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Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Titel: Aurora Komplott (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Carry
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nach. Weil die heutige
Befragungszeit mit der gestrigen Ermordungszeit Bachners übereinstimmte, war zu
befürchten, dass auch gestern - wie jetzt - die meisten nicht zu Hause waren.
Weitere Befragungen würden aller Voraussicht nach auch morgen keine neuen Erkenntnisse
bringen. Gleichwohl wollte Hanson morgen früh einen weiteren Vernehmungstrupp
hierher in Bewegung setzen.
    Auf der Rückfahrt ins Präsidium fuhr Rütter wie
immer viel zu schnell. Hanson klammerte sich an den Haltegriff oberhalb der Tür
und drückte sich in den Beifahrersitz. Seine Füße stemmten sich gegen das
Bodenblech.
    „Axel, organisieren Sie doch bitte für Samstag,
am besten mit Jutta, eine weitere Hausbefragung“.
    „Am Samstag?“
    „Richtig, dann steht zu vermuten, dass Sie alle
Hausbewohner antreffen“.
    „Chef, ich kann Samstag nicht. Ich habe doch
schon vor Wochen zwei Tage Sonderurlaub eingereicht. Ich bin wieder als
Schiedsrichter bei einem Ländervergleichskampf eingeteilt worden“
    „Richtig, ich erinnere mich. Jutta, dann
deichseln Sie die Befragung“.
    Mit Blick in den Fond sagte Rütter: „Tut mir
leid, Jutta, dass du nun für Samstag an meiner Stelle deinen Schlüpfer
strammziehen musst. Ich hätte ...“.
    „Stopp“, fuhr Hanson dazwischen, „ich dulde
keine solchen schlüpfrigen Redensarten. Axel, Sie sollten sich eines anderen
Tones befleißigen. Viel zu schnell enden solche Formulierungen in
frauenfeindliche Zoten“.
    Die ständigen Ausfälle seines Kollegen gingen
Hanson allmählich gegen den Strich, besonders in der jetzigen Situation waren
sie nicht mehr zu verkraften. Ein diesbezüglicher Tadel war schon längst
fällig. Nur jetzt war weder die richtige Zeit noch der richtige Ort. Eine Rüge
wegen zu schnellen Fahrens musste Rütter aber einstecken.
    „Nehmen Sie endlich den Fuß vom Gas. Wir sind
nicht auf der Flucht. Axel, mit Ihrer Fahrweise machen Sie uns alle zu
potentiellen Organspendern, sie ist lebensgefährlich. Irgendwann fahren Sie
sich zu Tode“.
    Wie zum stummen Protest hielt Rütter nun
haargenau die Geschwindigkeitsbegrenzung ein, so dass Hanson schon fürchtete, nicht
rechtzeitig zur Kommissionsbesprechung zu kommen. Vorher, wenn es die Zeit
erlaubte, wollte sich Hanson noch Oberhemden und Unterwäsche kaufen. Ach was,
die Zeit würde er sich einfach nehmen, schließlich war er der Chef und keiner
würde es wagen, eine Verspätung zu monieren.

Kapitel 9
     
    Kiel, Polizeipräsidium, Donnerstag, 16.02.1995,
09.10 Uhr
     
    Es war zum Verzweifeln, sein beschissenes
Zeitmanagement ließ ihn schon wieder durch die Flure des Präsidiums hetzen. Er
musste sich eine bessere Zeiteinteilung zu eigen machen. Zwanzig Minuten waren
es noch bis zur Kommissionsbesprechung, wenig Zeit, um noch tatrelevante
Stichpunkte aufzuschreiben, mit denen er alle Kommissionsmitglieder auf den
gleichen Wissensstand hieven konnte. Bestimmt hatte Gerber weitere solide
Indizien oder beweiserhebliche Spuren zutage gefördert. Und der Hinweis auf den
Jeep war schon vielversprechend. Er überlegte kurz, wie oft er im Straßenbild
einen Geländewagen hat fahren sehen, um dann hochzurechnen, wie viele
Zulassungen es wohl im Großraum Kiel gab. Leider musste er feststellen, die
ganze Rechnerei machte keinen Sinn. Hanson kam zu keinem Ergebnis. Einerseits
war er ein viel zu schlechter Beobachter, weil ihm nur dann die Fahrzeugtypen
in Erinnerung blieben, wenn der jeweilige Fahrzeuglenker seine Aufmerksamkeit
erregte, und andererseits fiel es ihm schwer, zwischen Geländefahrzeugen und
jeepähnlichen Fahrzeugen zu differenzieren. Es blieb nur zu hoffen, dass Haller
aus den beiden Zeugen alles herauszukitzeln vermochte. Vielleicht hatte er ja
schon eine Recherche beim Kraftfahrzeugbundesamt gestartet.
    09.15 Uhr, Hanson betrat den Besprechungsraum.
Alle, auch der Staatsanwalt Voß, waren anwesend. Wie eh und je war der Stuhl an
der Stirnseite des Tisches unbesetzt. Es war ein ungeschriebenes Gesetz; dieser
Platz gebührte dem Leiter der Mordkommission. An der anderen Stirnseite saß Gerber,
blass im Gesicht und übermüdet, er blätterte gedankenverloren in seinen
Unterlagen. Als Hanson sich setzte, verstummte das Stimmengewirr.
Erwartungsvoll schauten alle zu ihm. Vor sich auf dem Tisch sah er die
Kurzfassungen der Tatortberichte der beiden Tötungsdelikte, die Haller wie
gewohnt kurz und präzise zu Papier gebracht haben dürfte, so dass alle
Kommissionsmitglieder sich in den Sachstand einlesen konnten, wenn sie es

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