Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)
herausnehmen und »einfach an die Wand klatschen«.
Die Jugendlichen kennen auch in den nächsten Tagen nur ein Thema: Joachim Grauert soll »kaltgemacht werden«. Alle drängen sich danach, mitzumachen. Selbst die Mädchen wollen vor der Tötung eines Menschen, den sie kennen und der ihnen nichts getan hat – im Gegenteil –, nicht zurückschrecken.
Kripo: Wenn doch angeblich alle mitmachen wollten, warum habt dann nur Thomas und du die Tat begangen?
Peter: Die Mädels wollten wir nicht dabeihaben, die hätten später gequatscht. Maximal drei Mann. Der Bernd wollte auch mitmachen, der war richtig heiß drauf. Hat aber dann doch nicht geklappt.
Bernd heißt mit Nachnamen Fischer und ist 16 Jahre alt. Als Peter und Thomas den Termin für die Tötung Joachim Grauerts festlegen, ist Bernd verhindert. Er muss auf seine jüngeren Geschwister aufpassen, weil die Eltern zu einer Geburtstagsfeier eingeladen sind.
Es ist 21.30 Uhr, als Peter von einer Telefonzelle aus Joachim Grauert anruft. Ob sie ihn jetzt noch besuchen dürften? Einverstanden. Eine Viertelstunde später öffnet Joachim Grauert bereitwillig seinen Mördern die Tür. Peter hat unter seiner Kleidung zwei Messer versteckt.
Kripo: Warum seid ihr von dem Plan abgewichen, den Mann in seiner Wohnung zu töten?
Peter: Kam uns irgendwie komisch vor.
Kripo: Kannst du das genauer erklären?
Peter: Als der mal auf dem Klo war, hab ich mit Thomas gelabert. War uns irgendwie zu unsicher, das Ganze. Wenn wir den killen, schreit der doch. Die Nachbarn hören das. Nee.
Als Joachim Grauert seinen Toilettengang beendet hat, erzählt Thomas ihm von einem Zelt, das noch am Baggerloch steht und dringend abgeholt werden muss. Ob er ihm dabei behilflich sein und ihn dorthin fahren könne? Peter würde auch dabei sein wollen. Kein Problem. Joachim Grauert willigt ein.
Die Fahrt geht zu einem sieben Kilometer entfernten Baggerloch an der Peripherie der Stadt. Zehn Minuten später laufen die drei am Ufer entlang und suchen in der Dunkelheit nach einem Zelt, das es nicht gibt.
Peter lässt sich kurz zurückfallen. Jetzt ist Joachim Grauert vor ihm. Peter zieht das Fleischermesser aus seinem Hosenbund und stößt es Joachim Grauert in den Rücken. Der zweite Stich dringt wesentlich tiefer in den Körper ein, bis zum Schaft. Das Messer bleibt stecken.
Kripo: Was hast du beim Zustechen empfunden?
Peter: Geiles Gefühl. Warm. Kribbeln.
Kripo: Warum hast du nicht weiter zugestochen?
Peter: Ging nicht.
Kripo: Warum nicht?
Peter: Der hat sich weggedreht und wollte weglaufen.
Joachim Grauert stöhnt vor Schmerzen und versucht, seinen Peinigern zu entkommen. Doch Thomas stoppt ihn mit einem wuchtigen Faustschlag ins Gesicht. Joachim Grauert bricht zusammen. »Stich doch weiter!«, brüllt Thomas. Er weiß nicht, dass das Messer noch im Rücken des Opfers steckt.
Also wird getreten, mit aller Kraft: gegen den Kopf, gegen den Hals, gegen den Oberkörper. »Hört doch bitte auf!«, fleht Joachim Grauert. Aber es wird weiter zugetreten. »Ihr bringt mich ja um!« Die Antwort sind weitere Fußtritte.
Plötzlich Stimmengewirr. Spaziergänger nähern sich. Thomas und Peter halten ein und spähen gebannt in die Dunkelheit. Währenddessen versucht Joachim Grauert, sich aufzurappeln, fällt wieder hin und stürzt eine kleine Böschung hinunter.
Sekunden später ist Thomas bei ihm und beruhigt den Schwerstverletzten. Man werde ihm sofort helfen und in ein Krankenhaus bringen. Er müsse nur versprechen, sie nicht zu verraten.
Schließlich ist auch Peter wieder da. Man richtet Joachim Grauert auf. Der hat Schmerzen und jammert und stöhnt. Er wird lauter. »Jetzt sei doch endlich ruhig!«, zischt Peter. Die Spaziergänger kommen in Sichtweite. Joachim Grauert hält die Schmerzen nicht aus, keucht, röchelt, fleht leise: »Helft mir doch! Es tut so weh!«
Kripo: Als Joachim Grauert um sein Leben gebettelt hat, was ging dir da durch den Kopf?
Peter: Versteh die Frage nicht.
Kripo: Er war doch dein Freund. Hattest du kein Mitleid?
Peter: Nee.
Weil Joachim Grauert seine Schmerzen nicht unterdrücken kann, beginnt Peter laut zu pfeifen. Thomas auch. Jetzt ist Joachim Grauerts Stöhnen nicht mehr zu hören – nur noch das Pfeifen der Mörder.
Die Spaziergänger bemerken die Männer am Ufer, reagieren aber nicht auf sie. Dann sind die unliebsamen Zeugen weg. Thomas will von Joachim Grauert wissen, wo das Messer ist. »Ich habe es rausgezogen und weggeworfen.« Einige Minuten lang wird
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