Aurum & Argentum (German Edition)
sah, wurde er ganz blass vor Neid.
„ Ich will auch!“, kläffte er und schon hatte der Kentaur zwei „Babys“ am Hals. Die Stimmung hob sich immer mehr, während es draußen langsam dämmerte. Auf einem Feuerchen köchelte schon bald eine Kartoffelsuppe und der alte Mantichora labte sich an einigen Tropfen Stärkungstrank. Seine Wunden waren schon dabei zu verheilen, bei voller Gesundheit war er aber noch lange nicht. Jedoch wusste er es gut zu verbergen und er wachte noch eine geraume Zeit lang, während seine „Schützlinge“ schon auf dem Weg ins Traumland waren. Zuvor hatte Calep noch mit kolossalem Brimborium großzügig sein wundersames Pulver verstreut, das angeblich Dämonen vertreiben sollte.
Leon fing leise an zu schnarchen. Er hatte tapfer gegen die Müdigkeit angekämpft, war von Anfang an aber hoffnungslos unterlegen gewesen. Freundlich belächelte der Löwenmann das idyllische Szenario. Draußen begann der Wind leise zu heulen und Grillen zirpten. Gefahr lag jedoch nicht in der Luft, noch nicht.
Es war noch dunkel draußen, als Leon wieder erwachte. Ein eigenartiges Gefühl beschlich ihn, so etwas wie eine böse Vorahnung. Fast geräuschlos hob er den Kopf, um zum Höhleneingang zu blicken. In derselben Sekunde erstarrte er förmlich, denn dort lauerten mehrere verschwommene Schatten. Ihre Augen leuchteten wie Glühwürmchen, doch sie kamen nicht herein. Offenbar hielt das Zauberpulver, was es versprach. Leises Grollen lenkte Leon ab, es kam aus der Kehle des Mantichora. Seine Muskeln hatte er angespannt, sein Fell war gesträubt und in seinen Augen kochte langsam der Wahnsinn hoch, der Leon schon bei ihrer ersten Begegnung untergekommen war. Der Kentaur war entsetzt, hilflos musste er mit ansehen, wie die zweite Seite langsam die Oberhand über den Mantichora gewann. Dessen Blick entrückte sich immer mehr und ein höllisches Feuer der Wut kochte gut sichtbar in ihm hoch. Gleich würde er nicht mehr zwischen Freund und Feind unterscheiden können, allein seine Instinkte würden ihn noch leiten. Die Bestie in dem alten Löwenmann war kurz davor zu erwachen, doch genau in dem Augenblick, in dem sie herausbrechen wollte, erlosch das Glimmen in seinem Blick. Es verpuffte wie ein Wassertropfen auf einem heißen Stein. Das machte Leon freilich nur noch mehr Sorgen und der alte Raubkater schien es selbst nicht ganz zu begreifen, wie gebannt starrte er aber noch immer hinaus, wo sich nun schüchtern die ersten Sonnenstrahlen zeigten. Tonlos verschwanden die bösartigen Schatten und Leon fiel ein Stein vom Herzen.
„ Hattest du einen Alptraum?“, wurde er kurz darauf gefragt, als Flux erwachte. Der kleine Elf machte sich wirklich Sorgen, sein großer Bruder erweckte den Eindruck, als hätte er ein Gespenst gesehen.
„ Es war nichts“, log Leon und das nicht einmal sehr überzeugend.
„ Nicht verzagen, Calep fragen! Auf mein Zauberpulver ist Verlass!“, reckte und streckte sich dieser Knabe lautstark. Offenbar entzückte Beelzebub dieser Krach wenig am frühen Morgen, daher versuchte er ihn lautstark zu übertönen.
„ Der schreit ja schlimmer als eine Sirene!“, klagte Reinecke und hielt sich die Ohren zu. „Das ist ja nicht zum Aushalten!“ Gequält sah er zu seinem selbst bestimmten Lehrer hinüber, doch der war im Moment mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
„ Geht es Euch nicht gut?“, hauchte der Enfield zaghaft.
Der Mantichora schreckte zusammen. „Nein, nein“, brummte er hastig, „es ist nichts …“ Er erhob sich und schritt hinaus, Reinecke nutzte diese Gelegenheit, dem Krach zu entkommen, und lief hinterdrein. Es dauerte auch tatsächlich noch eine ganze Weile, bis Beelzebub endlich wieder Ruhe gab.
„ Immerhin sind wir jetzt alle wach“, versuchte Leon dem Martyrium etwas Positives abzugewinnen.
„ Ja und taub auch!“, nörgelte Flux. Brummelnd schenkte er sich Kakao aus dem Wasserschlauch ein, das beruhigte die Nerven und mit etwas Einbildung auch das Trommelfell. Natürlich roch auch der Kobold den süßen Trunk. Flux wollte es keinesfalls riskieren, dass die kleine Nervensäge wieder loslegte, eilig holte er eine Schüssel aus dem Vorratsbeutel. Dabei kam ihm auch etwas anderes in die Finger, nun hatte er endlich wieder gut lachen.
„ Zieh das doch an“, bat er Leon, als Beelzebub längst Kakao schlabberte. Flux wusste ganz genau, dass sein Bruder ihm keinen Wunsch abschlagen konnte. Außerdem war das schwarze ärmellose Hemd total chic, das Beste
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