Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story
mir vor so langer Zeit geholfen hatte, zu Beth nach Hause zu finden.
»Warten Sie bitte hier, Mrs. Donald«, sagte einer der Polizisten, nahm meine Schlüssel und ging hinein; uns ließ
er bei seinem Kollegen. Er paar Augenblicke später kam er wieder heraus und stieg ins Auto.
»Mr. Donald ist tot«, bestätigte er.
Seine Worte ließen einen Ozean von Schuldgefühlen auf meinen Kopf niederdonnern. Ich wusste, dass er ein Mistkerl war, aber ich hatte dennoch nicht das Recht, seinem Leben ein Ende zu setzen. Ich hatte das Gefühl, meine Schuld würde mich vernichten.
Im Grunde meines Herzens hatte ich gewusst, dass Paul tot war, aber in meinem Kopf hatte ich noch mit der Idee gespielt, dass er davongekommen sein könnte wie damals Jun. Jetzt kannte ich die Wahrheit. Ich war eine Mörderin.
Mir war nun alles aus der Hand genommen. Sie fuhren uns zur Polizeiwache, und man brachte mich in einen Vernehmungsraum mit einem Polizisten und einer Polizistin. Sie hatten die Blutergüsse überall auf meinem Rücken und in meinem Gesicht gesehen, wo Paul mich am Abend zuvor getreten hatte. Sie schienen nicht böse auf mich zu sein oder mir für meine Tat die Schuld zu geben. Sie waren so nett, dass ich nicht wusste, was ich davon halten sollte.
»Bitte«, sagte ich, »fesseln Sie mich einfach, und hängen Sie mich auf. Tun Sie, was Ihre Pflicht ist, aber sorgen Sie dafür, dass es meinem Sohn gut geht.«
»Wir hängen in England niemanden mehr auf«, erwiderte die Polizistin, und mir fiel auf, dass sie sich die Tränen aus den Augenwinkeln wischte.
»Wenn Sie mich einsperren, dann bitte mit meinem Sohn«, bettelte ich. »Trennen Sie uns jetzt nicht auch noch.«
»Sie brauchen einen guten Anwalt«, sagte sie zu mir.
»Ich kenne keinen.«
»Dann suchen wir Ihnen einen, der für Sie kämpft.«
»Ich will nicht mehr kämpfen.«
»Sie brauchen einen Verteidiger«, erklärte sie. »Das ist Gesetz.«
»Wenn Sie meinen«, sagte ich; sollte das Schicksal doch mit mir machen, was es wollte.
Die Frau war nett.
»Haben Sie Kinder?«, fragte ich sie.
»Ja.«
»Würden Sie sich um meinen Sohn kümmern?«
»Keine Sorge, Mrs. Donald«, sagte sie. »Ich kümmere mich schon um Ihren Sohn. Sie müssen ein Formular für die Sozialarbeiter ausfüllen.«
Ich hatte keine Ahnung, was ein Sozialarbeiter überhaupt war, aber ich weigerte mich zu unterschreiben, denn ich wusste instinktiv, dass sie mich dazu bringen wollten, Michael wegzugeben.
Der Morgen schleppte sich dahin, und schließlich boten sie an, mir etwas zum Mittagessen zu besorgen.
»Was möchten Sie gern essen?«, fragten sie.
»Ist mir egal«, antwortete ich, denn ans Essen dachte ich wirklich am wenigsten. »Normalerweise esse ich Reis.«
Sie brachten mir Reis und sagten mir, dass sie Michael auch etwas zum Mittagessen gegeben hätten.
»Ihr Sohn ist ein Prachtkerl«, meinte die Polizistin.
»Danke«, sagte ich und zwang mich, nicht wieder zu weinen.
Nach einer Weile sperrten sie dann wirklich Michael zu mir in die Zelle, wie ich gebeten hatte. Er war sehr ruhig, sein Gesicht blass, die Augen hatte er weit aufgerissen. Fragen stellte er keine. Später am Nachmittag kam eine
Sozialarbeiterin, um mit uns zu reden. Sie war freundlich und verständnisvoll, aber streng. Sie sagte, sie würde Michael mitnehmen und bei einer netten Familie unterbringen.
»Sie müssen bloß das Formblatt hier unterschreiben«, erklärte sie.
»Ich kann kein Formblatt unterschreiben, das Ihnen erlaubt, mir meinen Sohn wegzunehmen«, sagte ich und begann allein schon bei dem Gedanken, dass ich von ihm getrennt und allein wäre, zu zittern. »Ich habe so hart für ihn gekämpft, ich kann ihn einfach nicht weggeben.«
»Tut mir Leid, Mrs. Donald«, sagte die Frau. »Sie haben keine Wahl, aber ich verspreche Ihnen, dass er zu Leuten kommt, die sehr nett zu ihm sein werden.«
»Gib mich nicht weg, Mami«, flehte Michael, als er erfasste, was sich da abspielte. Er fing an zu weinen.
»Das tue ich ja nicht«, sagte ich, doch ich konnte mein Versprechen nicht halten.
Ich sah ihn mit der Sozialarbeiterin weggehen; sein tränenverschmiertes Gesicht, als er sich zu mir umdrehte, war das Schlimmste, das mir je im Leben passiert ist. Nun war ich also wieder allein, von den Menschen getrennt, die ich am meisten liebte, die Seele mit schwerer Schuld beladen. Ich konnte nur noch unkontrolliert schluchzen.
13. KAPITEL
Gegenwehr
Ich blieb drei Tage in der Zelle, bettelte aber die ganze Zeit
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