Aus dem Feuer geboren (German Edition)
pharmazeutisch verlängert worden war.
„Ich wiederhole. Ich betrüge nicht.“ Lorna spuckte ein Wort nach dem anderen mit fest zusammengebissenen Zähnen aus.
„Sie kommen schon eine ganze Weile hierher. Jede Woche spazieren Sie hier mit fünf Riesen wieder raus. Das ist locker eine Viertelmillion im Jahr – und das nur aus meinem Kasino. Wie vielen anderen statten Sie auch Ihre Besuche ab?“ Sein kühler Blick betrachtete sie von Kopf bis Fuß, als würde er sich fragen, warum sie sich nicht besser kleidete, mit dem ganzen Geld.
Lorna fühlte, wie ihr Gesicht heiß wurde, und das machte sie wütend. Sie war schon lange Zeit nicht mehr beschämt gewesen. Scham war ein Luxus, den sie sich nicht leisten konnte, aber jetzt wand sie sich unter seinem prüfenden Blick. Okay, sie war nicht die am besten angezogene Frau der Welt, aber sie war ordentlich und gepflegt, und darauf kam es schließlich an. Was machte es schon, dass sie die Hose und die kurzärmelige Bluse bei Wal-Mart gekauft hatte? Sie konnte sich einfach nicht dazu bringen, hundert Dollar für Schuhe auszugeben, wenn das Paar für zwölf ihr genauso gut passte. Für die achtundachtzig Dollar Unterschied konnte man sich eine Menge zu essen kaufen.
„Ich fragte, wie viele andere Kasinos Sie jede Woche besuchen?“
„Was ich tue, geht Sie gar nichts an.“ Sie starrte ihn an, dankbar für ihre Wut und die Energie, die sie ihr gab. Das war viel besser, als verletzt zu sein. Sie würde sich vom Urteil dieses Mannes nicht verletzen lassen. Ihre Kleidung war vielleicht billig, aber sie war nicht abgetragen, und Lorna weigerte sich, sich zu schämen.
„Im Gegenteil. Ich habe Sie erwischt. Deshalb muss ich dafür sorgen, dass Al alle anderen Sicherheitschefs warnt.“
„Sie haben mich bei überhaupt nichts erwischt!“ Dessen war sie sich ganz sicher, denn sie hatte nichts getan, wobei man sie erwischen konnte.
„Sie haben Glück, dass ich es bin, der die Verantwortung trägt“, fuhr er fort, als hätte sie kein Wort gesagt. „Es gibt einige Leute in Reno, die Betrügen für ein Verbrechen halten, das schwer bestraft werden muss.“
Ihr Herz kam für einen Moment aus dem Takt. Er hatte recht, und das wusste sie. Auf der Straße wurde geflüstert, Geschichten von Menschen, die versucht hatten, ihrem Glück ein wenig nachzuhelfen – und die entweder spurlos verschwunden waren oder schon Zimmertemperatur angenommen hatten, als man sie fand. Sie hatte nicht die wohltuende Unwissenheit, die es gebraucht hätte, um zu denken, dass er einfach übertrieb, denn sie hatte in einer Welt gelebt, in der solche Dinge wirklich passierten. Sie kannte diese Welt, kannte die Menschen, die in ihr lebten. Sie hatte darauf geachtet, so unsichtbar wie möglich zu bleiben, hatte sich nie darauf eingelassen, die Bonuskarten zu benutzen, die es den Kasinos ermöglichten, zu sehen, wer gewann und wer nicht, aber irgendetwas hatte sie trotzdem falsch gemacht, denn durch irgendetwas hatte sie Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Ihre Unschuld würde gewissen Leuten gar nichts bedeuten; ein Wort an die falsche Person, und sie war tot.
Wollte er ihr zu verstehen geben, dass er nicht vorhatte, sie auszuliefern, dass die Sache eine interne Angelegenheit des Inferno bleiben würde?
Warum sollte er das tun? Nur zwei plausible Gründe fielen ihr ein. Einer war das alte Spiel: Sei ein bisschen nett zu mir, Kleine, und ich sag niemandem, was ich weiß. Der andere war, dass er sie zwar verdächtigte, zu betrügen, aber keine Beweise hatte, und alles was er vorhatte, war, sie zu einem Geständnis zu bewegen oder ihr wenigstens Hausverbot im Inferno zu erteilen. Wenn sein Grund der erste war, war er ein Ekel, und sie wusste, wie sie mit denen umgehen konnte. Wenn sein Grund der zweite war, na ja, dann war er ein netter Kerl.
Und das wäre dann einfach sein Pech.
Er sah sie sich an, sah sie sich richtig an, seine ganze Aufmerksamkeit war darauf gerichtet, jede kleinste Gefühlsregung in ihrem Gesicht zu bemerken. Lorna kämpfte dagegen an, sich unter seinem Blick zu winden, aber im Mittelpunkt so konzentrierter Aufmerksamkeit zu stehen, ließ sie sich sehr unwohl fühlen. Sie bevorzugte es, in der Masse unterzugehen, im Hintergrund zu bleiben; Anonymität bedeutete Sicherheit.
„Entspannen Sie sich. Ich werde Sie nicht dazu erpressen, mit mir ins Bett zu gehen – nicht, dass ich kein Interesse hätte“, sagte er, „aber ich brauche keinen Zwang, um jemanden in mein Bett zu
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