Aurum & Argentum (German Edition)
daran war aber natürlich die Aufschrift. In verschnörkelten Lettern war dort der Spruch zu lesen: „Ich bin ein Held.“
Flux fand das superklasse und Calep feixte: „Na, wenigstens weiß Morgana, wie man jemanden motiviert!“
Flux ließ ihn und seine dummen Bemerkungen links liegen. „Und?“, wollte er wissen, denn er erwartete natürlich, dass dieses Kleidungsstück ebenso magisch war wie die meisten anderen Mitbringsel des ätherischen Wesens.
Leon lächelte ein wenig schief: „Ich fühle mich schon richtig stark, ehrlich.“
Sein kleiner Bruder freute sich darüber wie ein Honigkuchenpferd. Nun konnte doch gar nichts mehr schief gehen! Mit Zuversicht und ein wenig Magie würden sie ganz sicher ihren Weg erfolgreich fortsetzen. Allein dieser Gedanke machte Flux schon ganz hibbelig. Er wollte endlich weiterreisen und sehen, welche Wunder >Aurum & Argentum< noch zu bieten hatte!
„ Wenn du so weiter machst, platzt du noch vor lauter Tatendrang“, ulkte Calep, während Leon ganz gelassen blieb. Er kannte diese Anfälle von Vorfreude schon, das kam bei Flux öfter vor, nicht nur an seinem Geburtstag, wo er es kaum erwarten konnte, seine Geschenke auszupacken. Daher wusste er auch sehr genau, dass gegen diese Hibbeligkeit kein Kraut gewachsenen war. Dagegen half nur eines: Endlich wieder losmarschieren. Niemand hatte etwas dagegen einzuwenden, auch der Raubkater nicht.
„ Zunächst sollten wir nach Beelzebubs Heimat suchen“, erinnerte Leon, als Flux wie wild um ihn herumhüpfte. Reinecke wurde sofort hellhörig, das klang doch nach einem Job für ihn! Endlich konnte er zeigen, was in ihm steckte! Sogleich machte er sich an die Arbeit und schnüffelte so lange durch das Gras, bis er endlich die Spur fand, die der Heuler bei seinem gestrigen Besuch hinterlassen hatte. Als es endlich soweit war, hatte auch Leon Hab und Gut zusammengerafft und war abmarschbereit.
„ Mir nach!“, krähte Reinecke und wetzte los, bei all seinem Eifer verlor er die Fährte natürlich ab und an, aber glücklicherweise fand er sie immer wieder.
Ziemlich gelangweilt saß Flux auf Leons Pferderücken, der Mittag rückte schon in greifbare Nähe und sie kamen nicht einmal halb so schnell voran, wie er es sich gewünscht hatte. Seit mehreren Minuten schon lief Reinecke im Zickzack hin und her. „So ein Mist!“, schimpfte der Kleine. „Der dämliche Köter muss doch hier irgendwo lang gekommen sein!“
Nun fing auch noch der Minikobold leise an zu mosern.
„ Immer mit der Ruhe“, brummte der Löwenmann, „alles kommt zu dem, der warten kann.“
Hoch über ihnen flog Calep im Kreis auf seinem Besen, auch er machte schon ein reichlich überdrüssiges Gesicht. Es konnte ja wohl nicht so schwer sein, die Fährte eines so großen Köters ausfindig zu machen! Das rote Nackenfell von Reinecke begann sich schon zu sträuben, so wütend war er. Noch einmal holte er tief Luft und wollte eigentlich verkünden, dass er nun keine Lust mehr auf das Spiel hatte, als ihm just der gesuchte Gestank in die Nase stieg.
„ Na endlich“, war Flux sehr erleichtert und schon ging es rund. Reinecke jagte davon, so schnell, dass ihm die anderen kaum folgen konnten.
„ Mir nach!“, kläffte er, während sein Vorsprung wuchs.
„ Wir verlieren ihn noch!“, quengelte Flux.
Leon wollte ihn keinesfalls enttäuschen, also gab er sein Bestes und legte noch einen Zahn zu. Er holte auf und genau in diesem Augenblick stoppte Reinecke auch schon wieder. Der Kentaur musste sehr scharf bremsen, um nicht mit ihm zu kollidieren.
„ He! Was soll der Quatsch?“, regte sich Flux auf, eine Antwort bekam er nicht, aber den Grund konnte er vor sich sehen: ein Lager aus vier oder fünf Zelten. Nur eines stand noch halbwegs, die anderen lagen zerfetzt am Boden. Überall waren Fellstücken verteilt, einige wiesen rötliche Flecken auf.
Leon setzte seinen kleinen Bruder ab und gebot ihm, an Ort und Stelle zu bleiben. Es war unheimlich still, wie auf einem Friedhof.
„ Hier endet die Spur“, Reinecke kauerte sich neben Flux auf sein Hinterteil, bei dem Anblick des zerstörten Lagers bekam er eine Gänsehaut.
„ Sieht ja nicht besonders einladend aus“, bemerkte Calep überflüssigerweise, als er landete. Er blickte zum Löwenmann, der damit begonnen hatte, das Trümmerfeld eingehend zu begutachten: „Kein Zweifel, hier müssen grüne Kobolde gelebt haben.“
Reinecke konnte das nur bestätigen, der Geruch war unverkennbar.
Neben einer
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