Aus heiterem Himmel (German Edition)
ab, strich es glatt und zog es Nicole über den Kopf. “Du bist doch viel zu verspannt und unausgeglichen. Da kann es höchstens sein, dass er auf seine Kosten kommt. Du aber nicht.”
Nicoles Kopf tauchte aus dem Kleid auf. “Wie bitte?”
Suzanne räusperte sich. “Sie meint, dass du ihm einen Höhepunkt verschaffst, er dir aber nicht.”
Nicole sah zwischen den beiden hin und her. Sie wirkten so mitleidig, dass sie lachen musste. “Ihr seid vollkommen verrückt.” Sie streifte sich das Kleid über die Hüften und wollte es tiefer ziehen, aber da war der Stoff schon zu Ende.
“Ich merke doch, wie Ty dich ansieht.” Taylor tippte sich mit einem perfekt manikürten Fingernagel an die Lippen.
Nicole tat, als hätte sie diese Bemerkung nicht gehört.
“Welcher Ty?” Suzanne zog die Spaghettiträger von Nicoles Kleid zurecht.
“Mein Architekt. Erinnerst du dich nicht? Ich habe dir doch von ihm erzählt. Aber du hast ja ständig nur mit Ryan geknutscht, wahrscheinlich hast du überhaupt nichts mitbekommen.” Taylor ließ Nicole nicht aus den Augen. “Er ist groß, dunkelhaarig und sehr sexy. Nicht zu vergessen der leckere Akzent.”
“Ein Akzent kann nicht lecker sein”, widersprach Nicole sofort, und Taylor und Suzanne lachten. “Was denn? Das geht wirklich nicht.”
“Sie ist völlig verrückt nach ihm”, rief Taylor glücklich.
“Wir müssen ihn unbedingt auch zur Verlobungsparty einladen”, erklärte Suzanne.
“Wie bitte?”, fragte Nicole ahnungsvoll, während sie ihr Kleid glatt strich. “Weshalb solltet ihr das tun?”
Suzanne und Taylor sahen sie nur wortlos an.
“Was denn?” Verlegen verschränkte Nicole die Arme. “Was starrt ihr mich so an?”
“Ich kann es nicht fassen.” Taylor schüttelte den Kopf.
“Wow”, stieß Suzanne aus. “Einfach nur wow. Du bist sehr schön, Nicole.”
Erst war Nicole sprachlos an, dann lachte sie.
“Wirklich”, stimmte Taylor Suzanne zu.
Nach einem ärgerlichen Blick auf die beiden ging Nicole zu dem hohen Spiegel, der in einer Ecke stand. Als sie sich darin sah, war sie erneut sprachlos.
Nicole nahm sich nur selten die Zeit für einen Blick in den Spiegel. Sie zog sich möglichst bequem an, schminkte und frisierte sich selten. Meist sah sie sich selbst nur im weißen Kittel. Geschlechtsneutral, würde sie ihre übliche Aufmachung nennen.
Jetzt nahm sie sich als Frau wahr. Der grüne Stoff brachte ihre grauen Augen zur Geltung. Und erst in diesem Kleid fiel ihr richtig auf, wie weiblich ihr Körper war.
“Das musst du unbedingt bei der Party tragen”, stellte Taylor entschieden klar.
Das Kleid war eng und hatte Spaghettiträger, die sich über dem sündig tiefen Rückenausschnitt kreuzten. Der Saum saß sehr hoch am Schenkel, und bei jeder Bewegung schien er noch höher zu rutschen.
“Du siehst fast aus, als hättest du Brüste und Hüften”, fügte Taylor hinzu.
“Du siehst umwerfend aus.” Suzanne warf Taylor einen bösen Blick zu. “Du hast einen wirklich sehr schönen Körper, Nicole.”
“Ein bisschen mager vielleicht.” Taylor seufzte, aber dann lächelte sie. “Aber manche Männer werden verrückt, wenn sie einen Frauenkörper wie deinen sehen, Nicole.”
Jemand klopfte an die Tür, und während Taylor öffnen ging, sagte Suzanne leise: “Du siehst wirklich bezaubernd aus. Das wird ein großer Spaß werden.”
Nicole stöhnte innerlich. Wie sollte sie ihr bloß begreiflich machen, dass sie sich lieber die Zahnwurzeln behandeln ließe? “Ich werde aber keine Seidenstrümpfe oder hohen Hacken anziehen.”
“Okay.”
“Das ist mir ernst. Ich …”
“Nun ratet mal, wen ich gefunden habe.” Taylor kam zurück ins Zimmer. “Einen Mann. Und das, wo wir doch gerade die Meinung eines Mannes hören wollten. Er wollte nur ein paar Unterlagen abgeben, aber …” Sie lächelte listig und trat einen Schritt zur Seite.
Ty stand da und wirkte völlig überrumpelt. Doch dann entdeckte er Nicole, und seine Verwirrung verwandelte sich in Lust, als er dieses aufregende Kleid sah.
“Was halten Sie davon?”, fragte Taylor gespielt unschuldig. “Reicht das für eine Verlobungsparty?”
“Das reicht für jeden Zweck.” Tys irischer Akzent war nicht zu überhören.
5. KAPITEL
Beim letzten Treffen hatte Nicole ihn an der Tür stehen lassen, und Ty hatte ihr verlangend nachgesehen und dann beschlossen, sich das nicht noch einmal anzutun.
Nie wieder wollte er sie verlangend ansehen.
Und jetzt stand er hier und
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