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Aus der Spur

Aus der Spur

Titel: Aus der Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Smith
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erstickte Laute zustande. Sie untermalten das gedämpfte » Plopp « der Pistolenschüsse, die Tran in den Hinterkopf trafen. Fruchtfleisch spritzte davon, als die kleinen Patronen in den Schädel eintraten, aber sonst war nichts zu sehen. Wo war das Blut? Trans Kopf zuckte, und sein Körper verkrampfte sich.
    Da! Blut und Melonensaft rannen Trans Nacken hinunter. Ein weiteres Zucken ging durch seinen Körper, dann nichts mehr. Min zappelte. Die stummen Schreie der geknebelten Frau ließen ihre Kehle grotesk anschwellen. Sie warf sich so heftig hin und her, dass ihr Stuhl ins Wanken geriet. Aber als er die Rückenlehne packte, hörte sie damit auf. Tränen rannen über ihr Gesicht.
    Er beugte sich vor und flüsterte Min mit der leisen, zärtlichen Stimme eines Liebhabers ins Ohr: » Zuuu hoch. «
    Diesmal war er sorgfältiger, zielte genau auf die Schädelbasis und jagte ihr zwei Kugeln ins Gehirn. So hatte er als Kind immer Straßenkatzen erledigt.
    War wohl auch besser so. Er wusste, dass sie nicht das Zeug zur Witwe hatte.

Kapitel 1
    Es ist nirgends besser als daheim
    Newark, Delaware
    Es war zwei Uhr morgens, und Paul Chang wusste, dass seine Mutter bald aufstehen würde. Shu, ihr Pfleger, öffnete ihm genau in dem Moment, in dem Chang an die schwere hölzerne Eingangstür klopfte. Wahrscheinlich schlief er noch weniger als Chang selbst.
    » Guten Morgen, Master Paul. « Shu verbeugte sich tief. Er wirkte dünner und kahler als je zuvor.
    » Hallo, Shu. « Chang verbeugte sich ebenfalls, und seine Rückenmuskeln protestierten lautstark. Die langen Nächte im Streifenwagen hatten ihn regelrecht morsch werden lassen. Zu viele Schieß- und zu wenige Dehnübungen. Er hätte nicht aufhören sollen, mit Shu zu trainieren.
    » Habe ich dir nicht gesagt, du sollst die Haustür erst dann aufmachen, wenn du nachgesehen hast, wer da ist? «
    » Ich mache nur Ihnen auf, Master Paul. «
    » Ich hätte aber auch ein böser Mensch sein können. Verstehst du? «
    Der alte Mann lächelte. Chang hätte sich die Mühe genauso gut sparen können.
    » Sie haben ein gutes Herz. Egal, was die anderen sagen. « Shu nickte in Richtung Treppe. » Sie wird bald aufwachen. «
    » Dann lass uns loslegen. «
    ***
    » Das ist zu viel! «, rief Chang und fuhr zusammen, als der alte Mann an seinem Bein zerrte. Shu dehnte seine Beine immer so stark, dass Chang dachte, seine Sehnen würden jeden Moment reißen.
    » Sie haben die Wut in den Muskeln. Da ist kein Platz für Dehnung. « Shu zog wieder an Changs Bein.
    » Das liegt an meinem Job. « Chang wappnete sich für den Stockschlag. Shus Übungsschwert aus gesplissenem Bambus traf ihn auf der Schulter.
    » Ein Mann mit geschlossenen Augen ist immer blind. Die Wut wohnt hier « , erklärte Shu und versetzte Chang mit dem Bambusschwert eine Kopfnuss.
    Chang bemühte sich, Shu für den Rest des Trainings nicht mehr zu provozieren, und die Spannung zwischen seinen Schultern ließ nach. Bald musste er wieder zur Arbeit; vielleicht konnte er seiner Mutter heute Nacht entkommen.
    Die Gegensprechanlage im Keller knisterte, und die Stimme seiner Mutter zerriss die Stille.
    » Shuuuhuu! «
    ***
    Chang erklomm die Treppe und ließ seinen Blick über die antiken Schätze schweifen. Allein die Seidendrucke waren mehr wert als das ganze Haus. Sie gehörten eigentlich in ein Museum, aber bei seiner Mutter stieß er mit diesem Vorschlag auf taube Ohren.
    Er zwang sich, auch die letzten Schritte zur Schlafzimmertür zu gehen. Dahinter wartete seine Mutter. Er klopfte und erhielt keine Antwort. In der Luft lag der Sandelholzduft der Räucherkegel, die Tag und Nacht in ihrem Schlafzimmer brannten.
    » Mutter? « , rief er auf Mandarin. » Ich bin’s, Paul. Bist du da? «
    » Wo sonst? Mach auf! « Ihre scharfe Stimme drang wie eine Messerklinge durch das Holz der Tür. Chang holte einmal tief Luft und drehte den Türknauf um.
    Die winzige Frau hockte in ihrem riesigen Bett. Sie trug einen hellblauen seidenen Bademantel, der mit einem Tiger und einem Drachen bestickt war, die sich im Kampf ineinander verbissen hatten. Ihr Haar war wie gewöhnlich zu einem Knoten zurückgebunden. Obwohl sie Falten um die Augen hatte, konnte Chang immer noch nicht viel Grau in ihrem Haar entdecken. Sie war nur innerlich ergraut.
    » Wie geht es dir? «
    » Warum kommst du erst jetzt? Warum nicht früher? «
    Ihr Verstand war wie eine Kette, deren Glieder langsam zerbrachen.
    » Ich war erst letzte Woche hier. «
    » Hast du so

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