Aurum & Argentum (German Edition)
Angebot steht, du kannst mit mir weiterziehen. Wir machen uns eine lustige Zeit und wenn irgendein Fiesling daherkommt, dann haue ich ihm meinen Besen um die Ohren.“ Sein charmantes Lächeln wurde etwas schmaler, als Flux nicht sehr überzeugt aussah. „Wirklich! Ich bin in der Kunst des Stockkampfes geschult! Mit dem Wunderbesen werde ich alle Unholde davon fegen!“ Nun klang er so überzeugend, dass Flux seine Talente nicht länger in Frage stellte.
„ Machen wir es so“, Flux willigte ein, doch tief in seinem Innern wünschte er sich inständig, dass Leon seine Meinung änderte. Vielleicht war er zu achtsam, aber ohne ihn würde die weite Wanderung sicherlich nur halb so viel Spaß machen.
Ein langer Stoßseufzer wurde von Leon zum Himmel geschickt. Schon wieder hatte er anscheinend alles falsch gemacht und im Moment fühlte er sich gar nicht wohl in seiner Haut. Betrübt blickte er nach draußen, wo Flux sein Gespräch mit Calep beendet hatte und nun mit Reinecke um die Wette lief.
„ Ja, so sind sie, die Kinder“, schmunzelte der Mantichora, „so schnell, wie sie jemandem etwas übel nehmen, so schnell vergessen sie es oft auch. Es wäre auch schlimm, wenn sie sich so nachtragend wie mancher Erwachsene verhalten würden.“
Rat suchend wandte sich Leon ihm zu, war denn alles falsch gewesen, was er gesagt hatte? Doch der Löwenmann schüttelte sein weises Haupt. „Im Gegenteil, dir ist die Gesundheit des Kleinen am wichtigsten. Das ist ein sehr löbliches Anliegen, doch bedenke eines: Flux ist noch ein Kind. Für ihn ist diese Reise ein großes Abenteuer und ein aufregendes Spiel. Er zerbricht sich seinen Kopf nicht über die Konsequenzen, die all das haben könnte. Er denkt nicht daran, dass auch die Monster und Dämonen siegen können, wenn der Held nicht Acht gibt.“ Leon lauschte seinen Worten und erwartete einen guten Rat von ihm. „Du tust gut daran, ihn ab und an zu ermahnen, auf der Hut zu sein und eine gesunde Achtsamkeit zu entwickeln, doch so lang er noch so jung ist, wird er das immer wieder gerne vergessen.“ Der betagte Kater musste selbst schmunzeln: „Die Jugend ist kostbar und man muss sie nutzen, so lange sie währt. Du bist der Ältere und trägst die Verantwortung. Jedoch wäre es falsch, ihn zu verängstigen. Es gibt nicht nur Dämonen und böse Geschöpfe in dieser Welt. Im Gegenteil, die Mehrheit ist nett und friedlich.“
Leon wusste das sehr wohl, trotzdem konnte er gerade diese Ausnahmen einfach nicht aus seinem Kopf verbannen.
„ Der Tod gehört zum Leben dazu“, wurde sein Gegenüber nun schon philosophisch, „doch wenn man ihn sich immer wieder vor Augen hält, verdirbt das einem die ganze Freude am Leben. Alles hat ein Ende und keiner kann sagen, ob es danach nicht viel besser weitergeht. Du bist noch kein bärtiger Berufsdenker, also zerbrich dir gar nicht länger den Kopf darüber. Denn wie heißt es doch so schön: Es ist nichts zu fürchten, außer der Furcht an sich.“
Von all dem schwirrte Leon nun fürchterlich der Kopf und der Mantichora räusperte sich verlegen. „Lange Rede, kurzer Sinn: du trägst die Verantwortung und du trägst sie gewissenhaft. Es liegt in deiner Entscheidung, ob ihr zurückkehrt oder weitergeht.“ Er hob eine Kralle und zeigte auf das blauweiße Amulett. „Morgana ist eine weise Frau. Wenn sie euch auf diese Reise schickte, dann hat das sicher einen wichtigen Grund. Beachte auch dies, wenn du deine Entscheidung triffst.“
Bei Eponas Edelpferden, nun war Leon noch verwirrter als zuvor. Wie sollte er nur handeln? Zum Glück nahm ihm Beelzebub das vorerst ab, indem er einen kurzen, aber sehr schrillen Schrei ausstieß. Sein Bemühen wurde belohnt, als er alle Aufmerksamkeit auf sich zog.
„ Zuerst einmal müssen wir sein Zuhause finden“, entschied der Kentaur nach reiflichem Überlegen, „danach werden wir weiter sehen.“
Es traf sich gut, dass Flux zufällig gerade zurückkehrte, als er dies äußerte. Jauchzend vor Freude fiel er seinem großen Bruder um den Hals.
„ Ist er am Ende doch noch klug geworden?“, grinste Calep und auch der Mantichora schien zufrieden zu sein.
„ Du bist der beste Bruder auf der ganzen Welt!“, Flux ließ wieder von ihm ab und seine Augen leuchteten voller Vorfreude.
„ Bräh!“, leider ließ sich Beelzebub von der guten Neuigkeit nicht so leicht mitreißen, er wollte lieber ein paar Streicheleinheiten. Also kraulte Leon dem Kleinen bereitwillig die Glatze, als Reinecke das
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