Aurum & Argentum (German Edition)

dieser führte sie fort von den Ufern des Wasserlaufes. Die Zeit kam dem kleinen Elfen nun wieder unendlich lang vor.
    „ Machen wir doch einen Wettkampf!“, rief Calep von oben herab, der sich offenbar auch nicht ausreichend unterhalten fühlte. „Vier Beine gegen meinen Zauberbesen!“
    Flux war sofort Feuer und Flamme, Leon konnte gar nicht nein sagen. Selbst Beelzebub hatte keine Einwände, er schlief nämlich selig.
    „ Aus Los geht’s los! LOS!“, kam es von oben und schon zischte der Hobgoblin davon wie ein geölter Blitz. Das konnte Flux selbstverständlich nicht auf sich sitzen lassen, lautstark begann er, seinen Bruder anzufeuern. Dieser gab auch gerne sein Bestes für ihn, doch wie heißt es doch so treffend: Eile mit Weile.
     
    Das große Geschöpf kam Leon und seinen Passagieren sehr ungelegen und zudem stand es auch noch verdammt ungünstig mitten in der Landschaft und zwar genau auf ihrem Weg. Als Leon es endlich entdeckte, war es auch schon zu spät, ein frontaler Zusammenstoß ließ sich nicht mehr verhindern. Mit voller Wucht krachte Leon in den Fremden hinein und beide fanden sich am Boden wieder.
    „ Aua!“, jammerte Flux, der auf seinen vier Buchstaben gelandet war. Wütend sah er sich nach dem Volltrottel um, der sich ihnen in die Rennbahn geworfen hatte. Er wollte gerade den Mund aufmachen und loszetern, als er ganz blass wurde. Ächzend, schnaufend und grollend erhob sich der Fremdling zu einer beachtlichen Körpergröße von mindestens zweimeterfünfzig. Seine Haut war grünlich und unter seinem Gewand aus verschiedenen Tierhäuten konnte man deutlich kräftige Muskeln erkennen. Er grunzte ein wenig genervt und Flux erschrak noch mehr: Beelzebub hatte sich im rechten Ohr des Riesen verbissen! Dieser schien sich darüber aber keine weitergehenden Gedanken zu machen. Seine Aufmerksamkeit gebührte ganz alleine dem Kentaur.
    „ Leon!“, zischte Flux, doch sein Bruder kam nur langsam wieder zu sich. Das änderte sich, als er von dem Fremden gepackt und ruckartig in die Höhe gestemmt wurde. Schlagartig war er wach. Das Ganze machte Beelzebub noch wütender, zischend begann er nun auch noch, an der Wange des Riesen zu kratzen. Dieser kniff sein rechtes Auge zu und brummelte unverständlich.
    „ He! Du da, was soll der Mist?“, Calep war endlich gelandet und führte sich sofort wieder auf wie der Held der Stunde. „Ja, genau du! Lass den Kentaur runter, aber plötzlich! Sonst bekommst du es mit mir zu tun!“ Er schwang seinen Besen, als sei es ein gefährlich scharfes Samuraischwert. Der Riese grunzte nur abschätzig und Leon begann zu schlottern.
    „ Komm her, wenn du dich traust!“, gab Calep furchtbar an. „Ich habe keine Angst!“
    Der grüne Unhold kniff die Augen zu und Flux wurde ganz angst und bange. Es sah ganz danach aus, dass der Riese drauf und dran war, irgendwen aufzufressen!
    Calep sah es genauso, doch ihn konnte das nicht verschrecken: „Such dir gefälligst einen Gegner von deinem Kaliber, du Ungetüm!“
    Der Fremdling grollte nur noch lauter und zeigte seine malerischen Eckzähne. Schnaubend stieß er die Luft aus seiner großen Nase und viele ärgerliche Falten bildeten sich auf seiner hohen Stirn.
    „ Was soll ich tun?“, Flux war hin und her gerissen und Calep griff nach seiner Schulter.
    „ Geh dort nicht hin!“, zischte er durch die Zähne. „Das ist ein Oger! Ein Zweibeiner fressender Riese.“
    Beruhigend war diese Auskunft keineswegs, im Gegenteil. Flux merkte, wie ihm die Knie zitterten.
    „ Der würde dich mit Haut und Haar fressen. Also bleib hier, ich übernehme das!“ Mit einem Kamikazeschrei preschte Calep los, holte mit dem Besen aus und hieb ihn gegen das Schienbein des Riesen. Dieser jaulte auf und ließ tatsächlich Leon fallen. Sehr hart landete er im Gras. Flux eilte zu ihm und sein Gewissen war furchtbar schlecht.
    „ Das ist alles meine Schuld!“, schimpfte Flux sich selbst. „Wäre ich doch nur nicht so stur gewesen! Dann wären wir längst wieder zu Hause.“
    Im Nachhinein nutzte das nicht viel, schon gar nicht Calep, den der Oger inzwischen am Schlafittchen ergriffen hatte. Wütend grunzte er ihn an, nun verschwand sogar etwas Farbe aus Caleps dunklem Gesicht. Dieser Riese würde ihn gleich in einen Topf stecken und zu Suppe kochen, das war keine Frage, sondern eine Tatsache. Schließlich waren Oger für ihre Brutalität und ihre abartigen Kochkünste bekannt.
    Entsetzt und zugleich besorgt, schielte Leon hinauf zu dem