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Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story

Titel: Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina French
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entsinne mich, dass er sehr freundlich war, als wäre er auf meiner Seite und nicht gegen mich. Es suchten mich noch andere Leute auf, aber deren Namen und Gesichter
waren alle verschwommen und vermischten sich mit meinen ruhelosen Träumen, wenn ich versuchte, Schlaf zu finden, jedoch immer wieder aufschreckte. Irgendwann einmal ließ mir die Polizistin eine Schachtel Zigaretten zukommen - wohl das schönste Geschenk, das mir je jemand gemacht hat.
    Weil mein Englisch recht schlecht war und ich auch das System nicht kannte, hatte ich keine Ahnung, was in den nächsten Monaten im Gefängnis auf mich zukommen würde. Ich befürchtete, für immer und ewig dort drinbleiben zu müssen, und wusste nicht, wie ich das ertragen sollte. Ich sah keine Möglichkeit, je herauszukommen - außer um an den Galgen gebracht zu werden. Ich fand auch, dass ich gar nicht herauskommen sollte, außer für meine Hinrichtung. Ich war dieses Verbrechens schließlich schuldig, nicht? Ich war eine Mörderin.
    Als ich mit den anderen Frauen eine Zelle teilte und hörte, wie sie von ihrem Leben und ihrer Kindheit erzählten, musste ich viel an früher denken. Es wurde mir klar, welch ein Glück ich gehabt hatte, als ich noch klein war, im Kreis einer einfachen, liebevollen Familie aufzuwachsen und keine weiteren Sorgen und Kümmernisse zu haben, als wo das nächste Paar Flip-Flops herkommen sollte. Viele der Frauen, deren Geschichte ich hörte, hatten nie in ihrem Leben eine Zeit völligen Glücks gekannt. Sie erzählten mir Geschichten, wie sie von ihrem Vater, ihrem Freund und ihrem Mann geschlagen worden waren. Sie erzählten von ihrer Zeit auf der Straße und ihren Drogenproblemen. Den meisten von ihnen hatte man ihre Kinder weggenommen, und einige hatten kein Zuhause. Einige von ihnen erzählten mir, dass sie das Leben im Gefängnis dem draußen vorziehen würden - es
sei wie ein »Ferienlager« hier drinnen. Zumindest hatten sie es im Gefängnis warm und trocken und bekamen zu essen; und zumindest schlug oder vergewaltigte sie dort niemand. Da die Frauen keine Bleibe hatten, waren sie meistens innerhalb von ein paar Tagen nach ihrer Freilassung wieder da. Ich konnte diese Einstellung nicht verstehen. Mir kam jeder Monat hinter Gittern wie ein Jahr vor.
    Es war einfach, im Gefängnis an Drogen heranzukommen, und mir schien, dass mindestens achtzig Prozent der Frauen welche nahmen.
    In meinem Kopf verbrachte ich die meiste Zeit im Haus in den Bergen oder unten am weißen Sandstrand, wo ich in die Palmen und in den blauen Himmel hinaufschaute, anstatt die nackten Gefängnismauern anzustarren, die von grellen Neonlampen erleuchtet waren. Ich erinnerte mich, wie sich die schweren tropischen Regenfälle auf den Blättern der Dschungelpflanzen anhörten und das Dröhnen der vorbeifahrenden Motorräder und auch die freundlichen Stimmen, und versuchte, das Gefluche und Geschrei um mich herum auszublenden. Einige der Frauen schienen den Beamten keinen Respekt entgegenzubringen, obwohl die meisten wirklich sehr freundlich waren, aber schließlich respektierten sie sich selbst ja auch nicht.
    Die erste Frau, mit der ich die Zelle teilte, war wegen eines Drogendelikts inhaftiert; sie erkundigte sich vorsichtig nach meiner Vergangenheit und weshalb ich hier sei, aber ich konnte nicht darüber reden, ohne dass die Gefühle mit mir durchgingen. Es war alles zu leidvoll. Die Frau hatte eine ganze Schachtel Zigaretten, bot mir aber bloß ein paar Züge an, was ich schäbig fand. Ich verstand bald, dass man arbeiten musste, um sich sein Geld für
Zigaretten zu verdienen. Sie waren eine wertvolle Währung.
    Auch wenn ich nichts von mir erzählen wollte, so schloss ich langsam doch Freundschaften. Ich nahm am Unterricht teil, um aus der Zelle herauszukommen, um mir die endlosen Stunden zu vertreiben und um mir Geld für meine eigenen Zigaretten zu verdienen. Ich besuchte den Kunstunterricht, denn ich wollte zeichnen lernen, außerdem machte ich Schneider- und Computerkurse. Mit den Lehrern kam ich gut zurecht. Die Nählehrerin meldet sich bis heute immer wieder bei mir. Jedes Jahr schickt sie mir zu Weihnachten eine Karte, auf der steht: »Hoffentlich nähen Sie noch immer, Sie können das nämlich wirklich gut.«
    Zuerst glaubte sie mir nicht, dass ich in Brunei Modedesign studiert hatte, bis ich dann für einen Wettbewerb im Gefängnis eine Flickenpuppe fertigte. Ich wurde Zweite und gewann vierzig Pfund.
    Die Puppe habe ich mir aufgehoben, obwohl sie

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