Aus Licht gewoben
bei dir anders ist.« Er deutete auf mein Armband. »Muss ich überhaupt noch fragen, von wem du das hast?«
»Es tut mir leid.« Ich bekam die Worte kaum heraus. »Ich will dir nicht wehtun, aber ich kann dir auch nicht länger etwas vormachen.«
»Was redest du denn da?«, fragte Henry ungläubig. »Du machst mir Angst. Ist daran der Zauberer schuld? Hat er dir etwas angetan?«
»Nein, natürlich nicht!«, rief ich. »Bitte, du machst es nur noch schlimmer. Geh einfach, Henry. Bitte! «
»Komm mit nach Hause«, bat er und wollte meine Hände nehmen, aber ich zog sie weg. Ich konnte seinen Augen ansehen, wie verletzt er war.
»Was ist nur mit dir passiert?«, fragte er.
»Nichts«, sagte ich. »Alles. Ich habe mich verändert. Ich weiß einfach nicht, ob ich wieder zu meinem alten Leben zurückkehren und damit glücklich sein kann.«
»Du kannst also nicht mit mir glücklich sein, niemals?« Er wurde laut, und ich blickte auf. »Du weißt, dass wir zusammengehören. Das ist immer so gewesen!«
Aber jetzt nicht mehr. Wie sagt man jemandem, dass er ein Teil der Vergangenheit ist, aber nicht der Zukunft?
»Bitte geh«, sagte ich. Als er sich weigerte und versuchte, mich in die Arme zu nehmen, ging ich.
Die Tür fiel hinter mir ins Schloss, und es fühlte sich an wie das schlechte Ende einer Geschichte, die vor langer Zeit in den Sand eines gelben Berges geschrieben worden war.
Als ich die Webstube erreichte, war sie verlassen, und ich war dankbar dafür. Der Gedanke, irgendjemandem, sogar einem Fremden zu begegnen, war unerträglich. Ich sehnte mich nach einem Ort, an dem ich allein sein, die Stille genießen und arbeiten konnte.
Die anderen Frauen hatten den Webrahmen nicht wieder weggeräumt. Als ich mich hinsetzte, strich ich mit den Händen an den Rändern des Umhangs, dem weichen, glatten Garn entlang. Es war nicht mehr viel zu tun, aber ich vertiefte mich in diese Arbeit und überließ mich ihr vollkommen. Ich sah nichts anderes mehr, fühlte nur die Wärme der Magie und noch etwas anderes, das durch meine Adern strömte.
Achtzehntes Kapitel
D er nächste Tag verging wie alle anderen. Die Frauen kamen und gingen, und ich blieb noch lange, nachdem sie fort waren. Mit etwas Glück würde ich meine Arbeit in dieser Nacht beenden. All meine Träume und meine ganze Seele verwob ich mit den Fäden. Ich sah dabei zu, wie das Garn unter meinen Fingern schwach zu leuchten begann, während mein Armband durch die entschlossenen Bewegungen meiner Hände klimperte.
Als ich meine Reihe beendet und mich zurückgelehnt hatte, kam mir ein Gedanke.
Ich nahm eine Nadel, und schnell, bevor mir Zweifel kommen konnten, stach ich mir in den Finger. Der Blutstropfen, dasselbe Blut, das schon so viel Unfrieden gestiftet hatte, quoll aus meiner blassen Haut hervor. Ich drückte den Finger auf die linke obere Ecke des Umhangs. Die Wirkung war augenblicklich sichtbar. Die Berührung ließ den Stoff feurig aufleuchten und unter meinen Händen warm werden.
Wenn mein Blut das bewirken kann , dachte ich, was kann es dann noch? Konnte es den Fluch einer toten Hexe aufheben, vom Vater an den Sohn weitergegeben? Konnte ich mit der Zeit genug davon geben, um ihn zu heilen?
Aber was noch viel wichtiger war, würde North es jemals annehmen?
Zutaten, Pläne und Versuche gingen mir durch den Kopf,
während ich meine Liebe und alles, was ich sonst noch zu geben hatte, mit den letzten Fäden verwob.
»Syd?«
Ich schrak hoch und rieb mir das Gesicht. Das Licht im Zimmer, dumpf und grau, war das Licht eines bewölkten Morgens. Eigentlich hatte ich meine Augen nur ganz kurz ausruhen wollen.
Lachend half North mir hoch. »Auf dem kalten Steinboden schlafen, während oben ein warmes, weiches Bett steht. Ich habe mich schon gefragt, wohin du verschwunden bist.«
»Ich musste mich verstecken«, sagte ich.
»Vor wem?«
Ich seufzte. »Henry. Wir haben uns gestritten, und es ist nicht gut ausgegangen.«
»Muss …« North stockte. »Muss ich etwas unternehmen?«
»Nein, so schlimm ist es nicht. Er ist wütend, weil ich nicht mit ihm zurück nach Cliffton gehen wollte.«
»Ah«, sagte North. »Das kann man dir nicht vorwerfen. Dann würdest du dich ja meiner charmanten Gesellschaft berauben. «
Ich verdrehte die Augen. »Was für ein Verlust.«
»Aber, ehrlich gesagt, bin ich der Meinung, du solltest versuchen, dich wieder mit ihm zu versöhnen«, sagte North. »Echte Freunde sind schwer zu finden, und so lästig
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