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Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story

Titel: Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina French
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Eltern, Norma und Emiliano, hatten sich kennen gelernt, als Mutter vierzehn Jahre alt war. Sie musste von der Schule abgehen, ohne Lesen und Schreiben zu lernen, um den Männern in ihrer Familie zu helfen. Ihr Leben war seitdem ein einziger Kampf, dem sie sich jedoch stellte, ohne zu klagen. Papa war erst sechzehn gewesen, aber die beiden Schuljahre mehr sorgten für einen enormen Unterschied zwischen den beiden. Papa konnte immerhin lesen und schreiben, Mama dagegen nicht.
    Papa war Fischer, bis er das Meer schließlich sein ließ und mit meinem Großvater auf dem Land zu arbeiten anfing. Er war der Einzige in der Familie, der sich für Ackerbau interessierte. Die Familie meines Vaters hatte meine Mutter nie geschätzt; sie fand, dass er sich unter seinem Stand verheiratet hatte. Ganz egal, wie hart sie für die Familie arbeitete und wie vielen sie zur Hand ging - die Schwestern meines Vaters sahen stets auf sie herab und nutzten jede Gelegenheit, um schlecht über uns alle zu reden. Immer wenn meine Mama aus der Stadt zurückkam, brachte sie für meine Großeltern extra Essen mit, aber sie schienen nie wirklich dankbar zu sein, und ich habe oft gesehen, wie meine Mutter wegen irgendwelcher unfreundlicher Worte, die sie zu ihr sagten, weinte. Es gab in der Familie so viele Komplikationen, zum Beispiel, dass die Schwester meiner Mutter mit dem Bruder meines Vaters verheiratet wurde, und so viele Fehden und Feindseligkeiten, die ich nie verstand.
    Meine Tanten fanden es immer wichtig, dass ihre Kinder adrett aussahen. Sie kamen oft vorbei und fragten, ob sie unsere Kleidung ausborgen könnten, obwohl wir eigentlich gar nichts hatten, das wir ihnen hätten leihen können. Eine meiner älteren Cousinen wurde zur »Miss
Sorsogon« gekürt, zur Schönheitskönigin der nächstgelegenen Stadt. Sie war genauso alt wie meine Schwester Gang, und sie waren beide gleich hübsch. Gang fragte, ob sie in die Stadt mitfahren könne, um die Krönung zu sehen.
    »Nur wenn du adrett aussiehst«, sagte unsere Tante zu ihr.
    »Ich tue, was ich kann«, versprach Gang.
    Je näher der Tag kam, desto aufgeregter wurde sie. Sie zog sich eine Ewigkeit vorher an und wartete gespannt, dass sie abgeholt würde.
    »Du siehst aus wie ein Flittchen«, bemerkte unsere Tante abfällig, als sie sie sah. »So kann ich dich nicht mitnehmen.« Gang weinte stundenlang.
    Ich glaube nicht, dass ich, als wir Kinder waren, zu meinen acht Geschwistern eine enge Beziehung hatte. Soweit ich mich erinnere, stritt ich oft mit Gang, Beth und Boy. Wir beschimpften uns gegenseitig und brüllten dabei, so laut es ging, weil wir wegen irgendeiner Kleinigkeit wütend waren. Beth und Gang kommandierten mich immer herum und schafften mir Sachen an, die sie eigentlich selbst hätten tun sollen. Sie kamen immer damit durch, weil sie älter waren. Boy und ich stritten immer wegen irgendeinem Blödsinn, zum Beispiel um ein Spielzeug, das Papa für uns gebastelt hatte. Wir hatten keine gekauften Spielsachen; Papa machte alles selbst.
    Wir standen einander erst nahe, als jeder seine eigene Familie hatte. Und jetzt mögen wir uns wirklich sehr. Vielleicht war das ja vorher auch schon so, nur merkten wir es nicht. Und vielleicht ist ja einer der Gründe, weshalb wir jetzt so viel füreinander empfinden, dass wir in den ersten Jahren glücklich miteinander waren und
später dann mitkriegten, dass jeder so viel durchzustehen hatte.
    Im Fall meiner Mutter passierte die letzte Tragödie kurz vor meiner Geburt. Ein Feuer brach aus, als meine ältere Schwester Beth mit einer brennenden Gaslampe zu Bett ging. Sie muss das Ding im Schlaf umgestoßen haben, denn sie steckte den gebündelten Hanf in Brand, der aus der Abaca-Pflanze gemacht und auf dem Markt verkauft wird; Abaca ist so ähnlich wie die Bananenpflanze. Meine Mutter hatte gerade ein Baby bekommen, und die Flammen und der Rauch umzingelten das jüngste Familienmitglied. Während Beth und die anderen Kinder es schafften, das Haus zu verlassen, konnte unsere Mutter das Baby nicht mehr rechtzeitig nach draußen schaffen und retten. Sie versuchte, es durch ein Fenster zu schieben, und verbrannte sich dabei schlimm die Arme - die Narben sollten nie mehr vergehen. Aber es war zu spät. Unser Haus hatte damals ein Blechdach, das die Hitze wie ein Dampfkochtopf speicherte. Es brannte bis auf die Grundmauern nieder, und meine Familie konnte nur zuschauen und aufpassen, dass das Feuer sich nicht auch noch ausbreitete.
    Am nächsten Tag

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