Aus heiterem Himmel: Ein Südstaaten-Krimi von TrueBlood-Autorin Charlaine Harris (Aurora Teagarden) (German Edition)
Damen? Sie brauchen sich die Mühe nicht zu machen“, rief Lanier uns zu. Seine Stimme klang leicht belegt. Ob ich ihm wohl sagen sollte, wo unser Badezimmer war? „Sie brauchen sich die Mühe nicht zu machen“, wiederholte er noch einmal leise. Aber da außer ihm niemand im Garten etwas von sich gab, konnte man ihn auch auf der Terrasse noch gut verstehen. „Ich glaube, ich kenne den Mann selbst.“
Verwundert ließ ich die Hände sinken, hob sie aber nach einem kurzen Blick auf das, was da von unserem Rasen getragen wurde, rasch wieder.
„Wer ist es denn?“, rief Martin viel zu dicht an meinem Ohr.
„Detective Sergeant Jack Burns von der Polizeiverwaltung der Stadt Lawrenceton.“
Kein Zweifel: Padgett Lanier hatte ein Gespür für das Zeremonielle.
Noch ein paar grauenhafte Minuten, dann steckte die Hülle aus zerbrochenen Knochen und geplatzten Organen, die einmal Jack Burns gewesen war, in einem Sack und konnte in den Krankenwagen geschoben werden. Lanier, der trotz seiner offensichtlichen Erschütterung wieder sein offizielles Gesicht hatte aufsetzen können, kam zurück zu uns auf die Terrasse. Ich fühlte mich sehr zittrig, und Angels Gesicht hatte einen interessanten Grünton angenommen. Ich befürchtete schon, sie würde sich erneut übergeben müssen. Martin und Shelby wirkten womöglich noch finsterer als zuvor.
„Wann haben Sie Jack Burns zum letzten Mal gesehen?“, wollte Lanier von mir wissen. „Wenn ich mich recht entsinne, sind Sie und er nie gut miteinander ausgekommen. Oder liege ich da falsch?“
„Ich habe mit Jack Burns nie Streit gehabt“, erklärte ich fest. Das entsprach der Wahrheit. Jacks Burns Abneigung mir gegenüber hatte ihren Ursprung nicht in einem bestimmten Vorfall, sondern entsprang einem tiefen Misstrauen, das sich im Laufe der Zeit bei ihm aufgebaut hatte. „Ich habe ihn seit ... ich habe ihn bestimmt seit mehr als zwei Jahren nicht mehr gesehen.“ Was mir sehr recht gewesen war, hatten Jacks Eifer und seine Besessenheit von seiner ganz eigenen Interpretation von Gerechtigkeit mir doch stets Angst eingeflößt. Es ist schlecht, einen Polizisten zum Feind zu haben.
„Was ist mit Ihnen, Mrs. Youngblood?”, wandte sich der Sheriff an Angel.
„Wir sind vor ein paar Wochen mal aneinandergeraten“, erwiderte Angel ruhig, wobei ihre blasse Gesichtsfarbe allerdings ihre Anspannung verriet. Ich versuchte, mir meine Überraschung nicht anmerken zu lassen.
„Wobei ging es bei diesem Zusammenstoß?“, hakte Lanier nach.
„Um einen Strafzettel, den er mir verpasst hatte, als ich in der Stadt war. Es ging um irgendeine hirnrissige Verordnung, die er sich irgendwo aus dem Gesetzbuch rausgesucht hatte.“
„Warum hätte er das tun sollen?“
Angel stemmte die Hände in die Hüften, ihre Armmuskeln spannten sich an. „Was weiß denn ich? Ich kam aus der Bank, als er mir gerade ein Knöllchen unter den Scheibenwischer schob. Es kam zu einer kleinen Unterhaltung, und vielleicht habe ich dabei auch einen schärferen Ton angeschlagen.“
„War jemand dabei, als diese kleine Unterhaltung stattfand?“
„Klar doch.“ Angel nickte müde. „Es war an einem Freitagmorgen in der Innenstadt. Ich erinnere mich an Roes Kollegen aus der Bücherei, Perry Allison, und da war auch noch diese hübsche rundliche Frau, die bei Marcus Hatfield arbeitet, die mit den dunklen Haaren. Sie hat eine kleine Tochter.“
„Carey Osland“, beschied Lanier nach kurzem Nachdenken.
„Wenn Sie das sagen.“ Der Name der Frau schien Angel relativ gleichgültig zu sein.
Martin sah mich mit hochgezogenen Brauen an. Hatte ich von diesem Vorfall gewusst? Ich schüttelte kaum merklich den Kopf.
„Was glauben Sie, Mrs. Youngblood? Warum hat Ihnen ein Detective Sergeant einen Strafzettel wegen eines Verstoßes gegen die Straßenverkehrsordnung ausgestellt?“
„Weil er dachte, mein Auto wäre das von Roe“, erklärte Angel unverblümt. „Wir fahren beide einen blauen Chevette. Meiner ist genauso alt wie der von Roe, ich habe ihn gebraucht gekauft. Die Farbe stimmt nicht haargenau überein, aber im Grunde fahren Roe und ich das gleiche Auto.“
„Daraufhin hatten Sie eine Unterhaltung mit Jack Burns?“
„Ich weiß nicht, ob man das als Unterhaltung bezeichnen kann“, meinte Angel trocken. „Es schien ihn ein wenig aus der Fassung zu bringen, dass es mein Auto war. Aber dann fand er wohl, es liefe auf dasselbe hinaus, und ein Knöllchen für mich wäre genauso gut wie ein
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