Aus den Augen (T-FLAC) (German Edition)
Sarkasmus hinausreichte. Sie hatte ihn für eine Kampfmaschine gehalten. Jetzt löste dieses Bild sich auf. Da war noch viel mehr an Kane Wright, zuzüglich all der Geheimnisse, die sie noch nicht entdeckt hatte.
AJ glaubte, dass sie langsam einen Weg durch die Risse der harten Schale fand. Er war eine harte Nuss.
Für sie würde nichts je wieder sein wie zuvor. AJ hatte nicht die leiseste Ahnung, was die Zukunft bringen würde. Sie hielt es nicht einmal für klug, über die Zukunft nachzudenken. Sie mussten erst Raazaq finden und es überleben.
Kane Wright war weitaus komplexer als alle Männer, mit denen sie früher zusammen gewesen war. Er war wie ein Eisberg, neun Zehntel unter der Wasseroberfläche. Sie war eine wirklich gute Taucherin, aber sie war nicht sicher, ob sie fertig wurde mit dem, worauf sie in diesen Tiefen stoßen würde. Und warum, sagte sie sich, hätte sie es auch versuchen sollen? Er würde sowieso wieder gehen.
Sie gingen alle wieder.
Sie hatten irgendwann genug davon, dass die anderen Männer AJ ständig anstarrten, sie aufs Kreuz legen wollten. Und dann war da immer noch eine hübschere Frau, berühmter oder salonfähiger.
Sie hatte sich daran gewöhnt, wie die Männer sie ansahen. Sie einschätzten, bevor sie sie kennen lernten. Manchmal war das hilfreich, um diesen Einsatz zu bekommen zum Beispiel. Manchmal war es nur ärgerlich.
Oh, ja. Sie gingen alle wieder fort. Es sei denn, AJ ging schneller.
Ihr Bruder versuchte ihr einzureden, sie hätte keinem Mann je eine Chance gegeben. Sich gleich wieder abgenabelt. Aber das war ein Männer-Ding. AJ nannte es Selbstschutz.
Es hatte sie vorher nie gestört. Sie neigte dazu, den Wert der Männer nach ihrem Durchhaltevermögen zu beurteilen. Aber sie bezweifelte langsam, dass sie so gelassen reagieren würde, wenn Kane in den Sonnenuntergang ritt. Und während sie über sich selbst schon fast alles ausgeplaudert hatte, wusste sie über Kane kaum mehr als zuvor. Kluger Kane.
Agentin bei T-FLAC zu sein war alles, was sie sich je erträumt hatte. Es war ein realistischer Traum. Sie war Agentin bei T-FLAC, und Raazaqs Tod würde ihre Stellung festigen.
Eines Tages würden die Rekruten ihre Berichte lesen, Geschichten von ihren Einsätzen hören und so wie sie sein wollen. Sie würde ein fabelhaftes Vorbild für die neuen weiblichen Rekruten abgeben.
Wie eine Frau aussah, sagte nichts darüber aus, wie sie ihren Job erledigte. Es machte sie als Einsatzkraft weder besser noch schlechter. Das tat nur ihre Leistung.
Sie hatte eine Arbeit, die sie liebte, und sie tat sie an der Seite ihres Helden. Und im Augenblick war ihr Held auch ihr Liebhaber. Was konnte es Besseres geben?
Als Kane sie auf den Nacken küsste, wusste AJ, dass exakt zwei Stunden vergangen waren. Seine innere Uhr war unglaublich.
»Guten Morgen.« Sie hielt die Stimme gedämpft. Er lachte warm an ihrem Hals. »Jetzt bist du dran. Ich wecke dich.« Er fasste um sie herum und zog ihr das Scharfschützengewehr aus dem losen Griff.
AJ machte auf der Stelle die Augen zu und lehnte sich etwas mehr an ihn. »Gibt’s für mich keine Gutenachtgeschichte?« Aus irgendeinem dummen, dummen Grund war ihr zum Heulen.
»Sicher.« In seiner Stimme schwang ein Lächeln. »Es war einmal vor langer Zeit …«
Sie schlief ein und träumte, sie sähe Kane, wie er ihr den Rücken zuwandte und auf einen sandfarbigen Himmel zulief. Regen fiel auf ihr Gesicht.
16
A J hatte einen Orgasmus, bevor sie noch richtig wach war. Ihr Körper zuckte um Kanes Finger, sie erbebte vor kleinen Explosionen, während sie aus tiefstem Schlaf ins Bewusstsein zurückkehrte. Der wiegende Gang des Kamels verstärkte das Gefühl nur noch. Sie blinzelte mit verschlafenem Blick in einen sternenübersähten Himmel und eine kahle, in Mondlicht getauchte Wüstenlandschaft, während ihr Körper jubilierte.
»Wow.« Sie wandte sich um und küsste lasziv die stoppelige Unterseite seines Kinns. »Das schlägt jeden Wecker um Längen.«
»Warte ab, was passiert, wenn du die Snooze-Taste drückst.«
Sie zitterte ein wenig und umfasste seinen Arm, der wie ein Patronengurt um ihre Hüften drapiert lag. Während sie geschlafen hatte, hatte Kane den alles umhüllenden Kaftan hochgeschoben und ihre nackten Beine der kühlen Nachtluft enthüllt. Aber ihre Haut dampfte, doch es war nicht die Kälte, die sie zum Zittern brachte, es war der Blick seiner hitzigen Augen, der ihr Schauder der Erregung über den Rücken jagte.
Eine
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