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Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story

Titel: Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina French
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eigentlich nur negative Erinnerungen an das Gefängnis weckt.
    Am Anfang, als ich in einer Gruppe von Frauen war, denen allen die Zigaretten ausgegangen waren, fragte ich einmal, ob jemand Teebeutel habe. Einige gaben sie mir bereitwillig. Dann bat ich um Tampax. Jemand hatte einen Zigarettendreher, und alle schauten zu, wie ich die Teebeutel und die Verpackung von den Tampax benutzte, um mir eine Zigarette zu drehen. Ich zündete sie an und tat so, als würde sie mir schmecken. Die anderen wollten, dass ich ihnen auch welche drehte, und nach einer Weile gewöhnten wir uns wirklich an den Geschmack.
    Ich machte die Erfahrung, dass die Gefangenen sich ständig gegenseitig bestahlen und dass man unmöglich jemandem trauen konnte. Ich hatte das Gefühl, wieder unter
den Barmädchen in Manila zu sein. Deshalb hielt ich mich möglichst abseits, passte auf meine Habseligkeiten auf und wollte niemanden gegen mich aufbringen. Es fiel mir schwer, das Essen hinunterzukriegen, und ich ernährte mich die meiste Zeit nur von Nudeln; deshalb hatte ich auch ständig Hunger.
    Ich besaß eine Telefonkarte, mit der ich jeden Abend, bevor wir eingesperrt wurden, Michael anrief. Jede Karte kostete zwei Pfund, und sie reichte für vier Abende; auf diese Weise hatte ich ausreichend Zeit, mein Kantinengeld für die nächste Karte zu sparen. Wenn eines der Mädchen mich bat, meine Karte borgen zu dürfen, musste sie mir immer versprechen, sie mir am nächsten Tag zu ersetzen, weil es mir überaus wichtig war, dass Michael jeden Abend, bevor er zu Bett ging, meine Stimme hörte; aber das passierte dann doch nicht. Ich sagte nichts, aber ich hatte meine Lektion gelernt und lieh dem Mädchen nie wieder etwas.
    Manchmal war ich über die Freundlichkeit überrascht, mit der jemand einer von uns sein Geld lieh, wenn sie knapp bei Kasse war. In einer Situation wie im Gefängnis bekommt man die guten und die schlechten Seiten des menschlichen Charakters zu sehen. Als ich kam, versuchten ein paar Mädchen, mir das Dasein zu vergällen, indem sie mir sagten, wie hinterwäldlerisch und arm mein Land sei.
    »Es gibt in jedem Land arme Leute«, erklärte ich ihnen. »Mein Land war einmal reich, weil wir nämlich einen Goldschatz hatten, aber damals gab es viel Korruption. Ich bin auf meine Herkunft stolz, weil wir alle auf eigenen Beinen zu stehen lernen. Unsere Regierung gibt uns nie Geld; wir müssen hart dafür arbeiten. Wir können nicht einfach im Postamt Schlange stehen, um uns unseren
Scheck abzuholen, und dann hinausspazieren und das Geld für Drogen ausgeben. Arm seid ihr dran; also bezeichnet mich nicht als arm. Ohne Sozialhilfe hättet ihr gar nichts, weil ihr nämlich nicht für euch selbst sorgen könnt.«
    Sie wurden ärgerlich, und drei von ihnen kamen auf mich zu, als wollten sie mich packen.
    »Untersteht euch!«, rief ich, starrte sie an und wich nicht von der Stelle, bereit, es mit ihnen aufzunehmen wie mit den Mädchen, die mich damals in der Schule schikaniert hatten.
    Nach kurzem Zögern gingen sie weg und verzogen dabei das Gesicht, als wäre das mit mir ja nur Zeitverschwendung.
    »Mann«, sagte eines der Mädchen, sobald diese Großmäuler abgezogen waren, »mir war nicht klar, dass du so stark bist, Kleine.«
    »Manchmal muss man stark sein, wenn man überleben will«, erwiderte ich.
    Von da an waren alle nett zu mir.
    Alle ein bis zwei Wochen brachte man mich in einer grünen Minna zum Gericht. Ich hasste diese Fahrten, sie zogen sich ewig hin, und das Auto war so klein, dass ich Platzangst bekam. Die anderen Frauen schienen unterwegs immer zu rauchen, obwohl wir das ja eigentlich nicht durften und vor der Abfahrt gefilzt wurden.
    »Wie schafft ihr es denn, die Zigaretten mitzunehmen?«, fragte ich eine von ihnen und schaute voller Neid zu, wie sie paffte.
    »Du musst sie dir in die Möse stecken«, sagte sie ganz sachlich.
    Ich war schockiert. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder mich übergeben sollte.

    »Kann ich einen Zug haben?«, bettelte ich, nachdem ich mich an den Gedanken gewöhnt hatte.
    Einer der Wachmänner, der uns hin und wieder zurück ins Gefängnis brachte, war sehr süß zu mir; er schenkte mir immer Kaffee, Tee und Kakao. Eines Tages gab er mir sogar eine Schachtel mit zehn Zigaretten.
    »Sie haben es nicht verdient, hier bei diesen ganzen Flittchen zu sein«, flüsterte er, als er sie mir reichte.
    Einmal im Monat brachte ein Sozialarbeiter Michael zu mir auf Besuch. Er erzählte mir dann von seinem Leben

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