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Aurum & Argentum (German Edition)

Aurum & Argentum (German Edition)

Titel: Aurum & Argentum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia V. Burmeister
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weiteren Moralpredigten verschont, dafür war Liselotte viel zu interessiert an dem Fest, das die Dorfbewohner kurzerhand auf die Beine gestellt hatten. Nach dem Festschmaus tanzten alle fröhlich ums Feuer, bis spät in die Nacht hinein. Heute mochte niemand früh zu Bett gehen, in den Sternen stand es schließlich geschrieben, dass ihre Unglückssträhne nun ihr Ende hatte. Die Bes wollten fest daran glauben, denn nur so wurde eine Prophezeiung auch wahr.
    Irgendwann einmal ist aber jede Feier zu Ende, so auch diese. Die Bes zogen sich in ihre Zelte zurück und konnten seit langem einmal fest und tief schlafen, ohne dass zentnerschwere Sorgen ihr Gemüt belasteten. Den großen Grauen hatte man abseits des Dorfes untergebracht und ließ ihn bewachen. Der Häuptling hatte freiwillig diese Aufgabe übernommen und sich damit reichlich überschätzt, keine halbe Stunde später schlief er schon tief und fest. Doch Salazar kam es gar nicht in den Sinn, die letzten Nutztiere zu reißen oder zu flüchten, das wäre gegen seine Ehre gewesen und Liselotte hätte ihm wohl bis ans Ende seiner Tage mit ihren Moralpredigten in den Ohren gelegen. Die alte Krähe saß übrigens auf seinem Kopf zwischen den Hörnern und schlummerte tief und fest. Himmlische Ruhe herrschte im Dorf und im umliegenden Wald, doch leider war es nicht jedem vergönnt, in dieser Nacht durchzuschlafen.
     
    Ein dumpfes Geräusch riss Calep schon lange vor Sonnenaufgang aus seinen Träumen. Verschlafen hob er den Kopf und rieb sich die Augen, was war das nur für ein Getöse? Im fahlen Licht des Mondes konnte er zunächst nichts Ungewöhnliches erkennen, doch dann erklang das Geräusch erneut. Sein Ursprung war Leon, der sich unruhig hin und her wälzte.
    „ Was hat der denn?“, gähnend juckte sich der Hobgoblin hinter seinen Hörnchen.
    „ Alpträume“, antwortete ihm Flux mit finsterer Miene, der schon vor ihm erwacht war. Einen Moment lang schwiegen sie, doch wie üblich konnte sich Calep einen dummen Spruch nicht verkneifen: „Ist noch lange kein Grund, so einen Mordsradau zu veranstalten.“
    Das Gesicht des kleinen Elfen wurde noch düsterer. „Muss ja ein doller Alptraum sein.“
    Leon hatte sich erneut herumgeworfen.
    „ Er träumt von Flammenmeeren“, war Flux sich absolut sicher und sein Kamerad zupfte sich daraufhin am roten Kinnflaum.
    „ Hab ich es doch schon lange geahnt“, murmelte er vor sich hin, „er starrt immer mit versteinertem Blick auf unser Lagerfeuer und als der alte Salazar ein paar Funken spuckte, ist er total ausgerastet.“
    Augenblicklich verfärbten sich Flux’ Ohrspitzen scharlachrot. „Ich habe es dir einmal gesagt und ich sage es dir wieder!“, platzte es heftig aus ihm heraus. „Er ist nur vernünftig!“
    „ Ja, ja, schon gut“, versuchte ihn sein Kumpel wieder zu beruhigen, „ich weiß, ich weiß: Feuer, Schere, Messer, Licht – sind für keine Kinder nicht. Das sagte schon immer meine Großmutter.“
    Doch Flux war beleidigt und drehte den Kopf weg. Calep ächzte leise, das hatte er ja wirklich toll hinbekommen. Es war doch gar nicht seine Absicht gewesen, den Kleinen zu verärgern.
     
    „ Du hast mir einmal erzählt, Leon stamme aus einem Waisenheim, magst du mir mehr erzählen?“, fragte er ein Weilchen später vorsichtig nach.
    Flux zog noch immer einen Flunsch, ließ sich aber schließlich dazu hinreißen: „Eigentlich wollte ich schon immer einen großen Bruder haben, so lange ich mich erinnere. Erst mit der Zeit begriff ich, dass das nicht so einfach war. Meine Eltern haben aber wohl schon geraume Zeit darüber nachgedacht, ein Waisenkind zu adoptieren. Später fuhren sie dann immer wieder mehrere Tage mit dem Pferdewagen davon. Ich blieb so lange in Obhut unserer Nachbarin und wunderte mich sehr. Sie hatten mir nicht verraten, was sie in der Ferne suchten, bis sie mich eines Tages mitnahmen. Das muss ungefähr vier Jahre her sein. Wir fuhren sehr lange mit der Kutsche und auf der Fahrt erzählten sie mir von ihrem Vorhaben. Ich war begeistert und konnte es kaum erwarten, dort anzukommen. Das Waisenheim war früher ein kleines Schloss, mit großem Park und viel Platz. Die Kinder tobten ausgelassen herum und ich rätselte lange, wen von ihnen ich wohl zum Bruder bekommen würde. Ich fürchtete schon, ich würde eine Schwester bekommen, da ein Mädchen gar nicht mehr von unserer Seite weichen wollte. Sie war eine Nymphe und ihre helle Haut schimmerte bläulich. Zum Glück erfuhr ich, dass sie

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