Aurum & Argentum (German Edition)

kleiner Flamme gar gekocht zu werden.
    „ Wenn euch wieder Horden bedrohen sollten, werde ich euch mit meinem Leben verteidigen. Das ist ein Versprechen und kein Drache hat seit Anbeginn der Zeit sein Versprechen gebrochen – zumindest keiner mit Ehre.“
    Dass Salazar Ehre besaß, das sah man ihm schon auf fünf Meter Entfernung an. Daher glaubten die Bes ihm auch aufs Wort, sie brachen in Jubel aus, hoben ihren Häuptling empor und tanzten mit ihm um das Feuer. Die Frauen schleppten die Wurzelsuppe zur Seite, heute musste gefeiert werden! Schnell holten sie Pfannen herbei und brieten darin das letzte Hammelfleisch, das noch vorrätig war. Die Jungs wurden natürlich zum Festmahl eingeladen und man bedankte sich tausendfach für ihre Hilfe.
    „ War doch selbstverständlich“, mimte Calep den Gönner, verstummte aber auch wieder ganz schnell, um seinen spitzohrigen Kumpel nicht zu verärgern.
    „ Seid doch nicht so bescheiden!“, krächzte Liselotte. „Vor allem du nicht, Großer! Helden erkennt man an ihren Narben!“
    Leon, dessen kleinere Wundmahle inzwischen versorgt waren, lief ganz rot an und wandte sich schnell Beelzebub zu. Er gönnte es dem Häuptling, endlich einmal im Mittelpunkt zu stehen und gefeiert zu werden, außerdem machte ihm der kleine grüne Giftzwerg Sorgen. Der halben Portion von einem Kobold ging es nämlich überhaupt nicht gut, sein Bauch war ganz dick und er jammerte in einem fort.
    „ Hat sich wohl überfressen“, erkannte eine Besmutter mit fachmännischem Blick, „das haben wir gleich.“ Sie legte das Häufchen Elend über die Schulter, klopfte ihm auf den Rücken und lobte ihn für sein Bäuerchen. Schon ging es dem Winzling wieder prächtig. „Genau wie meine Kinder“, lachte die Besfrau, „komisch … so sehr scheinen sich diese grünen Viecher gar nicht von uns zu unterscheiden.“ Sie gab Leon den Wonneproppen zurück und entschwand zu ihren Kinderchen, sie musste schließlich darauf achten, dass deren Augen nicht auch größer waren als ihr Magen.
    „ Irgendwie ist es ungerecht. Als Baby darf man es, später wird man fürs Bäuerchen machen geschimpft“, suchte Calep wieder nach einem Grund für ein Gespräch.
    „ Irgendwann muss man halt erwachsen werden“, gab Salazar einen ganz weisen Spruch von sich.
    „ Krah! Krah!“, lachte Liselotte. „Wenn du glaubst, alleine in deiner Höhle zu sein, dann …“

Salazar ließ warnend ein paar Funken aus seinen Nüstern sprühen.
    „ Wechseln wir das Thema“, räusperte er sich, „das ist nun wirklich kein guter Gesprächsgegenstand bei Tisch! Erzählt mir lieber, was ihr Knaben hier überhaupt sucht und woher ihr diesen Kobold habt. Was dort oben geschah, tut mir wirklich leid, Kentaur.“
    Leon gab nur ein dankbares Murmeln zurück und Calep übernahm es natürlich mit Freude, von ihren bisherigen Abenteuern zu erzählen. Flux ergänzte ihn hier und da und Leon hüllte sich in Schweigen. Er für seinen Teil hatte heute mehr erlebt, als ihm lieb war.
    Liselotte war restlos begeistert, „Ihr macht also eine große Reise. Ach, das habe ich auch getan, als ich jünger war. Ich sah Dinge in der großen weiten Welt …“ Sie unterbrach sich zur Abwechslung selbst, sie wollte den Burschen schließlich nicht die Überraschung nehmen.
    „ Passt aber gut auf euch auf“, riet ihnen der Graue, „ich selbst bin schon Raubtieren begegnet, die bei Weitem gefährlicher waren, als ich in meinen besten Jahren. Euer Freund der Mantichora war erst der Anfang, glaubt mir.“
    „ Scht!“, fuhr Liselotte dazwischen. „Du machst ihnen ja Angst!“
    Zwar guckten Flux und Calep noch ganz neugierig, aber Leon bibberte schon am ganzen Körper, zum Glück wurde nun sowieso das Festmahl aufgetragen und mit vollem Mund gehörte es sich nicht zu sprechen. Auch Salazar musste nicht hungern und er begann, die Bes mit ganz anderen Augen zu sehen. In letzter Zeit waren sie nur Diebe für ihn gewesen, die in seinem Berg wühlten und alle Beutetiere vertrieben. Doch im Häuptling erkannte er nun ganz deutlich dessen Vater und mit diesem hatte er sich einst bestens verstanden.
    „ Jeder macht einmal Fehler“, erinnerte ihn seine Freundin. „Vergebung ist ein hohes Gut. Mit Gold und Diamanten kann man es sich nicht kaufen, aber vielleicht mit Taten. Ich bin schon lange der Meinung, du solltest mit den Bes zusammenarbeiten und nicht gegen sie. Aber wolltest du bisher auf mich hören? Nein, natürlich nicht!“
    Salazar seufzte, blieb aber vor