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Aurum & Argentum (German Edition)

Aurum & Argentum (German Edition)

Titel: Aurum & Argentum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia V. Burmeister
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zu meinem Stamm zu kehren, würde ich nicht überleben.“
    Ratlos sahen sich die Wanderer an. „Tut uns leid, aber wir verstehen kein Wort“, entschuldigte sich Leon, während Calep den Bes mit kreisenden Bewegungen seines Zeigefingers für nicht ganz dicht erklärte.
    „ Müsst ihr mich denn auch noch quälen?“, jammerte die halbe Portion. „Ich weiß doch ganz genau, warum ihr hier seid! Ihr wollt uns auch noch das nehmen, was uns geblieben ist – die letzten Vorräte und unser Leben.“
    Wie wild tippte sich Calep nun an die Stirn und Flux stellte fest: „Wir wollen doch überhaupt nichts von dir! Du hast uns aufgelauert.“
    Der Bes hob zaghaft den Kopf und sah von einem zum anderen. „Aber ihr seid doch schreckliche Plagegeister, die über uns kommen wie ein drohendes Gewitter! Gefräßige Heuschrecken, unermüdlich im Einsatz, um uns das Leben schwer zu machen.“
    „ Wir sollten schnell verwinden“, raunte Calep den anderen zu, „am Ende ist sein Wahnsinn noch ansteckend!“ Mit leisem Zischen gab Beelzebub ihm da offenbar Recht.
    „ Ihr Götter!“, rief der Zwerg da aus. „Wenn es denn euer Wille ist, dann nehmt mein Leben, aber verschont das des restlichen Dorfes! Wir waren gierig und das ist nun unsere Strafe.“
    „ Herrjeh!“, fiel Calep ihm da wenig galant ins Wort. „Merkst du denn gar nicht, was du da für einen Blödsinn von dir gibst? Also noch einmal zum mitschreiben: Wir - wollen - dir - gar - nichts - tun!“
    Dafür erntete er ungläubige Blicke und mit zitternder Hand wies das Häufchen Unglück auf Leon. „Aber … das ist doch einer von diesen Banditen und auf seinem Rücken sitzt eines von den kleinen grünen Ungetümen!“
    „ Jetzt ist es aber genug!“, Flux wurde zunehmend zorniger. „Immer diese Vorurteile!“ Er stieß seinen Bruder an. „Das müssen wir uns nicht länger anhören! Gehen wir!“
    Hin und her gerissen sah Leon abwechselnd zu ihm und zu dem Bes: „Aber der kleine Kerl scheint Hilfe zu brauchen.“
    Fassungslos sah ihn der zwergenhafte Medizinmann an. „Du willst mir helfen, Kentaur?“ Ihm kamen schon die Tränen vor Rührung, Beelzebub gefiel diese Gefühlsduselei gar nicht und er ließ krächzend die Zunge aus dem Mund hängen. Schließlich hatte die halbe Portion von einem Bes auch ihn beleidigt, doch das interessierte scheinbar niemanden.
    „ Fassen wir es noch einmal zusammen“, Calep fand es wohl ziemlich komisch, mit dem Fremden wie mit einem geistig Beschränkten zu reden, „ich bin kein Satyr, Flux ist ziemlich erbost und unser Kumpel Leon ist die Freundlichkeit in Person, nur unser grünes Findelkind ist wirklich ein Monster … wenn auch nur ein kleines.“ Grinsend sah er von oben herab auf den Medizinmann, der ziemlich beschämt an seinem gefleckten Umhang herumfingerte: „Ihr wollt wirklich nichts von mir oder dem Dorf? Seid ihr da ganz sicher?“
    Leon war der Einzige, der ruhig blieb und freundlich nickte, die Anderen hatten sich längst kopfschüttelnd abgewandt.
    „ Komm, gehen wir“, murrte Flux.
    „ Aber nicht doch!“, der Medizinmann warf sich bäuchlings auf den Boden. „Der Himmel muss euch zu unserer Rettung gesandt haben!“ Offenbar hatte der kleine Kerl urplötzlich seine Meinung über die Fremden ins genaue Gegenteil verkehrt. „Ich tue alles, was ihr verlangt, aber erhört unser Flehen und erlöst uns von unserem Leid!“
    Mitleidig sah Leon zu ihm. „Können wir uns nicht wenigstens seine Geschichte anhören?“, wagte er leise zu fragen, Flux seufzte, ließ ihn aber gewähren. Sofort rappelte sich der Zwerg wieder auf und begann mit großer Dramatik zu erzählen. Um es auf den Punkt zu bringen: sein Volk war in letzter Zeit vom Pech verfolgt. Viele Jahre lang hatten sie friedlich hier gelebt und eines schönen Tages waren sie zufällig auf eine Diamantenader im Berg gestoßen. Natürlich hatten sie damit begonnen, die kostbaren Steine abzubauen und zu verkaufen, und waren dadurch zu großem Wohlstand und Ansehen gekommen. Doch die Zeit des Überflusses war schlagartig beendet gewesen, als eine Horde von Kentauren, Satyrn und anderen Trunkenbolden hier eingefallen war. Sie hatten nicht nur den Wein mitgenommen, sondern auch die noch unverkauften Diamanten, außerdem hatten sie die Frauen belästigt und waren überhaupt sehr flegelhaft gewesen. Doch dieser Schicksalsschlag war erst der Auftakt des Martyriums gewesen. In den folgenden Tagen hatte man feststellen müssen, dass die Diamantenader versiegt war

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