Aus dem Feuer geboren (German Edition)
einen gewissen Schutz bieten. Doch sie wusste es besser. Unwissen war nie eine gute Verteidigung, und Lorna hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass es nichts nützte, den Kopf in den Sand zu stecken und auf das Beste zu hoffen.
Er setzte sich ihr gegenüber hin, und nachdem sie sich innerlich noch einmal gewappnet hatte, sah sie ihm direkt in die Augen.
Ihr stockte der Atem.
Sie hatte das entfernte, schwindelerregende Gefühl zu fallen; sie konnte sich gerade noch dazu zwingen, sich nicht an den Lehnen des Sessels aufzustützen, um sich aufrecht zu halten.
Sein Haar war schwarz. Seine Augen waren grün. Gewöhnliche Farben, aber an ihm war nichts gewöhnlich. Sein Haar war glatt und glänzend und fiel bis auf seine Schultern. Sie mochte lange Haare bei Männern nicht, aber seine sahen weich aus, und sie wollte ihre Hände darin vergraben. Diesen Gedanken schob sie schnell zur Seite, und schon war sie in seinem Blick gefangen. Seine Augen waren nicht einfach grün, sie waren grün , so grün, dass ihr erster Gedanke war, dass er Kontaktlinsen trug. Eine so tiefe, satte Farbe, so rein, konnte nicht echt sein. Es waren nur sehr realistische Kontaktlinsen, mit kleinen Schlieren darin, wie bei echten Augen. Sie hatte Anzeigen für solche Linsen in Zeitschriften gesehen. Allerdings – als die Kerzen aufflackerten und seine Pupillen sich zusammenzogen, schien sich die Iris zu vergrößern. Konnten Kontaktlinsen das auch?
Er trug keine Kontaktlinsen. Instinktiv wusste sie, dass alles was sie sah, echt war, von den glänzenden Haaren bis zur intensiven Augenfarbe.
Er zog sie in seinen Bann. Eine Macht, die sie nicht verstehen konnte, zog an ihr, so fest, dass sie es fast körperlich spüren konnte. Die Flammen der Kerzen tanzten wild, heller, jetzt, da die Sonne untergegangen war und das Dämmerlicht vor dem Fenster immer dunkler wurde. Die Kerzen waren die einzige Lichtquelle im jetzt dunklen Büro, sie schickten Schatten über die harten Winkel seines Gesichts, und doch schienen seine Augen intensiver zu glühen, als sie es noch vor einem Moment getan hatten.
Sie hatten kein Wort gesagt, seit er sich gesetzt hatte, und doch fühlte sie sich, als müsste sie um ihren Willen kämpfen, um ihre Kraft, um ihr unabhängiges Leben. Tief in ihr begann Panik aufzuflackern wie ein Kerzenlicht, tanzte und sprang umher. Er weiß es , dachte sie und spannte sich an, um zu rennen. Vergiss die Kasinos, vergiss die nette Stange Geld, vergiss alles, außer, zu überleben. Lauf!
Ihr Körper gehorchte ihr nicht. Sie saß weiter da, wie erstarrt … hypnotisiert.
„Wie machen Sie es?“, fragte er schließlich, seine Stimme immer noch ruhig und unbekümmert, als würde er die Wogen und Wirbel der Macht, die um sie herum schlugen, nicht bemerken.
Noch einmal schien seine Stimme durch ihre innere Aufregung zu brechen und sie in die Wirklichkeit zurückzuholen. Verwirrt starrte sie ihn an. Er glaubte, sie machte diese ganzen komischen Dinge?
„Ich mache gar nichts“, stieß sie hervor. „Ich dachte, Sie sind das.“
Sie konnte sich irren, denn in dem flackernden Kerzenlicht war es schwer, einen Gesichtsausdruck richtig zu deuten, und doch sah er leicht erstaunt aus.
„Betrügen“, verdeutlichte er seine Frage. „Wie machen Sie es? Wie beklauen Sie mich?“
3. KAPITEL
V ielleicht wusste er es nicht.
Seine Offenheit war auf eine verdrehte Art erleichternd. Wenigstens hatte sie es jetzt mit etwas zu tun, das sie verstand. Sie ignorierte die merkwürdigen Strömungen um sie herum, das fast körperlich spürbare Gefühl, dass sie … irgendetwas … umgab, hob ihr Kinn, kniff ihre Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, und erwiderte seinen festen Blick. „Ich betrüge nicht!“ Das stimmte – jedenfalls zu weiten Teilen.
„Natürlich tun Sie das. Niemand hat so viel Glück wie Sie, wenn er nicht – Entschuldigung, wenn sie nicht – betrügt.“ Seine Augen funkelten jetzt, aber wenn es nach ihr ging, war dieses Funkeln um einiges besser als das seltsame Leuchten. Augen sollten sowieso nicht leuchten. Was stimmte nicht mit ihr? Hatte ihr jemand Drogen in ihren Drink getan, während sie in eine andere Richtung gesehen hatte? Sie trank nie Alkohol, während sie spielte, sondern hielt sich an Kaffee und Limonade, aber ihr letzter Becher Kaffee hatte bitter geschmeckt. Als sie ihn getrunken hatte, hatte sie geglaubt, nur Pech gehabt und den letzten Rest aus der Kanne erwischt zu haben, aber jetzt fragte sie sich, ob er nicht
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