Aus heiterem Himmel: Ein Südstaaten-Krimi von TrueBlood-Autorin Charlaine Harris (Aurora Teagarden) (German Edition)
in schallendes Gelächter ausbrach.
Mir war nicht klar, was ich so Lustiges von mir gegeben haben mochte. „Wirklich, Angel!“, tadelte ich meine Freundin in bester Bibliothekarinnenmanier. „Wir müssen aufhören, hier rumzustehen und zu quatschen. Wir müssen etwas unternehmen.“
„Womit du absolut recht hast!“ Angel nickte stürmisch. „Ich wäre für Tulpenzwiebeln und etwas Gartenerde als Grabschmuck. Die Blumen dürften nächstes Jahr prächtig gedeihen.“
„Für Tulpenzwiebeln ist es viel zu spät“, widersprach ich. Dann aber riss ich mich zusammen, mit dem deutlichen Gefühl, dass mir der Tag gründlich außer Kontrolle geraten war. „Wir müssen den Sheriff anrufen.“
„Ganz wie du meinst.“ Angel schob schmollend die Unterlippe vor wie eine Dreijährige, der man einen köstlichen Spaß verdorben hat. Auf dem ganzen Weg zurück zum Haus gackerte sie leise vor sich hin.
In den zwei Jahren, die Angel Youngblood jetzt schon meine Leibwächterin war, hatte ich die Frau noch nie so ausgiebig lachen hören.
Eine Stunde später saß Padgett Lanier bei einem Glas Eiskaffee auf meiner Veranda, und Angel benahm sich wieder dem Ernst der Lage entsprechend. Lanier war der vielleicht mächtigste Mann in unserem Bezirk, hatte er doch seit mehr als zwanzig Jahren immer wieder ein anderes wichtiges Amt innegehabt. Wenn irgendjemand ganz genau wusste, wo in Lawrenceton die Leichen verbuddelt waren, dann er. Eher untersetzt, mit schütterem, blondem Haar und praktisch unsichtbaren Wimpern, war Lanier durchaus kein attraktiver Mann, aber er hatte jede Menge Ausstrahlung.
Als attraktivster Mann in unserer Runde würde auf jeden Fall Martin Bartell gelten, der Mann, mit dem ich seit zwei Jahren verheiratet war. Martin war siebenundvierzig Jahre alt, fünfzehn Jahre älter als ich, Vietnamveteran und Vizepräsident von Pan-Am Agras Produktionsabteilung, dem wichtigsten Arbeitgeber in Lawrenceton. Da er nicht nur Gewichte stemmte, sondern sich für jede Sportart zu begeistern wusste, bei der Mann gegen Mann antrat, war er beneidenswert fit und gut gebaut. Dazu kam noch die umwerfende Kombination von weißem Haar, schwarzen Brauen und hellbraunen Augen.
Angels Ehemann Shelby, der an der Küchentür lehnte, war dunkelhäutig und fing gerade an, zu ergrauen. Er trug ein Fu-Manchu-Bärtchen und hatte Pockennarben auf den Wangen. Shelby war ein ruhiger, höflicher Mann und wie seine Frau Meister in allerlei Kampfsportarten. Martin und Shelby waren schon seit langer Zeit eng befreundet.
Angel und ich waren im Moment die einzigen Frauen in Sichtweite. Außer den bereits erwähnten Männern waren noch drei Hilfssheriffs und der Gerichtsmediziner anwesend. Weiterhin noch zwei Sanitäter, die darauf warteten, den Verstorbenen in ihrem Krankenwagen fortzuschaffen – wohin man solche Verblichenen denn zu schaffen pflegt, wenn man sie abholt.
Lanier musterte mich gerade ausführlichst von Kopf bis Fuß, wobei mir klar wurde, dass ich nur Shorts, ein schulterfreies Top und jede Menge Schweiß trug. Meine langen, zum zotteligen Eigenleben tendierenden Haare wurden nur ungenügend von einem dünnen Band zusammengehalten. „Sie haben wohl gerade die Sonne genossen, Miss Roe“, kommentierte der Sheriff großzügig. „Die meint es dieses Frühjahr aber auch wirklich sehr gut mit uns, nicht wahr?“
Roe? So nannten mich meine Freunde, aber bislang hatte ich Lanier nicht dazugezählt. Wahrscheinlich versuchte der Mann so, ein Problem zu umschiffen, mit dem sich seit meiner Heirat öfter einmal jemand konfrontiert sah. Ich hatte nämlich meinen Nachnamen beibehalten, als ich mich mit Martin zusammentat. Eine Entscheidung, die ich noch immer nicht richtig verstand, war doch mein Name stets der Fluch meines Lebens gewesen: Aurora Teagarden. Wer sich so vorstellte, erntete im günstigsten Fall leises Kichern, oft aber auch schallendes Gelächter.
Wie dem auch sei, Padgett wusste nicht, ob er mich Miss Teagarden, Mrs. Teagarden, Mrs. Bartell oder Mrs. Bartell-Teagarden nennen sollte. ‚Miss Roe ‘ war sein Kompromiss.
Mein Mann beobachtete die Aktivitäten rings um seinen Rasenmäher völlig entspannt. Man hätte meinen können, er käme jeden Tag nach Hause und fände einen toten Mann in seine Rasenfläche eingegraben vor. Natürlich versuchte Martin nur, den Entspannten zu geben. Seinem Blick entging keine einzige Bewegung all der versammelten Gesetzeshüter, und er war überaus eifrig mit Nachdenken beschäftigt. Das
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