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Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story

Titel: Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina French
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und aufregend an wie Amerika, England oder Dubai. Ich konnte mir nicht eine Sekunde vorstellen, wie es dort sein sollte. Da es in unserer Provinz kein Fernsehen gab, bekam ich nie irgendwelche Filme über diese exotisch klingenden Orte zu sehen. Die einzigen Bilder, die ich von ihnen hatte, waren die in meiner Fantasie. Ein kleiner Teil von mir wollte all diese Orte kennen lernen und selbst Abenteuer erleben, von denen ich dann erzählen könnte, aber dem Großteil von mir machte schon der Gedanke Angst, überhaupt irgendwo hinzugehen.
    Sämtliches Geld, das meine Mutter irgendwie ersparen konnte, schloss sie in einem Küchenschrank weg - für Notfälle. Leute wie meine Eltern hatten niemanden, an
den sie sich wenden konnten, wenn einer von uns krank wurde oder wenn eine Katastrophe wie ein Brand passierte; sie hatten bloß, was sie tagtäglich zusammenkratzen konnten. Meine Mutter trug den Schlüssel zum Küchenschrank ständig an einer Schnur um die Taille - sogar wenn sie ein Bad nahm. Obwohl der Küchenschrank später von einem Wirbelsturm weggefegt wurde, trägt sie bis heute - neben einigen anderen - diesen Schlüssel um die Taille gebunden.
    Mama brachte uns bei, dass wir immer ehrlich sein und nie stehlen sollten. Eines Tages kam sie - wie so oft - mit einem Korb Thunfisch aus der Stadt nach Hause; er reichte für die ganze Woche. Es gab ein besonderes Gericht, das sie oft in einer großen Pfanne zubereitete; es hieß »Tomatensardinen«. Jeden Tag teilte sie dann eine Portion davon aus. Es schmeckte immer köstlich. An dem Tag waren Raul und ich ohne Frühstück zur Schule gegangen - zur Strafe, weil wir vorher das Haus nicht geputzt hatten. Als wir dann am Nachmittag heimkamen, waren wir total ausgehungert, da wir ja den ganzen Tag noch nichts gegessen hatten. Es war niemand zu Hause, und mir stach die Pfanne ins Auge; sie hing im Dachgebälk außer Reichweite der Hunde, Katzen und Ratten.
    »Hol sie runter«, sagte ich zu meinem Bruder, der schon größer war als ich.
    »Nein«, erwiderte er, denn er hatte zu viel Angst davor, was unsere Mutter wohl tun würde, wenn sie uns erwischte.
    »Na los, mach schon«, überredete ich ihn, »hast du denn keinen Hunger? Das sind Tomatensardinen.«
    Ich konnte an seinen Augen erkennen, dass er ebenso versucht war wie ich, und schließlich gab er meinem guten
Zureden nach. Sobald wir den Deckel angehoben und den Fisch gerochen hatten, konnten wir einfach nicht mehr widerstehen und putzten praktisch die ganze Pfanne leer. Ich bat ihn dann, sie wieder an Ort und Stelle zu tun.
    »Zeit für den Tee«, sagte Mama, als sie ein paar Stunden später nach Hause kam, und mir wurde das Herz schwer wie ein Stein, als mir einfiel, was mit der Katze passiert war, die einmal ihren Fisch gestohlen hatte. »Hol die Pfanne runter, Gina.«
    »Mach du das, Beth«, sagte ich zu meiner Schwester und ging in Richtung Tür.
    »Wo willst du hin?«, fragte Mama erstaunt, weil ich gerade in dem Moment ging, als sie mein Lieblingsessen auftischen wollte.
    »Ich habe keinen Hunger«, erklärte ich.
    »Ich auch nicht«, sagte mein Bruder und hastete hinter mir her.
    »Gina! Boy!«, rief sie uns nach, als wir schon davonrannten. »Habt ihr etwa den Fisch gegessen?«
    Es hatte keinen Sinn, es abzustreiten, und wir hatten beide einen total wunden Hintern, als wir an dem Abend zu Bett gingen. Die ganze nächste Woche bekamen wir dann bloß Reis zu essen. Nie wieder kam ich in Versuchung, mehr aus dem Familienkochtopf zu nehmen, als mir zustand. Wir wussten, dass wir etwas Unrechtes getan hatten, weil man uns immer beigebracht hatte, wie wichtig es war, nicht gierig zu sein und das Essen unter allen gerecht aufzuteilen, selbst wenn es bloß Reis war; aber dieser Fisch war so köstlich gewesen, und uns hatte der Magen so geknurrt, dass wir der Versuchung eben erlegen waren.

    Als ich etwa neun Jahre alt war, ging meine Schwester Sonia aufs College; sie wollte Modedesignerin werden. Mama und Papa hatten für sie eine Ehe mit einem Jungen arrangiert, den sie für gut befanden. Leider hatte Sonia sich mit ihrer Wahl nicht einverstanden erklärt und angefangen, einem anderen Jungen schöne Augen zu machen; er hieß Leonardo.
    Eine der Schwägerinnen meines Vaters sah die beiden zusammen, und da sie Ärger machen wollte, mischte sie sich ein und informierte ihn, was sich da hinter seinem Rücken abspielte.
    »Immer wenn Sonia ins College geht, trifft sie sich mit einem anderen Jungen«, erklärte sie, wobei

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