Aus dem Tagebuch einer Rabenmutter (German Edition)
bevorzuge“.
„Och, weder noch“, höre ich mich gelangweilt sagen.
„Nach Prof. Dr. Simoneit ist in den ersten drei Schwanger-schaftsmonaten das finnisch-ugrische Sprachverständnis am stärksten ausgeprägt. Außerdem ist es am Besten, gleich drei Sprachen parallel zu lernen. So werden die Gehirnzellen bereits im Entwicklungsstadium optimal stimuliert. Daher haben wir bereits das Zertifikat pränatale trilinguale Erziehung finnisch-ungarisch-serbokroatisch absolviert. Und gleich haben wir ein Praktiker-Seminar Zivilrecht für Anfänger .
Da werden die Kleinsten schon im Mutterleib mit dem deutschen Rechtssystem vertraut gemacht. Paulchen soll nach seinem 2. Staatsexamen und einer Professur an der Universität Heidelberg nämlich jüngster Richter beim Bundesverfassungsgericht werden.“
Verdutzt lasse ich die beiden stehen.
Siedendheiß ist mir nämlich eingefallen, dass heute noch einige Klagefristen ablaufen.
Also eile ich mit Paulchen in die Kanzlei und schalte flugs mein Diktiergerät ein.
Nachdem ich fast eine Stunde lautstark diktiert habe, fühle ich mich wieder ruhig und entspannt. Soll Paulchen doch erst mal deutsch lernen.
Der Arzt meines Vertrauens
„Tse, tse, tse, “ murmelt der Arzt meines Vertrauens vor sich hin, während der Fühler seines Ultraschallgeräts eine Schleimspur auf meiner Bauchdecke hinterlässt.
„Tse, tse, tse“.
„Was ist, ist was mit dem Kind?“ frage ich nervös.
„Nein, nein, machen Sie sich keine Sorgen. Nichts Außergewöhnliches.
Aber das Kind scheint im Hinblick auf den errechneten Empfängnistermin ein wenig klein zu sein.
„Nun gut, aber ich selbst bin nicht die Größte. Und auch der Rest der Familie nicht, so misst Tante Hetti gerade mal 1,50 m.“
„Aber mit so etwas ist nicht zu spaßen. Das sollte man frühzeitig abklären. Sorgfältig abklären.
Am Besten gehen Sie sofort zum Uniklinikum. Ein guter Studienkollege von mir betreibt dort eine Ultraschall-spezialpraxis. Natürlich nur privat, keine Krankenkassen.“
Nach stundenlanger Wartezeit liege ich endlich auf der Pritsche des besagten Spezialisten. Dieser begnügt sich nicht mit einem simplen Ultraschallgerät, er scannt meinen Bauch gleich komplett ein.
Das Ergebnis wird von seinem Computer in Windeseile eingelesen.
Auf einem überdimensionalen PC sind unzählige Verkehrsampeln zu sehen, die blitzschnell von grün auf rot umschalten, als sie die Daten meines klitzekleinen Paulchens erfassen. Als dann noch ein paar Warntöne erklingen, wird mir langsam unheimlich.
„Was hat das zu bedeuten? Ist es was Schlimmes?
„Nein, nein, keine Angst. Nichts Außergewöhnliches.
Aber Sie befinden sich erst in der 16. SSW und der BPD ist 19, bei einem FOD von 25, wohingegen der KU 13 ist bei einem ATD von 25. Nimmt man den APD ist dies bei einem FL von 10 und einem Hl von 12 enorm.
„Und das bedeutet was genau?“
Das Kind ist zu groß. Und es scheint auch ein wenig zu dick zu sein
Oder genau genommen zu jung für seine Größe. Oder zu klein für sein Gewicht.“
„Und was kann man da machen?
„Also, wenn Sie sicher gehen wollen, dann sollten Sie das genau abklären lassen. Ich kenne da einen sehr guten Experten, der früher am Uniklinikum war. Behandelt aber nur privat. Und nur mittwochs.“
„Kein Problem, solange es um das Wohl meines Babys, geht, ist mir nichts zu teuer.“
Sofort rufe ich bei der Ultraschallexpertenpraxis an, um einen Termin zu vereinbaren.
„Noch in diesem Jahr? lacht mir eine laute Frauenstimme aus dem Telefonhörer entgegen.
„Hörst Du Jutta, hier will eine noch in diesem Jahr einen Termin.“
Ein lautes Wiehern ist die eindeutige Antwort von Jutta.
„Hören Sie, wir haben derzeit Wartezeiten von 3 Jahren. Ich könnte Ihnen da einen Termin am 15. Januar 20 16 um 17:30 Uhr anbieten.“
Ich versuche der guten Dame zu erklären, dass eine Pränataldiagnostik mehrere Jahre nach der Geburt nur wenig sinnvoll erscheint, doch vergebens.
„Das ist Ihr Problem. Hätten Sie sich halt früher überlegen müssen, bevor Sie einfach so gedankenlos in der Gegend rum…..“.
Werde ich beim nächsten Mal, doch jetzt müssen andere Geschütze aufgefahren werden.
„Ja, so ein Ärger, murmele ich.
„Eine Bekannte von mir, übrigens arbeitet die laufend mit dem Dieter zusammen, die beiden sind quasi Busenfreunde, die hat ein ganz ähnliches Problem und sucht dringend einen erfahrenen Spezialisten. Man munkelt sogar, ihr Kind sei von Dieter selbst.
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