein Name ist Gerdes, treten Sie
ein“. Dann rief er in die obere Etage:
„Wilma, die Polizei ist im Haus, komm doch bitte
mal runter“. Er ging voraus und winkte Hanson mit seinem Tross, ihm zu folgen.
Im Wohnzimmer bot er allen an, sich zu setzen. Alsdann erschien in der Tür eine
Frau, so um die dreißig, sehr attraktiv, die sich offenbar gerade die Haare
gewaschen hatte. Sie trug ein nachlässig um den Kopf geschlungenes Handtuch und
war wohl gerade in ihren Bademantel geschlüpft, den sie noch nicht gebunden hatte.
Jeder Schritt, den sie tat, legte ihre gut geformten Beine bis zu den
Oberschenkeln frei.
„Wilma, du glaubst es nicht, gestern ist drüben
im Wald ein Polizist erschossen worden und wie es scheint, ist der Mörder mit
dem Jeep geflüchtet, den wir gestern im Waldweg haben stehen sehen“.
„Gnädige Frau, Sie haben also auch den Jeep
gesehen“, unterbrach Hanson den Wortschwall des Hausherrn. „Ich nehme an, Sie
beide sind verheiratet und Sie sind Frau Gerdes“, fragte Hanson.
„Weder noch“, wurde er von der Frau
unterbrochen. „Wir sind nicht verheiratet und mein Name ist nicht Gerdes,
sondern Wilma Halbermann. Seit zweieinhalb Jahren leben wir miteinander in
diesem Haus. Es ist mein Elternhaus, hier bin ich groß geworden“.
Der Lebensgefährte der Frau hatte seinen ersten
Schrecken bezwungen, er erhob sich von seinem Sessel und führte seine Bekannte
am Arm und mit den Worten: „Ich möchte Frau Halbermann für einen Augenblick
alleine sprechen“, in die Küche.
Kaum war die Küchentür geschlossen, erhob sich
ein Stimmengewirr, das an Lautstärke immer mehr anschwoll. Ganz deutlich war
die Dominanz der Frau zu hören.
„Da drüben ist quasi vor unseren Augen ein
Gesetzeshüter erschossen worden. Und du willst kneifen und dich dumm stellen
und der Polizei die Information vorenthalten, die sie für die Aufklärung dieses
Verbrechens eventuell benötigen. Nein, nicht mit mir. Ich werde meine Aussage
machen und vor jedem Gericht dieser Welt beschwören, was wir gestern im Waldweg
gesehen haben. Und ich kann dir nur raten, deine Einstellung nochmals zu
überdenken. Mit so einem Leisetreter kann ich nicht zusammen leben“.
Donnerwetter, die Frau ist keine Zimperliese,
sie hat Zivilcourage und in diesem Haus unverkennbar die Hosen an und braucht
offensichtlich mehr als nur Muskeln und Potenz, dachte Hanson, als die
Küchentür aufgestoßen wurde und sie mit einer Zornesröte im Gesicht ins
Wohnzimmer zurück kam, gefolgt von dem etwas elend aussehenden Duckmäuser.
„Herr Kommissar, bitte notieren Sie, ich will
jetzt meine Aussage zu Protokoll geben. Ich nehme an, der Polizistenmord steht
im Zusammenhang mit der Ermordung des Staatssekretärs Meyer. In der heutigen
Morgenzeitung konnte man es zwischen den Zeilen lesen“.
„Staatssekretär Dr. Beyer“, verbesserte Hanson
und fügte hinzu, dass er ihre Vermutungen nicht dementieren könne. „Ich selbst,
Frau Halbermann, habe heute noch keine Zeitung gelesen und weiß also nicht, was
in irgendeiner Journaille angedeutet worden ist. Aber Sie haben recht, wir
versuchen zwei überaus brutale Morde zu klären. Ihre Wahrnehmungen sind daher
für uns sehr wichtig. Ich möchte Sie beide daher bitten, mit uns ins Präsidium
nach Kiel zu fahren. Dort haben wir Kataloge mit allen je im Ausland und
Deutschland produzierten Geländewagen. Es ist sehr wichtig, von Ihnen beiden genau
zu erfahren, welche Art von Fahrzeug Sie beide gesehen haben. Anschließend
werden Ihre Aussagen zu Protokoll genommen“.
Kleinlaut, fast weinerlich, mischte sich der
Leisetreter ein: „Liebling, wir haben um acht Uhr eine Verabredung mit meinem
Chef, den können wir nicht warten lassen“.
Sie funkelte ihren Lebensgefährten mit einem
Blick an, der ihn in die Defensive zwang: „Dein Chef wird sich gedulden müssen,
der Grabscher wird mich noch früh genug befummeln können. Deine Karriere wird
nicht leiden“, zischte sie bedrohlich zurück und wandte sich dann wieder Hanson
zu.
„Herr Kommissar, ich brauche noch eine halbe
Stunde, dann fahren mein Bekannter und ich von hier aus direkt ins Präsidium“.
In einem Anfall des Aufbegehrens, als wollte
Gerdes ein für alle Mal die Dominanz dieser Frau endgültig brechen, schleuderte
er ihr ein lang gedehntes, „Nein“, entgegen. „Ich komme nicht mit, ich fahre zu
meinen Chef, den warten zu lassen, kann ich mir nicht
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