Aus heiterem Himmel: Ein Südstaaten-Krimi von TrueBlood-Autorin Charlaine Harris (Aurora Teagarden) (German Edition)
gesträhntes Haar mit einer Spange zurück. Unten in der Küche setzte ich Madeleine ihr Futter vor und holte die Plastikdose mit dem Essen aus dem Kühlschrank, die ich zum Beileidsbesuch mitnehmen wollte. Schließlich fuhr ich meinen alten Chevette rückwärts aus der Garage, einen Wagen, der Martin fast ebenso zuwider war wie Madeleines Pfotenspuren auf seinem Mercedes.
Obwohl wir eine Meile außerhalb der Stadt wohnten, konnte ich von meinem Garten aus fast die Rückfront des Hauses meiner Mutter sehen. Das Haus der Burns lag nur eine Straße weiter südlich, aber diese eine Straße sorgte für einen himmelweiten Unterschied. Mutters Heim an der Plantation Road war ein geräumiges, zweistöckiges Haus mit einem großen Grundstück, während Bess und Jack ein relativ bescheidenes einstöckiges Ranchhaus bewohnten.
Vor dem Haus der Burns standen zwei Autos, eins davon war der vertraute blaue Lincoln Continental meiner Mutter. Mutter hätte es zu Fuß in fünf Minuten hierher geschafft, würde aber nie irgendwo erhitzt ankommen, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ. Als ich mit meiner mitgebrachten Schüssel in der Hand aus dem Auto stieg, kam Mutter auf mich zu. Auch sie hatte eine Schüssel dabei.
„Was bringst du?“, wollte ich wissen.
„Kalten Nudelsalat. Das Einzige, wozu ich alle Zutaten im Haus hatte.“
Meine Mutter, Aida Brattle Teagarden Queensland, war eine schlanke Frau mit rauchiger Stimme, ganz im Stil von Lauren Bacall. Außerdem war sie eine sehr erfolgreiche Maklerin und hatte vor ein paar Jahren John Queensland geheiratet, einen pensionierten Geschäftsmann. Seitdem war sie mehrfache Stiefgroßmutter geworden. Nachdem sie sich vom ersten Schock erholt hatte, schien sie das sehr zu genießen.
Neugierig warf ich durch die Frischhaltefolie hindurch einen Blick in ihre Schüssel. „Sieht gut aus.“
„Danke. Wie ich sehe, hast du deinen Waldorfsalat dabei, sehr schön. Willst du nicht klingeln?“
Brav klingelte ich, und nach einigen Augenblicken öffnete sich die Tür. Marva Clerrick, die Nachbarin aus dem Haus rechts von dem der Burns, machte die Türsteherin und hatte sich mit einem entsprechend formellen Lächeln gewappnet. Das wurde etwas weniger angestrengt und etwas ehrlicher, als sie Mutter und mich erkannte.
„Bin ich froh, euch zu sehen!“, verkündete sie in dramatischem Flüsterton. „Ganz merkwürdige Leute sind hier! Sie unterhalten sich gerade mit Bess. Ich habe nicht den leisesten Schimmer, was da los ist.“
Marva, eine sehr sportliche, extrovertierte Frau und Gattin meines Teilzeitchefs Sam Clerrick, gehörte zu den beliebtesten Lehrerinnen an der Lawrenceton Highschool. Sie war eine enge Freundin von Bess Burns, die früher auch an der Highschool unterrichtet hatte. Ihre Eltern hatten einen sehr passenden Namen für sie ausgewählt, als hätten sie damals schon geahnt, dass ihre Marva später einmal eine hervorragende Köchin und Hausfrau werden würde. Noch dazu unterrichtete sie wochentags an der öffentlichen Schule Englisch und sonntags an der Western Hill Baptist Church Bibelkunde, zog zwei sehr nette Mädchen groß und wurde spielend mit dem manchmal durchaus launischen Sam fertig. Im Sommer, während der Schulferien, brachte sie im öffentlichen Schwimmbad Kindern das Schwimmen bei und leitete in der Peachtree Ferienwohnungsanlage Kurse im Teppichknüpfen.
Eine Situation, die Marva aus der Ruhe brachte, musste schon wirklich seltsam sein. Voller Spannung warteten Mutter und ich auf weitere Erklärungen.
„Was genau ist denn los?“, flüsterte ich deutlich hörbar.
„Hier sind zwei Männer, die ich noch nie in der Stadt gesehen habe!“, zischte Marva. „Aus dem Flugzeug fallen! Wie passiert denn so was, bitteschön? Per Zufall wohl kaum. Was hat Jack in dem Flugzeug gewollt?“
„Ich bringe das nur ungern zur Sprache, aber ich glaube, Jack war schon tot, als er aus dem Flugzeug fiel“, sagte ich ein wenig zögernd. Niemand hatte mich um Stillschweigen gebeten, und wenn Mutter die Information aus anderer Quelle zugetragen würde, würde sie mir das nie verzeihen.
„Bereits tot?“ Mutter und Marva starrten mich mit einer Mischung aus Abscheu, Faszination und Horror an, ihre Mienen absolut identisch.
„Auf jeden Fall sah es so aus.“ Ohne es zu wollen, sah ich noch einmal diesen Körper vor mir und wie er sich in der Luft gedreht hatte. „Das Flugzeug wurde natürlich von jemand anderem geflogen.“
„Mädel! Willst du damit sagen, du
Weitere Kostenlose Bücher